Sex als Studentenjob

Prostitution statt Proseminar: “Tag und Nacht”

Kino
06.10.2010 15:48
Das Thema Prostitution ist normalerweise eindeutig besetzt: Ostmafia und Rotlichtmilieu, Menschenhandel und moderne Sklaverei, Brutalität und Kriminalität. Umso überraschender, ja harmloser fällt Sabine Derflingers Annäherung aus: In ihrem Spielfilm "Tag und Nacht" zeigt die österreichische Regisseurin zwei Studentinnen, die sich als Escort-Girls versuchen wollen und bei einem Kleinunternehmer im Sexgeschäft anheuern - aus Neugier, Abenteuerlust, und natürlich, weil der Job weitaus lukrativer ist, als zu kellnern.

Die abenteuerlustige, schlanke Lea (Anna Rot) und die etwas schüchternere, fülligere Hanna (Magdalena Kronschläger) sind seit der Schule Freundinnen. Gemeinsam sind sie zum Studieren in die Großstadt gekommen, gemeinsam beschließen sie, sich auf ein Abenteuer einzulassen und im Nebenjob als Huren zu arbeiten.

Sie lassen sich von Mario (Philipp Hochmair) in seine Escort-Kartei aufnehmen, finden das zunächst höchst reizvoll und haben auch beim Foto-Shooting in aufreizenden Posen viel Spaß. Die harte Realität kommt schneller, als sie denken. Der erste Kunde markiert nicht nur die ersten Schritte auf einem Weg, auf dem schwer umgedreht werden kann, sondern auch die immer intimere Bekanntschaft mit einer Männerwelt, die wohl aus guten Gründen käuflichen Sex sucht - so gestört, ungustiös und widerlich sind ihre körperlichen Erscheinungen, ihr Verhalten und ihre Wünsche.

Derflinger ("Vollgas", "42plus") und ihre Kamerafrau, Drehbuch-Coautorin und Mitproduzentin Eva Testor, sehen auch dann nicht weg, wenn es grauslich wird, und die Sexszenen gehören zum Deprimierendsten, was das heimische Gegenwartskino in dieser Sparte anzubieten hat. Glaubwürdig spielen die beiden Hauptdarstellerinnen die ständige Gratwanderung zwischen Überwindung und Abstoßung, Reiz und Ekel. Lea ist dabei fast immer die Stärkere, Offensivere der beiden, die treibende Kraft.

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Filmemacherin Sabine Derflinger gelingt ein glaubwürdiger und authentischer Parcours rund um käufliche Liebe. Dokumentarisch bleibt sie der gespielten Lust auf den Fersen, zeigt Banalität statt Verruchtheit,  ohne ihre Charaktere - auch jene der Freier - der Lächerlichkeit preiszugeben. Blöße ist noch lange keine Nacktheit. Denn Letztere umhüllt nichts als geburtgegebene Unschuld.

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