Patienten behandelt

Steirische „Zahnfee“ war keine gelernte Ärztin

Steiermark
08.11.2018 06:30

Bohren, Schleifen, Implantate, Zahnspangen: All das soll eine Steirerin (37), die eine Zahnarztpraxis führte, an Patienten vorgenommen haben - obwohl sie dafür keine Ausbildung hatte! Einem echten Arzt, der mitarbeitete, soll das zuerst nicht aufgefallen sein, obwohl einige Kunden auch Wochen nach der Behandlung über heftige Schmerzen klagten.

Wer nicht gern zum Zahnarzt geht, wird bei diesem Artikel wohl weiche Knie bekommen. „Ich habe ein Inserat geschaltet und so nach einer Stelle als Zahnarzt gesucht“, erzählt der Zweitangeklagte, ein echter Zahnarzt, der beim Prozess in Graz am Mittwoch befragt wurde. Eine Dame habe sich bald darauf gemeldet und ihn zum Probearbeiten in ihre Praxis eingeladen.

Angestellt oder doch selbstständig?
1000 Euro soll er dafür bekommen haben. „Ist Ihnen das nicht ein bisschen viel vorgekommen?“, will die Vorsitzende des Schöffensenats wissen. „Das war ein Köder!“, rechtfertigt sich der gebürtige Pole, der bald danach seinen Job in der Praxis aufnahm. Ob er dort nun als Angestellter oder als Selbstständiger ordiniert habe, weiß er nicht so recht. „Ich habe gedacht, ich war angestellt.“ Wieso das Konto der Praxis dann auf seinen Namen gelaufen ist, ist ihm unerklärlich.

„Sie hat mir auch assistiert“
Der Staatsanwalt wirft ihm außerdem vor, von der nicht vorhandenen Ausbildung der Erstangeklagten gewusst und ihr dabei geholfen zu haben, die Patienten von der „Echtheit“ der falschen Zahnärztin zu überzeugen. Die soll nicht nur an den Zähnen der Patienten herumgebohrt, sondern auch Implantate und Zahnspangen gesetzt sowie Röntgenbilder analysiert haben. „Sie hat mir auch assistiert und dabei keine Unsicherheiten gezeigt“, meint der Pole vor Gericht.

Patienten hatten heftige Schmerzen
Erst als eine Patientin ihm erzählte, die „Zahnfee“ hätte ihr Brackets geklebt, erstattete er Anzeige. Auch eine weitere Mitarbeiterin packte dann aus. Etliche Patienten klagten über lange Schmerzen nach der Behandlung - weshalb auch Körperverletzungen angezeigt wurden. Der Prozess wird lange dauern, etwa hundert Zeugen sind geladen. Vertagt!

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