Theater in Graz

Tödliche Hackordnung in der Mädchen-Schule

(Bild: Atelier Heide/fotonestroy.com)

Wenn es um die Hierarchie in einer Gruppe von Hühnern geht, wird bis aufs Blut gekämpft: Diese Hackordnung kennt man auch unter Menschen nur zu gut, etwa in der Mädchen-Schule St. Helen, die Schauplatz der Produktion „#nakedscarlett“ ist, mit der das TaO! in Graz in die Post-Corona-Ära startet.

Wer in St. Helen das Sagen hat, das wird täglich neu verhandelt. Und als von einem der Mädchen - Scarlett - Nacktbilder in den Sozialen Medien auftauchen, ist klar, wer am untersten Ende dieser Hackordnung steht - und dort auch nicht mehr wegkommen wird. Daran ändert sich auch dann nichts, als ein Nacktbild jenes Jungen auftaucht, der Scarlett ihr Nacktbild entlockt hat - für Buben galten immer schon andere Regeln.

Basierend auf Texten von Evan Placey zeigt das TaO! mit „#nakedscarlett“, wie fragil Beziehungen vor allem während der Pubertätsjahre sein können und welche Dynamik (verbale) Gewalt annehmen kann, wenn der erste Stein erst einmal geworfen und der erste Tweet abgesetzt ist.

Der Clou der Inszenierung von Manfred Weissensteiner ist es, Scarlett nie zu zeigen. Sie existiert nur als Projektionsfläche für die anderen Mädchen - eine tolle Ensembleleistung der jungen Darstellerinnen, die ihre Rollen vor allem in Video-Meetings erarbeitet haben. Zu sehen bis 7. Juli.