Im Brennpunkt

Schattenseiten des Sommers: Ausgesetzte Tiere

Tierecke
13.07.2019 05:14

Jedes Jahr wiederholt sich in der Urlaubszeit das gleiche traurige Schauspiel: Zahlreiche Tiere werden ausgesetzt - Zukunft ungewiss.

Eingepfercht in einem Plastiksackerl, abgestellt in einer Garage und ihr Leben dem Schicksal überlassen … Traurige Tatsache für zwei Meerschweinchen, die erst vor einer Woche in Wien von der Tierrettung ins TierQuarTier gebracht worden sind. Leider sind die kleinen Nager kein Einzelfall. Speziell in der Urlaubszeit werden täglich etliche ausgesetzte Tiere gefunden. Angebunden an Straßenrändern, zurückgelassen auf Autobahnrastplätzen, in einem Waldstück, mitten in der Stadt – Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, aber auch Reptilien sind betroffen.

Es sind ganz unterschiedliche Gruppen von Menschen, die Tiere beispielsweise vor dem Urlaub aussetzen. Leute, die sich mit der Verantwortung für ein Tier überschätzt haben. Manchmal ist das Aussetzen eine für den Menschen einfache Lösung, sein lästig gewordenes Tier loszuwerden. So oder so ist diese Handlung verantwortungslos und strafbar!

In Steiermark bereits jetzt Höchststand erreicht
„Wir haben bereits zu Beginn der Ferienzeit einen Höchststand an ausgesetzt aufgefundenen Tieren in der Steiermark erreicht“, sagt Charly Forstner, Obmann des Aktiven Tierschutzes Steiermark in Graz. 30 Tage lang dauert die Frist im Tierheim Arche Noah, bis ein herrenloses Tier zur Vergabe freigegeben wird – 30 Tage lang verängstigt und verstört in einer fremden Umgebung warten, in den meisten Fällen vergeblich! Danach beginnt die Suche nach einem neuen Zuhause. Und das kann auch länger dauern!

„Jedes Mal wenn uns ein ausgesetztes Tier gemeldet wird, sind wir fassungslos und wollen es im ersten Moment gar nicht glauben. Wenn unsere Tierrettung die verängstigten Geschöpfe zu uns ins Tierheim bringt und unsere Mitarbeiter mit der Versorgung beginnen, stellen wir uns immer wieder die gleiche Frage: Warum?“
Charly Forstner, Obmann Aktiver Tierschutz Steiermark/Tierschutzhaus Arche Noah

Richtiges Verhalten: Was tun mit einem Fundtier?
Versuchen Sie, ein frei laufendes Tier nur einzufangen, wenn Sie sich und den Vierbeiner damit nicht in Gefahr bringen! Oft sind betroffene Vierbeiner völlig dehydriert, ausgehungert und ängstlich – und setzen sich bei der Rettung zur Wehr. Vermeintlich ausgesetzte Fellnasen sollten Sie zudem nicht einfach mitnehmen, sondern zuerst die zuständigen Behörden informieren. Wenn Sie einen Verdacht haben, wem das Tier gehört oder wer es ausgesetzt haben könnte, geben Sie diese Informationen bitte bekannt!

Es gibt immer einen anderen Weg
Niemand muss sein Tier aussetzen! Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, es während der Urlaubszeit gut unterzubringen – beispielsweise in einer Tierpension. Meist finden sich auch im privaten Umfeld Menschen, die ein Gasttier bei sich aufnehmen oder in ihrem gewohnten Umfeld verpflegen. Wichtig ist, dass man sich rechtzeitig um eine Unterbringung und Versorgung bemüht! Informationen und Tipps zu Tierpensionen, Tiersittern, aber auch in Notsituationen (sollte ein Tier vergeben werden müssen) erhalten Sie bei der „Krone“-Tierecke, Tel.: 05 7060 23317, E-Mail: tierecke@kronenzeitung.at

Der Internet-Handel ist ein Problem
Warum genau Tiere ausgesetzt werden, ist schwer zu sagen, denn selten gelingt es, die Täter zu finden und sie nach den Gründen zu fragen. Die „Krone“ hat mit Eva Persy, Tierschutzombudsfrau in Wien, gesprochen. „Meistens will man die Vierbeiner wegen Scheidung, finanziellen Problemen und Umzügen loswerden, manchmal stören sie auch einfach die Urlaubspläne“, so Persy.

„Krone“:Wie kann man diese Fälle verhindern?
Eva Persy: Die Menschen müssen vor der Anschaffung ausreichend über die Bedürfnisse des Tieres aufgeklärt werden. Damit bekommt es automatisch den Stellenwert einer Lebensentscheidung. Auch der erschwerte Zugang zu Tieren ist ein Thema - Stichwort Internet-Handel.

Inwiefern?
Dieser Effekt lässt sich gut anhand der sogenannten Reptilienbörsen erklären. Während es in Österreich seit ein paar Jahren ein Tierverkaufsverbot auf solchen Veranstaltungen gibt, ist es in Deutschland noch immer legal, exotische Tiere auf Messen zum Verkauf anzubieten. Das Ergebnis: Bei unseren Nachbarn werden mehr exotische Reptilien denn je von ihren Besitzern ausgesetzt, darunter auch geschützte Arten.

Diana Zwickl und Denise Zöhrer, Kronen Zeitung

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