Taliban warnen Frauen:

„Kämpfer nicht trainiert, nicht zu misshandeln“

Ausland
26.08.2021 12:04

Seit ihrer Machtübernahme in Afghanistan werden die Taliban nicht müde zu betonen, dass Frauen mehr Freiheiten haben sollen als gedacht. Derzeit werden sie jedoch dazu aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Wie ein Sprecher erklärte, mache man sich Sorgen, „dass unsere Truppen, die neu und noch nicht sehr gut ausgebildet sind, Frauen misshandeln könnten“.

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) erklärte am Mittwoch in der ORF-„ZiB 2“, dass man die Taliban nun „an ihren Taten messen“ wolle. Und diese lieferten bereits einen ersten Vorgeschmack: Aus allen Teilen Afghanistans häufen sich Berichte von Repressalien gegen die Bevölkerung - die UNO verurteilte bereits die ersten Massenhinrichtungen im Land.

Frauen sollen zu Hause bleiben
Dennoch zeigen sich die Taliban weiterhin bemüht, ein gemäßigteres Bild abzugeben. Nun lassen sie aber mit einer durchaus skurrilen Botschaft aufhorchen: Bevor Frauen diverse Rechte erhalten, zur Schule gehen oder einer Arbeit nachgehen können, sollen sie vorerst zu Hause bleiben. Es handle sich dabei um eine „temporäre Maßnahme“, um die Frauen zu schützen, wie Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid erklärte.

„Wir machen uns Sorgen, dass unsere Truppen, die neu und noch nicht sehr gut ausgebildet sind, Frauen misshandeln könnten“, sagte Mudschahid. „Wir wollen nicht, dass unsere Kräfte, Gott bewahre, Frauen schaden oder sie belästigen.“

„Kein Problem mit berufstätigen Frauen“
Ahmadullah Waseq, Stellvertreter des Kulturausschusses der Taliban, sagte der „New York Times“, die Taliban hätten „kein Problem mit berufstätigen Frauen“, solange sie Hijabs trugen. Er fügte allerdings hinzu: „Im Moment bitten wir sie, zu Hause zu bleiben, bis sich die Situation normalisiert hat.“

Expertin: „Moment der Sicherheit kam nie“
Für die stellvertretende Direktorin für Frauenrechte bei Human Rights Watch ist diese Art der Vorgangsweise nicht neu. Die Taliban hätten bereits während ihrer letzten Herrschaft ähnliche Behauptungen gemacht, wie Heather Barr der „New York Times“ erklärte. Schon als sie von 1996 bis 2001 die Macht innehatten, durften Frauen nicht außerhalb ihres Hauses arbeiten und es wurde ihnen untersagt, ohne männlichen Vormund das Haus zu verlassen. Mädchen und Frauen durften nicht zur Schule gehen.

„Die Erklärung war, dass die Sicherheit nicht gut war und sie darauf warteten, dass diese besser wird und Frauen dann mehr Freiheit haben“, erklärte sie. „Aber in den Jahren, in denen sie an der Macht waren, kam dieser Moment natürlich nie.“

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