Ein umstrittener Friedensplan für die Ukraine hat einen Putin-Vertrauten ins globale Rampenlicht gerückt: Kirill Dmitrijew. Obwohl er in Kiew geboren wurde, gilt der Fondsmanager als wichtigster Strippenzieher des Kremlchefs in den USA. Doch wer ist der MAGA-Flüsterer?
Donald Trumps Sondergesandter Steve Witkoff hat es schon wieder getan. Der Neu-Diplomat und Immo-Kumpel des US-Präsidenten sorgte erneut für einen weltweiten Aufruhr in politischen Kreisen. Vergangene Woche wurde ein sogenannter 28-Punkte-Plan für den Frieden in der Ukraine teilweise an US-Medien durchgestochen – und ein diplomatisches Chaos entfaltete sich.
So entstand „Putins Wunschliste“
Kritiker sahen darin „Putins Wunschliste“, so drakonisch waren die darin enthaltenen US-Forderungen an Kiews politische Führung. So sollte die Ukraine großflächig Gebiete abtreten, das Militär verkleinern sowie nicht der NATO beitreten dürfen und Russisch als Amtssprache einführen. Kurz: Wo USA draufstand, steckte eine gehörige Portion Allmachtsfantasie der Marke Moskau drin.
Wenige Minuten nach dem „Leak“ postete Witkoff – dem Vernehmen nach aus Versehen – auf der Plattform X öffentlich: „Er muss das von K. bekommen haben.“ Mit „Er“ meinte er den Journalisten, der den Plan öffentlich machte. Viel wichtiger ist jedoch jene Person, die hinter „K.“ steckt: Dabei handelt es sich sehr wahrscheinlich um Witkoffs guten Bekannten Kirill Dmitrijew, der in den vergangenen Jahren eine kometenhafte Karriere in Russland hingelegt hat.
Der gebürtige Ukrainer soll den 28-Punkte-Plan Ende Oktober bei einem Treffen mit Witkoff in Miami maßgeblich beeinflusst haben, den Trump der Ukraine und der Weltöffentlichkeit als eine Art US-Ultimatum verkaufte. Sprachexperten des „Guardian“ analysierten, dass Teile des Dokuments wohl einfach aus dem Russischen ins Englische übersetzt wurden. „An mehreren Stellen würde die Sprache auf Russisch funktionieren, wirkt jedoch auf Englisch seltsam“, schrieb die britische Zeitung. Bleibt also die Frage: Wer ist dieser Dmitrijew, der Trumps Leuten russische Maximalforderungen diktiert?
Auf diesen Ukrainer setzt Putin
Putins neuer Strippenzieher ist Leiter des staatlichen russischen Investmentfonds RDIF, der gegründet wurde, um Kapital aus den USA, Europa und den Golfstaaten nach Russland zu locken. Dmitrijew gilt mittlerweile als wichtigster Verbindungsmann des Kremlchefs in die USA. Obwohl nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine sein Fonds von Washington mit Sanktionen belegt und als „Schmiergeldkasse Putins“ bezeichnet wurde.
Wegbegleiter werfen dem gebürtigen Ukrainer vor, „besessen“ davon zu sein, als wichtig wahrgenommen zu werden. Als die Beziehung zwischen Trump und Putin im Herbst abkühlte, witterte der Harvard-Absolvent und Sohn einer Akademikerfamilie offenbar seine Chance.
Dmitrijews Karriere stützt sich auch auf sein enges Vertrauensverhältnis zum Kreml. Eine Schlüsselrolle spielt seine Ehefrau Natalia Popowa, eine bekannte Medienmanagerin. Sie ist eine Jugendfreundin von Putins Tochter Katerina Tichonowa und deren Stellvertreterin bei der kremlnahen Stiftung Innopraktika. Berichten zufolge sollen die beiden Familien mehrfach gemeinsam im Urlaub gewesen sein.
Experten beschreiben Dmitrijew als einen Technokraten, der die Vorgaben der russischen Führung verlässlich umsetzt. Diese „Zuverlässigkeit“ und seine Gesprächskanäle in die USA ließen ihn zuletzt kometenhaft aufsteigen.
MAGA-Versteher und „Dealmaker“
Insbesondere baute er eine Beziehung zu Witkoff auf und nutzte dessen Begeisterung für „Deals“. Gemeinsam fädelten sie im Februar die Freilassung des US-Lehrers Marc Fogel in einem Gefangenenaustausch ein – eine Geste, die als erster Schritt zur Entspannung zwischen Moskau und Washington wahrgenommen wurde. Dmitrijews Aktivitäten beschränken sich jedoch nicht auf Trumps Golf-Freund. Auf der Plattform X umwirbt er zahlreiche prominente MAGA-Figuren und verbreitet rechtspopulistische Narrative über Europas „Migrationskrise“ und vermeintliche „Pro-Trans-Programme“.
Dmitrijew soll Putin davon überzeugt haben, die Verhandlungen auf der Grundlage von Geschäftsinteressen zu führen. Dem „Guardian“ zufolge begann er nach Trumps zweiten Amtsantritt schnell damit, dem Weißen Haus zu signalisieren, dass mit einem möglichen Friedensabkommen Geld zu verdienen sei. Dabei warb er dem Vernehmen nach mit der Aussicht auf milliardenschwere Verträge in der Arktis und anderen Bereichen der Zusammenarbeit zwischen den USA und Russland – ein überzeugendes Argument für eine wirtschaftsorientierte Regierung.
Im „geleakten“ 28-Punkte-Plan war etwa ein Punkt dem eingefrorenem Milliarden-Vermögen des Kreml in Europa gewidmet. Darin war vorgesehen, dass ein großer Teil der rund 200 Milliarden Dollar an die USA gehen sollte, was die europäischen Unterstützer Kiews wieder einmal kalt erwischte.
Trotz seiner Loyalität zu Putin hat Dmitrijews rasanter Aufstieg im außenpolitischen Establishment Russlands für Unmut gesorgt. Sein Verhältnis zu Außenminister Sergej Lawrow gilt als notorisch schlecht.
Der Manager scheint aktuell aber unantastbar. Sein 28-Punkte-Plan brachte wieder Bewegung in die Friedensgespräche – zum Nachteil der Ukraine. Während Kiew und Europa nun eilig mit den USA nachverhandeln, kann sich Putin seinem aktuellen Kernziel widmen: der Zerstörung der Ukraine.
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.