Droht nächster Zwist?

NGO-Schiff Aquarius: Erneut 141 Migranten an Bord

Ausland
12.08.2018 20:09

Die Besatzung des Rettungsschiffs Aquarius ist erneut auf der Suche nach einem sicheren Hafen, in den sie einlaufen und die derzeit 141 geretteten Menschen von Bord bringen kann. Die Hilfsorganisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Mediterranee forderten am Sonntag von den europäischen Regierungen eine - gemäß internationalem Seerecht - „rasche Zuweisung“ eines sicheren Hafens. Bereits vor gut zwei Monaten war zwischen Italien, Malta und anderen EU-Staaten ein heftiger Streit entbrannt, weil Italien sich geweigert hatte, das unter der Flagge Gibraltars fahrende Schiff anlegen zu lassen. Letzten Endes lief die Aquarius in Spanien ein.

Die Crew habe alle zuständigen staatlichen Behörden informiert, darunter die Seenotrettungszentralen von Italien, Malta und Tunesien und das libysche „Joint Rescue Coordination Center“ (JRCC), das bestätigte, die Koordinierungsstelle für die Rettungen zu sein. Jedoch verweigerte das libysche Zentrum die Zuweisung eines Hafens und verwies auf andere Seenotrettungszentralen, teilte Ärzte ohne Grenzen in einer Aussendung mit. Man werde dieser Anweisung nun Folge leisten und nach Norden fahren, um von einer anderen Seenotrettungszentrale einen nahe gelegenen sicheren Hafen zugewiesen zu bekommen. Libyen komme aber als „sicherer Ort“ nicht infrage. Hilfsorganisationen kritisieren seit Jahren die katastrophalen Zustände für Geflüchtete in Libyen.

Auch für die EU-Migrationspolitik hagelte es einmal mehr Kritik: Die europäischen Regierungen hätten „all ihre Energie darauf verwendet, das libysche JRCC aufzubauen, doch die Ereignisse vom Freitag zeigen, dass es nicht in der Lage ist, Rettungsaktionen vollständig zu koordinieren“, sagte Aloys Vimard, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen. Außerdem seien die Hilfsorganisationen vom JRCC nicht über weitere Seenotfälle informiert worden. Die Geretteten berichteten den Teams auf der Aquarius, dass sie auf See zuvor fünf verschiedenen Schiffen begegnet seien, die keine Hilfe geleistet hätten. „Das ist verstörend“, erklärte Vimard.

Salvini: „Aquarius wird nicht in Italien anlanden“
Die Aquarius hatte am Freitagvormittag 25 Menschen, die in einem kleinen Holzboot ohne Motor auf dem Meer drifteten, gerettet und danach 116 Menschen aus einem weiteren überfüllten Holzboot an Bord genommen. Mehr als zwei Drittel der Geretteten stammen laut Ärzte ohne Grenzen aus den ostafrikanischen Krisenstaaten Somalia und Eritrea. Italiens Innenminister Matteo Salvini blieb unterdessen bei seiner harten Linie gegenüber Hilfsorganisationen im Mittelmeer. Die Aquarius „wird sicher nicht in einem italienischen Hafen anlanden“, sagte der Chef der rechten Lega am Samstag in einem Radiointerview.

Bei der letzten Mission der Aquarius hatten Italien und Malta dem Schiff die Einfahrt in einen Hafen verwehrt. Angesichts der Ungewissheit, ob eine erneute Blockade droht und in welchem Hafen sie dieses Mal Gerettete an Land bringen können, hatten die Seenotretter die Vorräte an Bord aufgestockt. Die Weigerung Italiens und Maltas hatte im Juni die Debatte um die Migrationspolitik innerhalb der EU wieder kräftig angeheizt. Seither ist Spanien Hauptzielland für Menschen, die sich über das Mittelmeer in Richtung Europa aufmachen.

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