„Da geht‘s um Ehre“

Massenprügelei zwischen rivalisierenden YouTubern

Web
22.03.2019 10:30

Nach einem entsprechenden Aufruf in sozialen Medien ist es auf dem Berliner Alexanderplatz zu einer Massenschlägerei gekommen. „Am frühen Donnerstagabend versammelten sich auf dem Platz rund 400 Leute“, sagte ein Sprecher der Polizei am Freitag. Später gerieten etwa 50 von ihnen in Streit und gingen mit Faustschlägen, Fußtritten und Pfefferspray aufeinander los. Zwei Polizisten wurden verletzt, die Beamten nahmen neun Menschen vorläufig fest.

Wie war es zu der Massenprügelei gekommen? Ein türkischstämmiger YouTuber aus Stuttgart, der sich in sozialen Netzwerken „ThatsBekir“ nennt und auf der Videoplattform mehr als 260.000 Abonnenten und auch auf Instagram 26.000 Follower hat, hatte für Donnerstag um 17 Uhr in Berlin zu einem Treffen aufgerufen, wie die „Berliner Zeitung“ berichtete.

Wilde Beleidigungen auf Instagram
Die Ankündigung sorgte jedenfalls nicht bei allen für Vorfreude. Ein YouTube-Kontrahent, der sich „Bahar Al Amood“ nennt und mehr als 13.000 Abonnenten hat, soll „ThatsBekir“ laut „B.Z.“ vorab davor gewarnt haben, die deutsche Hauptstadt zu betreten. Beide hatten einander zuvor in Instagram-Storys unter anderem als „Hurensöhne“ beleidigt.

„Am frühen Donnerstagabend versammelten sich auf dem Platz rund 400 Leute“, sagte ein Sprecher der Polizei am Freitag. Viele von ihnen sind eigenen Worten zufolge Freunde und Verwandte von Al Amood, der Mitglied einer Berliner Großfamilie mit arabischem Hintergrund sein soll. „Er (Bekir) hat unsere Schwestern beleidigt“, zitierte die „B.Z.“ einen der Burschen.

„Bei Familie gibt‘s kein Spaß mehr, Habibi“
„Du weißt, du hast Familie beleidigt. Du weißt, bei Familie gibt’s kein Spaß mehr, Habibi. Da geht’s um Ehre“, soll Al Amood laut Medienberichten zu Bekir gesagt haben, bevor dann Schläge auf Bekirs Gesicht einprasselten. Daraufhin sei die Situation eskaliert, lautes Geschrei war zu hören.

Schwerarbeit für rund 100 Polizisten
Die meisten der an der Prügelei Beteiligten waren nach Angaben der Polizei „Jugendliche oder junge Erwachsene“. Die Polizei war mit rund 100 Beamten im Einsatz und versuchte, die Jugendlichen zu trennen. „Dabei setzten die Beamten auch Reizgas ein“, sagte der Sprecher weiter. Die Polizei leitete 13 Ermittlungsverfahren unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und schweren Landfriedensbruchs ein. Insgesamt wurden neun Beteiligte festgenommen. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt.

Außerdem hätten die Jugendlichen versucht, einen Beamten in die Menge zu ziehen. Etwas später zerstreuten sich die Menschen. „Etwa 20 von ihnen rannten in den U-Bahnhof und sprangen ins Gleisbett, wo sie einander mit Schottersteinen bewarfen“, so der Polizeisprecher weiter.

„Zusammenkunft von zu viel Testosteron“
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sprach von einer „Zusammenkunft von zu viel Testosteron, die mehr oder weniger so gewollt war“. Der GdP-Landeschef Norbert Cioma teilte mit: „Wir sehen in der Rapperszene und zunehmend auch bei anderen Influencern, dass sie teilweise sehr fahrlässig mit ihrem Einfluss umgehen und es scheinbar Mode wird, ganz bewusst Pulverfässer aufzumachen, um mehr Follower, Abonnenten und Klicks zu generieren.“

Der Alexanderplatz zählt zu den sieben Kriminalitäts-Brennpunkten in Berlin, an denen die Polizei besonders präsent ist. Das liegt auch an seiner zentralen Lage als Verkehrsknotenpunkt, den täglich Zehntausende Menschen passieren. Dazu kommen in den Wochenendnächten zahlreiche betrunkene junge Menschen aus ganz Berlin, bekiffte Party-Touristen und professionelle Taschendiebe. Seit rund einem Jahr gibt es eine eigene Polizeiwache auf dem Alexanderplatz sowie zusätzliche Polizeistreifen.

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