Die Inhalte blieben jahrelang weitgehend gleich und die Preise seien völlig überzogen, ereiferte McNealy sich jüngst in einem Interview mit der "New York Times". Die Silicon-Valley-Legende will dafür sorgen, dass alle Schulbücher in Zukunft kostenlos zu haben sind.
Mit der gemeinnützigen Organisation Curriki hat er sich vorgenommen, gedruckte Schulbücher komplett durch digitale Versionen zu ersetzen. Der Name ist ein Wortspiel aus Curriculum und Wiki. Das ehrgeizige Non-Profit-Unternehmen will das erste und einzige Open-Source-Curriculum schaffen - ein umfassendes Kompendium von Lehrplänen und Curricula von der ersten bis zur zwölften Klasse.
Freier Zugang mit Kontrollinstanz
Die Schwerpunkte liegen derzeit auf den Fächern Mathematik, Technik und Sprachen. Diese Online-Fundgrube für Lernmaterial steht Eltern, Lehrern und Schülern ebenso offen wie Autoren, Lektoren und Gestaltern von Schulbüchern. Jeder Internet-Nutzer hat freien Zugang, sowohl um Informationen zu holen, als auch, um selbst Material zur Verfügung zu stellen. Alle Beiträge werden vor der Veröffentlichung von Fachleuten begutachtet. Die Open-Source-Philosophie, die auch Suns Produktstrategie in den letzten Jahren bestimmt hat, steht dabei im Zentrum von Currikis Ansatz.
Günstiger und maßgeschneidert
Gesparte Kosten - allein Kalifornien gibt pro Jahr rund 350 Millionen US-Dollar für Schulbücher und Unterrichtsmaterial aus - sind nur der Anfang, verspricht McNealy. Mit digitalen Lehrbüchern nach dem Open-Source-Prinzip werden sich Lehrer Material selbst maßschneidern. Kollegen könnten ihre Lehrpläne gegenseitig begutachten und kommentieren. Und die Schüler würden beim Ausführen ihrer Hausaufgaben ein sofortiges Feedback durch ein Online-System bekommen.
Videospiel-Anleihen sollen beim Lernen helfen
Besonders stolz ist McNealy, dass in einigen der Online-Tutorials auch Elemente aus Videospielen zum Einsatz kommen. Das sofortige Feedback beim Lösen von Aufgaben und die Möglichkeit, den eigenen Lernerfolg am Spielstand ablesen zu können sei der wichtigste Anreiz für Lernende, sagt der Vater von vier Söhnen im Altern von 8 bis 14. Zusammen mit anderen Veteranen der IT-Branche - darunter sein Weggefährte bei Sun, Andreas von Bechtolsheim, Intel-Mitgründer Gordon Moore und der früheren Ebay-Chefin Meg Whitman - hat McNealy bisher rund zehn Millionen Dollar an Spenden gesammelt.
Versuch der Schulreform sehr zeitaufwendig
Seine größte Herausforderung ist allerdings, bei den Schulbehörden Gehör für Curriki-Strategie zu finden. Schulreformen sind auch im Internet-Zeitalter eine langsame Entwicklung. Neben der Bildungshoheit der US-Staaten gibt es in den USA fast überall noch politische Entscheidungsträger für jeden Schulbezirk sowie kommunale Schulverwaltungen, die jeweils einzeln überzeugt werden müssen. Aber selbst wenn dies sein letzter Job sein sollte, so McNealy trotzig, will er ihn zu Ende bringen.
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