Kampf gegen Botnetze

Microsoft will infizierte PCs unter Quarantäne stellen

Web
07.10.2010 15:18
Wer krank in die Arbeit kommt, droht seine Kollegen anzustecken. Ähnlich verhält es sich laut Microsofts Corporate Vice President of Trustworthy Computing, Scott Charney, bei Computern. Er plädiert daher für die Einführung einer Art Gesundheitssystem für PCs, in dem infizierte Rechner notfalls unter Quarantäne gestellt werden.

Wie Charney in seinem am Mittwoch veröffentlichten Aufsatz "Collective Defense - Applying Public Health Models to the Internet" erläutert, würden herkömmliche Sicherheitsmaßnahmen wie Firewalls oder Anti-Viren-Software nicht ausreichen, um Schädlinge vollends abzuwehren. "Trotz unserer Bemühungen beherbergen viele Heimcomputer Malware oder sind Teil eines Botnetzes", schreibt er.

Der Microsoft-Manager plädiert daher für die Einführung eines Gesundheitszertifikats, das dem jeweiligen Internetprovider bescheinigt, dass sämtliche auf dem Rechner vorhandenen Programme gepatcht, Virenschutzlösungen installiert und keine Schädlinge vorhanden sind. Treffe dies bei einem Rechner nicht zu, und könnten diese Defizite auch nicht durch Aktualisierungen behoben werden, sollte das Gerät unter Quarantäne gestellt werden, um eine Gefährdung anderer Rechner zu vermeiden.

Bandbreiten drosseln
"Genau wie ein ungeimpfter Mensch die Gesundheit anderer gefährdet, stellen ungeschützte oder kompromittierte Computer eine Bedrohung für die Gesellschaft dar", erklärt Charney. Ganz vom Internet kappen will er infizierte Rechner aber nicht. Das könnte "schädliche Konsequenzen" nach sich ziehen.

Sehr wohl vorstellen könne er sich jedoch, bei "kranken" PCs die Bandbreite zu drosseln. Davor gelte es jedoch noch eine Menge Fragen, unter anderem im Bereich des Datenschutzes, zu klären. Vor allem aber brauche es eine einheitliche Lösung und ein gemeinschaftliches Vorgehen, um den Cyberkriminellen die Stirn zu bieten.

Sicherheitsexperte skeptisch
Malware-Spezialist Joe Stewart von SecureWorks gibt sich gegenüber der "Computerworld" jedoch skeptisch: "Die einzige Möglichkeit, PCs Bot-frei zu halten, wäre die Einrichtung eines geschlossenen Ökosystems, ähnlich Apples App Store, in dem nur bestimmte Anwendungen installiert werden dürfen". Dafür müssten Computer und das Internet jedoch "von Grund auf neu entworfen werden", gibt er zu bedenken.

"Ich denke nicht, dass wir bereits an diesem Punkt angelangt sind, an dem wir uns das durch Botnets gefallen lassen würden. Vielleicht in 20 Jahren. Bis dahin vertreten wir jedoch die Auffassung, dass wir alles tun können, was wir wollen."

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