70 Jahre Freie Theater

Als der Vorhang aufging für ein bühnenreifes Land

Steiermark
14.04.2021 08:00

Mit der Gründung des Grazer Theaters im Keller begann vor 70 Jahren eine neue Ära der steirischen Theatergeschichte. Heute hat nur Wien eine ähnlich professionelle freie Szene.

Mit rund 60 professionellen Gruppen und 145 Jugend- und Amateurgruppen ist die Steiermark ein echtes Theaterland. Ihren Anstoß nahm diese Liebe zur Bühne 1945: „Schon kurz nach Kriegsende hatten die Schauspieler Ingo Wamperer und Harald Kopp begonnen, Jugendlichen mit Theaterkursen eine sinnhafte Beschäftigung für die Freizeit anzubieten“, erzählt Alfred Haidacher, Leiter des Theaters im Keller in Graz.

Mit den „Spielvögeln“ hebt die Szene ab
Davon ausgehend kam es am 21. September 1951 mit der Gründung der „Spielvögel“ zum historischen Moment: „Die Gruppe war eine der ersten freien Theatergruppen der Welt. Graz kam nur wenige Monate nach New York“, weiß Haidacher.

„Frei“ war diese Gruppe vor allem von den Zwängen des Stadttheaters, „frei“ war sie aber viele Jahre auch von Fördergeldern der Politik: So wurde zwar schon früh ein Spielort - das Grazer Kellerlokal gab dem Theater auch seinen neuen Namen - ermöglicht, aber: „Erst ab 1992 wurden bei uns im Haus auch Gagen für Schauspieler ausbezahlt“, erinnert sich Haidacher.

Aus Amateuren werden Profis
„Das Besondere an der steirischen freien Szene ist, dass sie sich vor allem aus dem Jugend- und Laientheater heraus entwickelt hat und nicht, wie in vielen anderen Regionen, von abtrünnigen Schauspielern der Stadt- und Staatstheater geprägt wurde“, sagt Peter Faßhuber.

Er muss es wissen, denn auch er hat einst als Laie begonnen, ehe er vor nun 30 Jahren das THEO in Oberzeiring gründete, das heute weit über die Grenzen hinweg als „Stadttheater in der Provinz“ gefeiert wird.

Eine prägende Figur
Dass sich viele der Laiengruppen im Laufe der Jahrzehnte professionalisierten, war nicht zuletzt auch ein Verdienst von Ingo Wamperer: „Er wurde in den späten 1960ern von der Politik als Landesspielleiter eingesetzt und hat in dieser Funktion vieles angestoßen, von dem wir bis heute profitieren“, so Haidacher.

So gründete er etwa einen Verlag, der Klassiker für Laienproduktionen aufarbeitete, schickte vielversprechende Talente zu Workshops und begann vor allem, Theaterfestivals auch in der Provinz zu veranstalten - eine Tradition, die das von Peter Faßhuber geleitete Theaterland Steiermark bis heute fortsetzt.

Große und bunte Szene
So entstanden neben Graz auch in Wies oder Deutschlandsberg, Weiz oder Oberzeiring spannende Theaterorte, die immer wieder junge Talente hervorbringen. Und als einziges Bundesland haben wir mit Das Andere Theater seit einigen Jahren einen Dachverband der freien Szene: „All das trägt dazu bei, dass die Steiermark nach Wien das Bundesland mit der größten und buntesten freien Szene ist, in der immer wieder tolle junge Gruppen nachkommen“, so Faßhuber.

Das Theater im Keller als Ursprungsort der freien Szene, das heuer seinen 70. Geburtstag feiert, ist (trotz finanzieller Kürzungen vor einigen Jahren) alles andere als altersmüde: „Wir konzentrieren unsere Arbeit auf lebende Theaterautoren und haben sehr nachhaltige Strukturen geschaffen, die immer wieder neue Ideen ermöglichen“, sagt Haidacher - und fügt an: „Unsere Tür ist immer offen für Theaterverrückte.“

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