Bremsprobleme!

Fünf Lastenräder im Test – eines ist durchgefallen

Motor
15.10.2021 00:00

Alles, was elektrisch fährt, ist umweltfreundlich? Zweifelhaft, wenn man die Massen an Scootern in den Innenstädten anschaut. Aber Lastenfahrräder? Ja, die könnten teilweise Autofahrten ersetzen. Der ÖAMTC hat nun gemeinsam mit seinen Partnern fünf dieser Lastesel im Preisrahmen von etwa 3000 bis 8000 Euro getestet.

(Bild: kmm)

Elektro-Lastenfahrräder bieten im urbanen Raum vielfältige Transportmöglichkeiten: vom gewerblichen Transport von Waren bis hin zur privaten Nutzung als „Kinder-Taxi“ oder für den großen Familien-Wocheneinkauf. Das beachtliche Gepäckvolumen und die hohe Zuladung in Kombination mit dem Elektroantrieb ermöglichen auf kürzeren Strecken Transportaufgaben, die mit einem Kleinwagen vergleichbar sind. Dass sie im Straßenverkehr als sperrige Hindernisse auftreten können, ist ein anderes Thema.

(Bild: ÖAMTC)

Zwei Lastenräder „gut“
Im Test schnitten zwei Testkandidaten „gut“ ab, zwei „befriedigend“ und einer fiel im Test durch. Eines der beiden guten ist das „e-kids“ von Chike aus Deutschland. Es punktet mit einer soliden Verarbeitung und hoher Sicherheit. Durch die Neigungstechnik ist es ähnlich wie ein normales Fahrrad zu fahren. Für das Modell sind verschiedene Transport-Aufsätze erhältlich - im Test kam eine überdachte Variante speziell für den Kindertransport zum Einsatz.

Chike e-kids (Bild: ÖAMTC)
Chike e-kids

Ebenfalls „gut“ bewertet wurde das „MK1-E Automatik“ des dänischen Herstellers Butchers & Bicycles. Es ist wertig verarbeitet, gut ausgestattet sowie gefedert und punktet mit einem kräftigen Motor und einem wartungsfreien Riemenantrieb. Die Kindersicherheit leidet allerdings unter dem Umstand, dass die Köpfe oben ungeschützt herausschauen - das hat sich in einem Crashtest des ÖAMTC im Juli 2021 als gefährlich herausgestellt.

Butchers & Bicycles MK1-E Automatik (Bild: ÖAMTC)
Butchers & Bicycles MK1-E Automatik

Ein „befriedigend“ erreichte das Lastenrad „e-Family“ des Herstellers Nihola aus Dänemark. Der Antrieb verfügt einerseits über die größte Reichweite, andererseits spricht der Motor spät und heftig an - in Kombination mit der sehr direkten Lenkung stellt sich ein unsicheres Fahrgefühl bei höheren Geschwindigkeiten ein.

Nihola e-family (Bild: ÖAMTC)
Nihola e-family

Das „Go-E“ des niederländischen Herstellers Babboe sieht stylisch aus, erzielte im Test aber ebenfalls nur ein „befriedigend“. Die Fahreigenschaften fallen „nervös“ aus - bei hohem Tempo schaukelt sich das Rad auf. Die geschwindigkeitsabhängige Unterstützung führt zu schwachen Ergebnissen am Berg. Die Reichweite war im Test die geringste von allen Kandidaten.

Babboe Go-E (Bild: ÖAMTC)
Babboe Go-E

Das einzige „nicht genügend“ im Test geht an den „Carry 3“ von Hersteller Vogue aus den Niederlanden. „Geschuldet ist das den gefährlich schwachen und einseitig ziehenden Bremsen. Auch die Kabelverlegung und das fehlende Prüfzeichen beim Licht sind negativ aufgefallen. Außerdem haben wir in den Griffen und im Sattel den Schadstoff Naphthalin gefunden, der im Verdacht steht, krebserregend zu sein“, erklärt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl das schlechte Abschneiden.

Vogue Carry 3 (Bild: ÖAMTC)
Vogue Carry 3
Die Ergebnisse im Überblick - zum Vergrößern bitte klicken! (Bild: ÖAMTC)
Die Ergebnisse im Überblick - zum Vergrößern bitte klicken!

Folgendes sollte man beachten:

  • Vor dem Kauf im Fachhandel beraten lassen und ggf. die Kinder mitnehmen, um die Transportmöglichkeit von Kindern auszuprobieren.
  • Unbedingt Probe fahren. „Das Fahrverhalten in Kurven in Kombination mit dem E-Antrieb erfordert ein vorsichtiges Herantasten, egal mit welchem Lenkungssystem. Nach Möglichkeit sollte man das Fahrrad auch mit Beladung ausprobieren“, so Kerbl. Besonders die Bremseigenschaften prüfen.
  • Kinder unter 12 Jahren müssen einen Helm tragen und mit einem Gurtsystem gesichert sein. „Für den Fall, dass ein Lastenrad umkippt, sind Kinder besser geschützt, wenn der Kopf nicht über die Kante der Transportwanne ragt und Überrollbügel vorhanden sind.“
  • Auf die Fahrzeugbreite achten. Auf Radwegen sind Lastenräder mit maximal 100 cm Breite zugelassen, sonst muss man auf der Straße fahren. Alle fünf Testkandidaten liegen unterhalb dieser Breite.
  • Vorab Abstellmöglichkeiten klären: Verwinkelte Gänge (vergleichsweise großer Wenderadius) oder Stiegen zu einem Fahrradabstellraum bzw. die Größe desselben können ein K.-O.-Kriterium sein. Das Abstellen draußen ist erlaubt, aber in Hinblick auf die Haltbarkeit der Komponenten nicht empfehlenswert.
  • Das Abstellen auf der Straße zwischen parkenden Autos ist erlaubt, unbedingt mittels Parkbremse vor einem Wegrollen sichern. Auf dem Gehsteig ist das Abstellen erlaubt, wenn dieser breiter als 2,5 Meter ist und niemand behindert wird. Sind Fahrradständer auf der Straße oder am Gehsteig in der Nähe vorhanden, kann man diese zwecks Sicherung nutzen.
  • Abstellen in Ladezonen: „Halte- und Parkverbotszonen“ mit dem Zusatz „ausgenommen Ladetätigkeit“ dürfen mit Lastenfahrrädern für Ladetätigkeiten verwendet werden, wenn es sich um ausschließlich zur Beförderung von Gütern bestimmte Lastenfahrräder handelt.
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(Bild: kmm)



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