Mehr Lohn gefordert

„Prime Day“: Amazon-Arbeiter zu Streik aufgerufen

Web
13.10.2020 14:06

Die deutsche Gewerkschaft Verdi hat anlässlich des „Prime Day“ von Amazon am Dienstag die Belegschaft des Online-Händlers in mehreren Versandzentren zu einem zweitägigen Streik aufgerufen. „Die Beschäftigten legen seit Beginn der Corona-Pandemie Höchstleistungen an den Tag, oft ohne hinreichenden Schutz“, kritisierte Orhan Akman, Verdi-Bundesfachgruppenleiter für den Einzel- und Versandhandel. Diese enorme zusätzliche Belastung zahle sich für sie aber nicht im Geldbeutel aus. Amazon betonte indes, dass die Streiks den Betrieb nicht beeinträchtigen.

„Während Amazon-Chef Jeff Bezos Milliarden verdient, hat der Konzern die Zulage von zwei Euro pro Stunde, die den Beschäftigten im März gewährt wurde, Ende Mai wieder abgeschafft“, so der Gewerkschafter weiter. Dabei könne sich Amazon höhere Gehaltssteigerungen durchaus leisten: „Von den wirtschaftlichen Problemen, mit denen sich Ketten des stationären Einzelhandels durch Lockdown und andere Corona-Beschränkungen konfrontiert sehen, ist Amazon weit entfernt.“ Die zwischenzeitlich gezahlte Corona-Zulage sollte daher „in einem ersten Schritt in eine dauerhafte tariflich abgesicherte Gehaltserhöhung für alle umgewandelt werden. Denn die Beschäftigten erwirtschaften durch Höchstleistung den Gewinn des Unternehmens“, so Akman.

Zwar habe der Konzern den Beschäftigten im September eine Gehaltserhöhung von 1,8 Prozent gewährt und sich damit einmal mehr an den tarifvertraglich im Einzelhandel vereinbarten Einkommenssteigerungen orientiert. „Allerdings klafft nach wie vor eine Lücke bei Sonderzahlungen wie dem Weihnachts- und Urlaubsgeld“, sagte Akman. „Die Schnäppchenjagd muss beim Gehalt aufhören.“ Verdi geht davon aus, dass die Zahl der Streikenden deutlich über 2000 liegen werde.

Bei Amazon betont man indes, dass die Streiks keinen Einfluss auf den Betrieb hätten. In einem Statement des Online-Händlers heißt es: „Die Pakete kommen pünktlich zu den Kunden, wir sehen keine Auswirkungen der Streiks. Der große Teil unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeitet heute wie an jedem anderen Tag.“ Die Vorwürfe der Gewerkschaft bezüglich der Gehälter weist man zurück. Man biete „exzellente Löhne, exzellente Zusatzleistungen und exzellente Karrierechancen“, so Amazons PR-Abteilung.

Spioniert Amazon seine Angestellten aus?
Neben der Lohnpolitik kritisiert Akman auch die jüngsten Enthüllungen über die Bespitzelung von Amazon-Beschäftigten und Versuche, Gewerkschaften mit Geheimdienstmethoden aus den Betrieben fernzuhalten. „Es kann nicht sein, dass ein Unternehmen sich über Recht und Gesetz hinwegsetzt. Die Beschäftigten sind kein Freiwild“, so Akman. Gewerkschaften aus 15 europäischen Ländern hatten in den vergangenen Tagen von der EU-Kommission gefordert, eine Untersuchung über entsprechende, möglicherweise illegale Tätigkeiten von Amazon gegen Beschäftigte in Europa einzuleiten. 37 Europaabgeordnete haben sich in einem offenen Brief an Amazon-Chef Jeff Bezos gewandt und ihn zu einer Kursänderung aufgefordert.

Auslöser des Ganzen war laut Euronews eine inzwischen wieder entfernte Stellenanzeige von Amazon, in der der Online-Händler nach Datenanalysten suchte, die bestimmte Drohungen gegen Amazon beobachten sollten - darunter neben Terrorismus auch politische Initiativen und Gewerkschaften. Es sei schon überraschend, dass bei der Beobachtung politische und Gewerkschaftsführer in einem Atemzug mit Terroristen genannt würden, zitierte der Nachrichtensender die französische Abgeordnete Leila Chaibi. Das heiße doch wohl, dass alle in einen Topf geschmissen würden.

Auf Anfrage von Euronews teilte Amazon mit, dass die Anzeige keine akkurate Job-Beschreibung enthalten habe. Die Anzeige sei fehlerhaft gewesen und korrigiert worden. Auch spioniere Amazon nicht, sondern versuche nur den Kontext zu verstehen, in dem das Unternehmen arbeite.

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