Proteste gehen weiter

UNO warnt vor Bürgerkrieg und „Blutbad“ in Myanmar

Ausland
01.04.2021 16:59

Zwei Monate nach dem Militärputsch droht Myanmar in bürgerkriegsähnliche Zustände abzurutschen. Ein „Blutbad“ stehe unmittelbar bevor, warnte die UN-Sonderbeauftragte für das Land, Christine Schraner Burgener. Sie rief den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen am Mittwoch dazu auf, alle Maßnahmen zu ergreifen, um eine „Katastrophe im Herzens Asiens“ zu vermeiden. Am Donnerstag setzten die Gegner der Militärmachthaber ihre Proteste fort (siehe Video oben).

Demonstranten verbrannten Kopien der von der Armee gebilligten Verfassung. In vielen Städten versammelten sich nach Medienberichten bereits in der Nacht Menschen zu „Kerzenlicht-Protesten“. In der größten Stadt Yangon brach in der Nacht Feuer in einem Einkaufszentrum aus, das einem Konglomerat unter Führung des Militärs gehört.

Einsatzkräfte gehen brutal vor
Der Zeitung „The Irrawaddy“ zufolge sollen Einsatzkräfte wieder brutal durchgegriffen haben. Es soll erneut Tote und Verletzte gegeben haben. Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Organisation kritisierte, Mitarbeiter seien festgenommen oder eingeschüchtert worden, weil sie verletzten Demonstranten helfen wollten.

In den vergangenen Tagen kam es auch zu schweren Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und ethnischen Minderheiten. Im Norden des Landes griff am Mittwoch die Unabhängigkeitsarmee der Kachin (KIA) einem Medienbericht zufolge eine Polizeiwache an. Dabei sollen mindestens 20 Soldaten getötet und vier Armee-Lkw zerstört worden sein.

Die älteste Gruppe von Aufständischen im Land, die Nationale Union der Karen (KNU), hatte am Dienstag vor einer größeren Regierungsoffensive im Osten des Landes gewarnt. Am Wochenende hatte das Militär Stellungen der KNU bombardiert. Wegen der Kämpfe und des Putsches sind Tausende Menschen aus Myanmar nach Thailand und Indien geflohen.

43 Kinder getötet
Bei Militäreinsätzen gegen die Zivilbevölkerung in Myanmar wurden Menschenrechtlern zufolge in den vergangenen zwei Monaten mindestens 43 Kinder getötet. Die Zahl habe sich allein in den vergangenen zwölf Tagen verdoppelt, was die „völlige Missachtung der Streitkräfte für das Leben von Kindern“ aufzeige, teilte die Hilfsorganisation „Save the Children“ am Donnerstag mit. Das jüngste Opfer sei erst sieben Jahre alt gewesen. „Save the Children“ sprach von einem „Alptraumszenario“. Myanmar sei kein sicherer Ort mehr für Kinder.

Nach neuen Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP sind seit dem Putsch vor genau zwei Monaten mindestens 536 Menschen von Einsatzkräften getötet worden. Jedoch gebe es vermutlich eine hohe Dunkelziffer, teilte AAPP mit. Mehr als 2700 Menschen seien derzeit noch in Haft, darunter Politiker, Aktivisten und Journalisten.

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