Dunkle Gewitterwolken zogen auf: Serien-Meister Salzburg läuft im Frühjahr seiner Form hinterher und ist nicht mehr wiederzuerkennen. Von der Körpersprache zur Spielidee: Warum es derzeit nicht läuft.
Sie schwebten lange Zeit auf Wolke sieben, legten nun aber eine Bruchlandung hin: Salzburgs Meister-Kicker befinden sich in der Krise. Die „Krone“ nennt die Gründe:
1
Körpersprache
Es war erschreckend mitanzusehen, wie wenig Gegenwehr Salzburg der Mannschaft von Adi Hütter leistete. Von Aufbäumen und Dagegenhalten war in Frankfurt nichts zu sehen!
2
Aggressiv-Leader
So nannte Trainerlegende Ottmar Hitzfeld seinen Chef am Platz. Diesen Typen, der dazwischen haut, auch mal ein Foul begeht, um die Kollegen aufzurütteln, suchte man vergeblich.
3
Defensive Anfälligkeit
17 Gegentreffer in nur sieben Europacup-Partien: Das ist nicht die Bilanz einer Spitzenmannschaft, sondern einer Schießbude! Bezeichnend: Nicht ein einziges Mal hielt die Mannschaft von Jesse Marsch in dieser Saison die Null.
4
Transferpolitik
Mit Haaland, Minamino verabschiedeten sich zwei Stammspieler, die für 37 Treffer und 20 Assists verantwortlich zeichneten. Das konnte das Team bislang nicht ansatzweise kompensieren. Okafor wurde um mehr als elf Millionen Euro aus Basel geholt, wo der Ballesterer als Edelreservist in Erscheinung trat. In Frankfurt stand er wie Rückkehrer Berisha nicht mal im Kader. Der 17-jährige Adeyemi wurde in Frankfurt ins kalte Wasser geschmissen – und ging mit dem Team baden.
5
Trend
Nach dem Traumstart war schon im Spätherbst erkennbar, dass der Trend nach unten zeigt. Punktverluste gegen Nachzügler waren untypisch, konnten aber schon als Indiz gewertet werden, dass es nicht mehr nach Wunsch läuft.
6
Spielidee
Es ehrt Jesse Marsch, dass er seine Idee vom extremen (Gegen-)Pressing durchzieht. Die Bullen können es aber gar nicht anders. „Wir müssen auch mal den Ball halten, den Gegner laufen lassen“, mahnte Zlatko Junuzovic schon im Herbst. Umgesetzt wurde die Forderung des 32-Jährigen nie.
7
Fehlende Alternativen
Salzburgs Kader weist drei Außenverteidiger auf: Kristensen fällt verletzt noch wochenlang aus, Kapitän Ulmer ist mit 34 Jahren ältester Feldspieler im Kader und Farkas kämpfte sich nach einem Schlaganfall im Herbst zurück. Hier hätten die Verantwortlichen reagieren müssen.
8
Ratlosigkeit
Keiner kann sich erklären, warum es derzeit nicht läuft. Spieler, Betreuer und Verantwortliche wirken ratlos und flüchten sich in Durchhalteparolen.
9
Rotation
Einspielen bei den Bullen? Ist nicht! Das Trainerteam will allen Spielern Einsatzzeit verschaffen. Das ist wichtig für ihre Entwicklung, die ständigen Rochaden erschweren aber Automatismen. Auch die Degradierung von Ramalho aufgrund dessen Geschwindigkeitsdefizit hat in wichtigen Spielen keine Stabilität gebracht. In Liverpool kassierte Salzburg vier Gegentore, in Neapel eines, zuhause gegen die „Reds“ zwei und in Frankfurt schlug es viermal im Salzburger Tor ein.
10
Kein Selbstläufer
Sechs Meistertitel in Folge, fünf der letzten sechs Cup-Titel geholt: In Salzburg war man das Siegen gewohnt. Niederlagen? Hatten stets die anderen. Jetzt merken die Bullen: Auch verlieren will gelernt sein. Damit wissen sie derzeit aber nicht umzugehen.
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