Coronavirus-Angst

Busse mit China-Heimkehrern in Ukraine attackiert

Ausland
21.02.2020 08:57

Brennende Barrikaden, Hunderte besorgte Bewohner, die zum Teil mit Eisenstangen und Steinen bewaffnet waren: Für 72 aus Wuhan heimgekehrte Menschen gab es am Donnerstagabend keinen freundlichen Empfang in der zentralukrainischen Kleinstadt Nowi Sanschary. Hunderte Polizisten mussten die Menge aufhalten und mehrere Busse sichern, die zu einer Quarantänestation unterwegs waren. Dennoch flogen Steine gegen die Busse und zerstörten einige Fensterscheiben. Die 45 Ukrainer und 27 anderen Staatsbürger kamen letztendlich doch am Zielort an, wo sie nun 14 Tage lang in Isolation leben werden.

Bereits in den frühen Morgenstunden versuchten Bewohner der Region, mit Barrikaden die wichtigste Zufahrtsstraße Richtung Nowi Sanschary zu blockieren. Die Sicherheitskräfte mussten mit gepanzerten Fahrzeugen auffahren und die Blockaden wieder aus dem Weg räumen. Dabei kam es bereits zu ersten Rangeleien. Ukrainischen Medienberichten zufolge soll ein Demonstrant mit seinem Auto ein Polizeifahrzeug gerammt haben.

Die Tatsache, dass die Heimkehrer vor und während des Fluges mehrmals untersucht worden waren und keine Erkrankung mit dem neuartigen Coronavirus festgestellt worden war, konnte die Bewohner nicht beruhigen. Mehrere Polizisten und Demonstranten wurden während der Ausschreitungen verletzt. Laut dem Innenminsterium in Kiew kam es auch zu einigen Verhaftungen.

Präsident: „Nicht die feinsten Charakterzüge“
Staatschef Wolodymyr Selenskyj appellierte an die Bevölkerung, den Widerstand zu beenden. „Die Proteste haben nicht die feinsten Charakterzüge unseres Volkes gezeigt“, schrieb der Staatschef auf Facebook. Gleichzeitig unterstrich Selenskyj, dass die Behörden alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen getroffen hätten. Die Quarantänestation sei vollkommen abgeriegelt worden und dürfte wohl das „sicherste Gebäude in der Ukraine“ werden.

In der Ukraine gibt es noch keine Coronavirus-Erkrankungen. Die Angst der ukrainischen Bevölkerung rührt aber auch von Mails, die in den vergangenen Tagen verschickt worden sein sollen. In ihnen soll Medienberichten zufolge von dem Ausbruch der Lungenseuche in der Ukraine zu lesen gewesen sein. Unterdessen stieg die Zahl der gemeldeten Todesfälle in China auf 2236. Die Zahl der Infektionen beträgt laut der chinesischen Regierung mittlerweile 75.465. Experten rechnen allerdings mit einer viel höheren Dunkelziffer. Außerhalb von Festland-China sind inzwischen mehr als zehn Covid-19-Tote erfasst.

Coronavirus-Angst könnte Wahl im Iran beeinflussen
Unter ihnen sind auch zwei Iraner. Besonders brisant sind die beiden Todesfälle in der Stadt Ghom - bei den Toten handelt es sich um zwei ältere Männer - deswegen, weil keine Auslandsreise oder Kontakte zu chinesischen Touristen nachgewiesen werden konnten. Das Ausmaß möglicher Infektionen im Iran ist unklar. Während das Staatsradio der Bevölkerung versicherte, dass alles unter Kontrolle sei, berief das Innenministerium eine Dringlichkeitssitzung ein. Da am Freitag Parlamentswahlen im Iran anstehen, bestand die Sorge, dass Ängste vor dem Virus die Wahlbeteiligung senken könnten.

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