Kuriose Einsprüche

Wenn der Horizont nur bis zur Steckdose reicht

Niederösterreich
18.10.2021 14:40
„Ein tolles Projekt – aber könnt ihr das nicht woanders machen?“ Energie-Erzeuger hören das ständig, wenn sie ein Projekt mit Grün-Strom auf den Weg bringen oder eine bereits bestehende Anlage modernisieren oder verbessern wollen. Ein Klagelied mit skurrilen Aspekten und dem Vorwurf, dass der Horizont mancher Projektgegner nicht weiter als bis zur eigenen Steckdose reicht.

Noch nie war das Spannungsfeld zwischen Klimaschutz in Form von Grünstromerzeugung und lokalem Natur-, Landschafts- oder Artenschutz größer. Bei nahezu jedem Projekt werde der Energieanbieter EVN darin bestätigt, dass Klimaschutz extrem wichtig sei, sagt Sprecher Stefan Zach. Sobald es aber dann darum ginge, eine Ökostrom-Anlage in näherer Umgebung zu bauen, würden plötzlich andere Argumente weitaus schwerer wiegen, als dass man bis 2030 Unmengen zusätzlicher erneuerbarer Energie benötige, um dem gebotenen Klimaschutz nachzukommen.

Enorme Verzögerungen
Für enorme zeitliche Verzögerungen sorgen die vielen Einspruchsmöglichkeiten in jeder Phase eines Projekts. Verfahren werden von Gegnern solange vor Gericht verzögert, bis die auf Zeit erteilten Bescheide ihre Gültigkeit verlieren und alles wieder von vorne beginnt. So sind auch alle 70 Windradprojekte der EVN beeinsprucht. „Egal, ob es sich um einen Windpark, eine Fotovoltaikanlage, ein Naturwärmewerk oder um die Modernisierung eines historischen Wasserkraftwerks handelt: Der Ort ist so gut wie immer aus Sicht verschiedener Gruppen ungeeignet“, betont der EVN-Sprecher.

Man müsse alle Einwände und Bedenken ernst nehmen, so Zach. Manches Mal gäbe es aber doch Grenzen:

  • Bei einer kleineren geplanten Fotovoltaikanlage bei einem alten Wasserkraftwerk in Wiener Neustadt befürchten Anrainer, dass eine Blumenwiese“ (siehe Foto rechts unten) zubetoniert werde. Auf der Fläche wurde von der EVN vor rund einem Jahr ein altes Schalthaus weggerissen. Anrainer befürchten wegen der Sonnenstromanlage eine Störung der Nachtruhe!
  • Beim Kleinwasserkraftwerk im St. Pöltner Stadtteil Harland soll eine PV-Anlage errichtet werden, wo ein für Fußgänger gesperrter Weg ist. Weil jetzt ein Sicherheitszaun für die Anlage errichtet werden muss, regt sich Widerstand in der Bevölkerung, weil dort der ohnehin gesperrte Weg nicht mehr passiert werden kann.
  • Für die Modernisierung des Umspannwerks in Stockerau wird 1500 m2 mehr Fläche benötigt, wodurch zusätzlich 30.000 PV-Anlagen einspeisen könnten. Es gibt Widerstand wegen der Rodung der Marienhöhe, obwohl dort nur Gestrüpp und kein einziger ausgewachsener Baum steht.
  • Weil die Prüfung einer ohnehin unmöglichen Variante eines Erdkabels nicht von einer Behörde in Auftrag gegeben wurde, verzögert nun ein Gerichtsurteil den Bau einer Hochspannungsleitung im Weinviertel: Sie hätte die Gas-Verdichterstationen der OMV in Baumgarten versorgen sollen. Nun muss diese zumindest für ein weiteres Jahr mit fossiler Energie betrieben werden.

„Geht nur um Ablehnung“
„In Wirklichkeit geht es hier nur um die Ablehnung jeder Veränderung. Damit werden wir aber eine erneuerbare Energiezukunft nicht schaffen“, resümierte EVN-Sprecher Zach.

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