Treffen mit dem Bundeskanzler und seinem Vize Samstagvormittag, kurz nachdem der neue erschreckende Tagesrekord (fast 10.000) bei den Corona-Neuinfektionszahlen bekannt wurde. Und vier Wochen nachdem Sebastian Kurz seinen Rück- oder „Zur-Seite-Tritt“ bekannt gegeben hat und Alexander Schallenberg als seinen Nachfolger (oder Platzhalter) präsentiert hat. Wir haben uns auf Wunsch von Schallenberg und Werner Kogler in der Albertina modern am Wiener Karlsplatz verabredet, jenem Museum, das pandemiebedingt zusperren musste, bevor es aufsperren konnte. Im Museums-Café geben die beiden Herren ihr erstes gemeinsames Interview als Kanzler und Vizekanzler - exklusiv für die Leser der Sonntags-„Krone“. Sie äußern sich zum Klima und den Belastbarkeitsgrenzen in der türkis-grünen Koalition, zur Corona-Krise und den Aussichten auf die nächsten Wochen und Monate. Wie wird es zu Weihnachten sein, das wollen wir sechs Wochen davor wahrscheinlich alle wissen. „Es wird wohl ein 2-G-Weihnachten werden“, sagt der Kanzler, und sein Vize ist auch nicht optimistischer. Wir sprechen auch über die Spaltung in unserem Land. Beide betonen, wie wichtig ihnen die Überwindung dieser Spaltung sei. Was sie auch überdeutlich betonen: Wie wichtig ihnen die konstruktive Zusammenarbeit in der türkis-grünen Koalition sei. Mittlerweile hat ja auch schon jenes Treffen aller Regierungsmitglieder stattgefunden, das Schallenberg als „Get-together mit Aussprache und ohne Medien“ tituliert hatte. Wie es war? Da gibt sich der Vizekanzler als Reime-Schmied: „Es war länger als gedacht und es wurde auch gelacht.“ Na, dann - kann ja fast nichts mehr schief gehen, oder?
„Scherm auf“. „Wir sind wieder zu spät dran und hinken ständig hintennach“ - das sagt Top-Infektiologe Florian Thalhammer im aktuellen Zwiegespräch mit Polit-Professor Peter Filzmaier in der Sonntags-„Krone“. Thalhammer meint wie viele andere, die österreichische Politik sei gefährlich säumig gewesen. Der Kärntner SPÖ-Landeshauptmann Peter Kaiser bläst ins selbe Horn, zielt auf Ex-Kanzler Kurz. Dieser habe die Pandemie zu oft „für beendet“ erklärt, „falsche Beendigungsankündigungen“ hätten möglicherweise zu einer „gewissen Lässigkeit im Umgang mit Corona“ geführt. Versäumnisse lassen sich Kurz-Nachfolger Alexander Schallenberg und Vizekanzler Werner Kogler freilich nicht gerne nachsagen. Im Interview für die „Krone“ (siehe oben) weisen sie das von sich. Und der neue Kanzler hat sicher nicht unrecht, wenn er meint, es wäre absurd gewesen, im Sommer Maßnahmen zu verhängen, die man nicht akzeptiert hätte. Allerdings: Auch deshalb nicht akzeptiert hätte, weil ja ein „normaler Sommer“ versprochen worden war. Und so haben wir jetzt den sprichwörtlichen „Scherm auf“. Wieder einmal!
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.