Starke Gefühle

Wut und Furcht sind Garant für hitzige Web-Debatte

Web
04.04.2019 10:18

Wut und Furcht sind ein Garant für hitzige Debatten in sozialen Medien. Das zeigen Wiener Forscher in einer groß angelegten Analyse von Online-Reaktionen auf Amokläufe und Anschläge. Andere starke Emotionen wie Freude oder Traurigkeit bleiben demnach in der Regel unbeantwortet.

Um der Frage nachzugehen, wie sich die tragischen Ereignisse auf das Kommunikationsverhalten der Twitter-Nutzer auswirken, wählte das Forschungsteam um Ema Kusen und Mark Strembeck vom Institut für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien der Wirtschaftsuniversität Wien für seine Studie fünf Amokläufe aus.

Zur Überraschung der Wissenschaftler gingen persönliche Direktnachrichten zwischen den Nutzern fast nur dann hin und her, wenn im ursprünglichen Posting Furcht oder Wut dominierten. „Bei keiner anderen negativen oder positiven Emotion haben wir sonst bilaterale Kommunikationsbeziehungen gefunden“, erläuterte Strembeck.

Das lege den durchaus beunruhigenden Schluss nahe, „dass wenn jemand eine Nachricht verbreiten möchte - egal ob Propaganda, Fake News oder die Wahrheit - die Wahl hochemotionaler Inhalte, die Wut oder Furcht beinhalten, aus dessen Sicht eine Gute ist“.

Antworten provozieren
Auf diese Weise ließen sich nämlich Antworten provozieren und indirekt die Nachricht selbst weiter verbreiten, wie die Studie nahelegt. Im Gegensatz dazu bleiben andere starke Emotionen wie Freude oder Traurigkeit in der bilateralen Twitter-Kommunikation in der Regel unbeantwortet. Das erkläre auch bis zu einem gewissen Grad, warum etwa politische Social-Media-Kampagnen in den vergangenen Jahren vor allem dann erfolgreich waren, wenn sie auf Wut oder Furcht setzten.

Warum dem so ist, könne man noch nicht exakt beantworten. Im Gegensatz zur ebenso starken Emotion Traurigkeit gehen Wut und Furcht aber mit starker Erregung einher, die sich offenbar auch ihren Weg in die Social-Media-Debatten bahnt. Diese schon in Offline-Experimenten beobachteten Erkenntnisse, findet man laut Strembeck auch in Hunderttausenden echten Twitter-Beiträgen wieder.

Auf Trauer und Wut folgen positive Reaktionen
Im zeitlichen Verlauf betrachtet, zieht ein Amoklauf unmittelbar großteils Twitter-Nachrichten voller Wut, Traurigkeit und Furcht nach sich, bald danach werden Postings häufiger, in denen Mitgefühl oder Trost ausgesprochen werden. Das sei als Hinweis darauf zu werten, dass die sogenannte „Undoing Hypothese“ zutreffe. Diese besagt, dass Menschen vielfach versuchen, positive Emotionen als eine Art „Gegenmittel“ gegen negative Emotionen einzusetzen.

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