Zweimal musste sich René Ortner aus Frauental an der Laßnitz nach einem Schlaganfall zurück ins Leben kämpfen – und hat trotzdem nie den Mut verloren. Sein Geheimrezept: Olivenöl und Bogenschießen.
Eigentlich wollte er sportlich „so richtig angreifen“, erzählt René Ortner. An seiner Stirn kleben noch die Elektroden der Elektroenzephalographie. Das Team der Neurologie am LKH Graz II, Standort Süd, überprüft die Genesung des 60-Jährigen. Er erinnert sich: 2020 war das, im Sommer davor hatte er beim Open Water Schwimmen im Wörthersee den vierten Platz belegt. Am 28. Jänner besteigt Ortner die Koralm. „Plötzlich habe ich die Steigeisen und den Rucksack doppelt gesehen.“ Drei Tage später geht er wegen hohen Blutdrucks zum Arzt – Schlaganfall!
Mit Mitte 50 ist für den Weststeirer plötzlich alles anders, auch, wenn er nach wenigen Wochen zur Arbeit als Qualitätsmitarbeiter zurückkehrt. Die Zeiten des Extremsports sind vorbei. „Zufällig hat meine Schwägerin einen Bogen im Keller gefunden“, sagt er. Wenig später steht er so gut wie jeden Tag zwei Stunden im Wald und lässt Pfeile fliegen. „Mir war klar, dass niemand außer mir diesen Körper wieder herrichten wird“, sagt Ortner. „Im Bogensport ist man nur gut, wenn man seine innere Ruhe findet.“ Dreimal wird Ortner steirischer Meister im Bogenschießen.
Trotz allem wartet im Juli dieses Jahres eine weitere Prüfung auf den Frauentaler. „Ich habe mich schon so auf die Pension gefreut“, erzählt er. „Der zweite Schlaganfall war ganz anders. Beim Kochen zu Mittag wurde mir plötzlich schwindelig. Ich hab mich hingelegt, aber es wurde nicht besser. Am Abend hab ich den Notruf gewählt.“ Mühsam kämpft sich der 60-Jährige zurück. „Ich konnte nicht gerade gehen, sitzen, habe kein Gefühl in der rechten Hand und im Fuß gehabt.“ Sofort will Ortner wieder aufstehen und alles selbst machen, muss aber eine Lektion lernen: „Man muss in der Krankheit gut auf sich schauen.“
„Ich wollte nicht als Kranker in Pension gehen“, sagt Ortner nun, während die Pflegerinnen den Kleber der Elektroden von seiner Stirn entfernen. „Aber es liegt immer an dir, wie du damit umgehst.“ Fünf Wochen lang erntete er am Peloponnes nahe Kalamata Oliven und lebte in einem Wohnwagen. „Dort habe ich mich auch selbst wieder gefunden.“ Bogenschießen soll er laut ärztlichem Rat nicht mehr. „Dafür werde ich jetzt mit dem Armbrustschießen anfangen.“ Und, wie er sagt, einfach das Leben genießen.
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.