Bus und Zug kollidiert

Schranken für gefährlichen Bahnübergang gefordert

Steiermark
19.09.2018 06:30

Rund 92 Kilometer ist das Schienennetz der Graz-Köflacher-Bahn (GKB) lang. Von den 100 Übergängen sind zwei Drittel mit Ampeln gesichert - aber nur acht mit einer Schrankenanlage. Zu wenige, befindet die „Krone“ angesichts zahlreicher zum Teil tödlicher Unfälle in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten. Dienstagfrüh stießen ein Linienbus und eine Garnitur der GKB zusammen - die Buslenkerin (34) starb, zehn Menschen wurden teils schwer verletzt.

Was führte zu der Tragödie in Graz-Wetzelsdorf? Die Versionen des möglichen Unfallhergangs, bei dem ein Bus in einen Zug krachte, gibt es viele. Einigkeit herrscht aber in einem Punkt: Bahnübergänge sollten generell mit Schranken versehen werden.

Sonne blendet Ampel-Rotlicht aus
In den sozialen Netzwerken gingen neben den Mitleidsbekundungen schnell die Wogen hoch: Eine Frau erzählte etwa davon, dass sie kürzlich von der Sonne so geblendet wurde, dass sie das Rotlicht nicht sehen konnte. „Zum Glück bin ich noch davongekommen, ich hatte meinen Schutzengel dabei“, schrieb sie.

GKB: Stetig neue Ampeln und Schranken
Seitens der GKB zeigt man sich um die Sicherheit an neuralgischen Stellen seit Jahren bemüht. Von rund 100 Kreuzungen seien mittlerweile zwei Drittel mit Ampeln geregelt, heißt es. Allerdings bisher nur acht mit Schranken - was angesichts ganzer Unfallserien (siehe unten) befremdlich anmutet.

Bezirkspolitiker fordern mehr Sicherheit
Dass es gerade in Wetzelsdorf mit seinem extrem hohen Verkehrsaufkommen und den vielen Anrainern drei Kreuzungen ohne Schrankensicherung gibt, ärgert auch die lokale Politik: „Erst vor wenigen Jahren haben wir bei einer Begehung wieder Schranken gefordert“, erinnert sich ÖVP-Bezirksvorsteher Peter Sauermoser. „Aber die einzige Forderung seitens der GKB war damals, den Füßgängerübergang in der Abstallerstraße zu sperren. Obwohl dort nie etwas passiert ist.“

Dabei seien die Übergänge Harter Straße, Grottenhofstraße und Roseggerstraße weit problematischer, vor allem bei tief stehender Sonne. Immerhin gibt es neuerdings zu den Ampeln auch ein akustisches Warnsignal.

„In den Siebzigern war das noch ärger“
Für Anrainer Franz Reisinger, der seit 42 Jahren in Wetzelsdorf wohnt und von seinem Balkon aus einen idealen Blick auf die Kreuzung hat, war die Tragödie vom Dienstag ein Unglück mit Ansage: „Am Tag fahren da sicher um die zehn Verkehrsteilnehmer bei Rot drüber. Ende der 70er war das sogar noch ärger, da hat‘s in zehn Jahren zehn Tote gegeben.“ Durch das Lichtsignal ist die Kreuzung zwar sicherer geworden, Unfälle gibt es aber immer wieder. Auch für Reisinger ist deshalb klar: „Hier muss schnell eine Lösung in Form von Schranken her!“

Der Fluch der GKB-Kreuzungen
Das tragische Unglück am Dienstag war leider nicht das erste entlang der 92 Schienen-Kilometer der Graz-Köflacher-Bahn. Allein seit 2014 gab es an den rund 100 Übergängen, von denen nur acht beschrankt sind (Tendenz steigend), zahlreiche Unfälle mit mehreren Todesopfern.

12. Februar 2014: Vier Tote in Schwanberg
Der schlimmste Unfall der jüngeren Geschichte passierte am 12. Februar 2014: Damals zermalmte in Hohlbach (Gemeinde Schwanberg) eine 100-Tonnen-Garnitur der GKB einen SUV, in dem zwei weststeirische Ehepaare saßen. Alle vier Personen starben. Der Lenker hatte seinen Wagen trotz Stopptafel auf das Gleis gesteuert.

14. August 2018: Eine Tote in Söding-St. Johann
Auch heuer war bereits vor dem Dienstag eine Tote an der Strecke zu beklagen: Am 14. August stieß ein 57-jähriger Autolenker auf dem unbeschrankten GKB-Übergang Söding-St. Johann gegen einen Zug. Seine Tochter (27) erlag Tage später ihren Verletzungen.

Zudem gab es in den letzten Jahren zahlreiche Unfälle mit Verletzten - den letzten erst am Montagnachmittag dieser Woche: Ein 49-jähriger Schulbusfahrer krachte an einem unbeschrankten Bahnübergang in Köppling gegen den Zug und wurde unbestimmten Grades verletzt. Weil keine Kinder im Bus saßen, gab es sonst keine Opfer zu beklagen.

Alexander Petritsch
Alexander Petritsch
Matthias Wagner
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