Was sich in hohen Baumkronen abspielt, können Forschende bisher nur mit großem Aufwand untersuchen. Schweizer Wissenschaftler haben daher nun spezielle Drohnen entwickelt, die sich im dichten Astwerk für eine längere Beobachtung richtiggehend einnisten können. Eine erste Drohne mit dem Namen „Hedgehog“ („Igel“) hat das Team der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und der ETH Zürich bereits entwickelt, wie die beiden Institutionen am Freitag mitteilten.
Wälder, die etwa ein Drittel der Erdoberfläche bedecken, seien von enormer Bedeutung für die Artenvielfalt, die Klimaregulierung und das ökologische Gleichgewicht, hieß es in der Mitteilung. Um Schutzmaßnahmen und waldbauliche Entscheidungen treffen zu können, seien Daten aus den Baumkronen erforderlich. Damit Forschende nicht mehr Schwindelfreiheit und Klettertalent mitbringen oder teure Gerüstbauten erstellen müssen, setzt das Entwicklungsteam nun auf spezielle Drohnen, die es als „eigentliche Umweltroboter“ bezeichnet.
Schutzgitter und Stacheln
Diese unterscheiden sich von den üblichen Drohnen, die bisher nur in der Lage waren, Informationen während eines Überflugs zu sammeln. Dabei setzten aber die begrenzte Akkudauer und die lärmenden Motoren der Nutzung gewisse Grenzen, wie WSL und ETH schreiben. Der neue „Hedgehog“-Prototyp imitiert demgegenüber das Verhalten der Lebewesen, die in den Baumkronen leben. Ihre besonderen Fähigkeiten verdankt sie zwei Elementen: einem Schutzgitter und Stacheln.
Das zylindrische Schutzgitter deckt die Propeller ab. „Dies erlaubt selbst dann einen sicheren Flug, wenn die Berührung mit Blättern und Ästen unvermeidlich ist.“ Zudem diene es als Träger für Akkus, Mikrofone, Kameras und weitere Sensoren. Mit den Stacheln, die von der japanischen Origami-Falttechnik inspiriert sind, kann sich die Drohne an einem Ast festhalten: Berühren die Stacheln einen Ast, öffnen sich deren seitliche Faltklappen, um sich der unregelmäßigen Astoberfläche anzupassen.
Schlummert in den Ästen
Hat sich der Umweltroboter eingenistet, kann er in einen Standy-Modus versetzt werden. Er kann dann mit seinen eingebauten Instrumenten über längere Zeit unauffällig das Geschehen in der Baumkrone beobachten, bis er wieder geweckt und zur Basis zurückgeholt wird.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.