Skoliose

„Ein steifer Rücken blieb mir erspart“

Patientenberichte
14.11.2021 05:00

Bei rund drei Prozent aller Kinder und Jugendlichen kommt es zur seitlichen Verkrümmung der Wirbelsäule. Eine junge Betroffene erzählt von ihrer Behandlung.

Die 17-jährige Lena Teichmeister litt an einer starken Deformierung der Wirbelsäule, die sich in der Pubertät bemerkbar machte. „Im Jahr 2015 war noch alles unauffällig und gerade. Dann hatte ich einen enormen Wachstumsschub mit starken Nackenschmerzen, die aber wieder verschwanden. Da habe ich mir noch nichts gedacht. Innerhalb von 2-2,5 Jahren traten jedoch immer wieder Rückenschmerzen auf, die stetig zunahmen. Ich konnte mich kaum bewegen, und langes Sitzen in der Schule war fast nicht mehr auszuhalten“, berichtet die junge Niederösterreicherin.

Deformierung der Wirbelsäule verschlimmerte sich stetig
Anfang dieses Jahres war äußerlich erkennbar, dass die Wirbelsäule eine leichte Kurve macht. Da kam der Punkt, an dem sich für Lena alles änderte. „Die Röntgenuntersuchung im Spital zeigte eine starke Verkrümmung, die sich weiter drastisch verschlechterte. Das war ein großer Schock“, erzählt sie. Bei fast ausgewachsenen Patienten mit so starker Deformierung wie im Fall von Lena Teichmeister stellte laut den Experten das Tragen eines Korsetts keine Lösung mehr dar, und sie rieten der damals 16-Jährigen zur Operation.

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Die Röntgenuntersuchung im Spital zeigte eine starke Verkrümmung, die sich weiter drastisch verschlechterte. Das war ein großer Schock.

Lena Teichmeister

Dieser Eingriff sollte bei einer schweren Ausprägung möglichst früh erfolgen, um ein Voranschreiten zu verhindern. Die Standardmethode endet in einer Versteifung von längeren Wirbelsäulenabschnitten, wodurch jedoch die gewohnte Beweglichkeit eingeschränkt ist und Patienten ihre Bewegungsmuster anpassen müssen, um den Alltag bewältigen zu können. „Ich habe immer viel Sport gemacht: rhythmische Sportgymnastik, Geräteturnen, Reiten. Die Vorstellung von einer versteiften Wirbelsäule schreckte mich ab. Im Orthopädischen Spital Speising in Wien wurde eine neue Methode erwähnt“, berichtet der Teenager.

„Bei der Technik, der ,dynamischen Skoliosekorrektur‘ werden die Wirbel wie bei der Versteifung mit Schrauben besetzt, die Schrauben dann jedoch anstelle von Metallstäben mit einem speziellen Seil, das aus medizinischem Kunststoff besteht, verbunden. Damit lässt sich die Krümmung korrigieren, und die Wirbelsäule bleibt trotzdem beweglich“, erläutert der Skoliose-Spezialist Dr. Stefan Schenk, Oberarzt am Wirbelsäulenzentrum im Orthopädischen Spital Speising in Wien.

Dank „dynamischer“ Technik blieb Beweglichkeit erhalten
Jedoch ist die Korrekturmöglichkeit aufgrund des verwendeten Materials geringer und nicht jede Form der Skoliose auf diese Weise behandelbar. Bei fast ausgewachsenen Jugendlichen wird das Seil unter hoher Spannung angelegt, um die Verkrümmung zu korrigieren. Die zweite Anwendungsmöglichkeit ist bei Patienten, die noch ein deutliches Wachstumspotenzial haben: Durch den Einsatz des Seils auf der nach außen gewölbten (konvexen), längeren Seite, kann das Wachstum gehemmt werden. Die nach innen gewölbte (konkave), kürzere Seite holt auf, und die Skoliose „wächst sich aus“.

Lena hat sich dann recht schnell für die Operation entschieden, die im Juli dieses Jahres erfolgte. Sie erzählt: „Der Eingriff hat lange gedauert, ich war 5 Tage auf der Intensivstation, dann wurde ich auf die Normalstation verlegt. Nach 10 Tagen durfte ich wieder nach Hause. Anfangs musste ich mich schonen, absolvierte Physiotherapie und konnte rasch wieder den Alltag bewältigen. Ich habe zwar noch nicht die komplette Beweglichkeit, aber es wird immer besser. Dafür mache ich regelmäßig Übungen, auch um die Muskeln zu stärken, und achte auf eine aufrechte, gerade Haltung - vor allem im Sitzen.“ Da bei dieser Methode keine knöcherne Versteifung der Wirbel angestrebt wird, kann das Seil mittelfristig reißen. „Damit rechnen wir sogar, aber wir hoffen, dass sich bis dahin alles ausreichend stabilisiert hat. Mir geht es jedenfalls gut, ich kann wieder Sport machen, möchte auch bald wieder zum Reiten beginnen“, freut sich Lena Teichmeister über ihre neu gewonnene Lebensqualität.

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