„Krone“-Kommentar

Stadtregierung: Aufgefallen oder durchgefallen?

Nachrichten
03.03.2021 06:37

Ab heute keine Schonfrist mehr. Die Stadtregierung im „Krone“-Check:  Wer Oberwasser hat, wer gegen den Strom schwimmt - und wer untergetaucht ist. Die 100-Tage-Frist ist in Zeiten der Pandemie Luxus - aber sie muss jeder neuen Regierung gewährt werden, selbst wenn sie größtenteils die alte ist. Und so stehen Stadtchef, Stadträtinnen und Stadträte der Punschkrapfen-Koalition da: Wer konnte Größe zeigen, und wer schrumpfte unter die Wahrnehmungsgrenze?

Platz 1: Bürgermeister Michael Ludwig. Verwaltet die Corona-Krise mit ruhiger Hand und staatstragend. Ob Massentesten oder Hilfspakete gegen die Arbeitslosigkeit - Wien ist Vorbild für viele (Bundes-)Länder. Nach einem Schnarchnasen-Start im Frühjahr und Sommer (zu wenig Personal für das Contact-Tracing, ewig lange Wartezeiten auf Testergebnisse usw.) wurde die Schlagzahl in der neuen Koalition rapide erhöht. Wenn die Krise vorbei ist, kann Ludwigs ruhige Hand ruhig weniger ruhig werden, sonst droht Fadesse.

Platz 2: Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. Aufgefallen auf jeden Fall, aber nicht immer positiv. Die Coronamaßnahmen jedoch funktionieren: von den Teststraßen über die Schnupfenboxen bis zu den ersten Impfungen. Hackers größer Feind: Türkis-Grün. Dann kommt aber schon er selbst. Seine flotten Sprüche laufen ihm oft davon, zurück bleibt Ratlosigkeit.

Platz 3: Finanzstadtrat Peter Hanke. Bombardiert die Wirtschaftskrise mit einem Paket nach dem anderen. Alleine im neuesten kommen noch einmal 31 Millionen Euro Ausbildungsgeld und 23 Millionen Wirtschafts- und Kongressförderungen dazu. Ist in seiner Kritik den Türkisen gegenüber aber so auffallend zurückhaltend, dass man glauben könnte, er möchte eines Tages Finanzminister werden.

Platz 4: Verkehrsstadträtin Ulli Sima. Eröffnete die rot-pinke Ballsaison mit einem Eiertanz. Will die Welt retten, aber niemandem wehtun - viele Projekte gibt es nur, wenn die Bezirke zustimmen. Also nie. Handelte sich mit ihren Plänen zu Praterstraße & Co. gleich einmal eine Demo ein. Viele trostlose Plätze, einst architektonische Höllenschlunde, werden aber dank Sima jetzt grüner (Praterstern).

Platz 5: Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS). Wurde von der SPÖ assimiliert und zum pinken Borg-König ernannt. Ohne Widerstand. Was früher alles schrecklich war („völlig verfehlte Integrations- und Bildungspolitik“, „budgetärer Scherbenhaufen“, „intransparente Millionen-Ausgaben“) ist heute super. Ist auch schon an den Roten gescheitert (verpflichtende Elternsprechtage). Polit-Talent, das sich freiwillig in Geiselhaft begeben hat. Befreiung noch möglich.

Platz 6: Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal. Versucht, mit Wohlfühl-Themen nicht aufzufallen („Erweiterung der populären Sonnenschutz-Förderung beschlossen“), während es an Missständen im Gemeindebau nicht mangelt. Ihr größter „Erfolg“: Verkaufsverbot für Kleingärten an Wiener. Hat als Frauenstadträtin mit ihrem Engagement für Frauen in der Corona-Krise auch nicht gerade übertrieben.

Platz 7: Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky. Ist viel unterwegs, etwa in den Hochquellleitungen oder bei der feierlichen Eröffnung eines Brunnenphallus, postet dazwischen Fotos von optischen Täuschungen (Mann oder Hund?). Und sonst? Politisch blass. Möglicher Geheimplan: Wartet im Kampf gegen die Erderwärmung einfach auf die nächste Eiszeit.

Platz 8: Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. Rückt medial nur noch aus, wenn es ums Kondolieren geht. Politische Performance droht zum Monodrama ohne Publikum zu werden. Auch im Bereich der Wissenschaft zeitweise unauffindbar. Eine Beurteilung ihrer Arbeit nach 100 Tagen kaum möglich. Schade, weil sie ein Original wäre.

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