Noch nie in der Geschichte Deutschlands ist einem Kanzler erst beim zweiten Anlauf die Wahl im Bundestag gelungen – und das in Zeiten der schwersten Wirtschaftskrise des Landes. Die ohnehin schwer bedrängte politische Mitte hat sich einmal mehr selbst ins Knie geschossen.
18 Heckenschützen aus dem eigenen Lager passen zu dem Bild, das die deutsche Politik in den letzten Jahren darstellt: Führungsmangel, Qualitätsverlust. Deutschland hat seine Rolle als Stabilitätsanker in Europa verloren.
Friedrich Merz war schon vor der Kanzlerwahl beschädigt. Bei der Bundestagswahl im Herbst blieb seine CDU unter den Erwartungen. Der spröde, beratungsresistente Elite-Advokat ist nicht populär. Er war vor zwanzig Jahren von seiner Rivalin Angela Merkel aus der Politik gedrängt worden und ist daher ohne Regierungserfahrung.
Eine sprunghafte Ungeschicklichkeit reihte sich an die nächste: mal ein Probegalopp mit der AfD, mal der eine, mal der andere Bruch eines Wahlversprechens: Statt Sparbudget ein Schuldenpaket der Sonderklasse, statt faktische Grenzschließungen nur verstärkte Kontrollen. Bei der Auswahl der Ministerriege fühlten sich Parteifreunde übergangen.
Zuletzt hatte Merz einfach zu viele Menschen enttäuscht. Olaf Scholz hat seine Autorität am Ende seiner Kanzlerschaft verspielt, Friedrich Merz schon am Beginn. Bleibt die Frage, wann Deutschland endlich wieder funktioniert?
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