Die Windkraftindustrie läuft gegen geplante Netzentgelte und Spitzenkappung Sturm. Der größte private Betreiber ImWind zieht eine Verlagerung von Projekten in Länder mit stabileren Rahmenbedingungen in Betracht. Der ausländische Investor KKR stellt sein 500-Millionen-Euro-Investment auf den Prüfstand und könnte es ganz streichen.
Ein großer Teil des Windkraftausbaus stemmen private Investoren, bis 2030 sind acht bis zehn Milliarden Euro geplant. Doch derzeit ist die Nervosität in der Branche groß, Vertreter laufen gegen die geplante Reform Sturm. Christoph Zurucker, Finanzchef des größten privaten Erzeugers ImWind ist im „Krone“-Gespräch alarmiert: „Die aktuell diskutierten Maßnahmen schaffen ein regulatorisches Umfeld, das Investitionen in erneuerbare Erzeugung in Österreich unmöglich macht.“
Netzgebühren in der Kritik
Konkret geht es um zusätzlichen Netzentgelte für die Erzeugung, dabei seien die Netzgebühren in Österreich bereits jetzt sehr teuer und Erzeuger zahlen im internationalen Vergleich viel. „Engagement für erneuerbare Energie soll offenbar nicht belohnt, sondern bestraft werden“, kritisiert Zurucker.
Auch die Spitzenkappung im Entwurf ist der Branche ein Dorn im Auge. Sie schmälert die Umsätze betont auch Florian Maringer, Geschäftsführer der IG Windkraft. „Diese Spitzen existieren in der Windkraft gar nicht.“ Mit so einer „Willkür“ verschenke die Bundesregierung leistbaren Strom aus Windenergie zu Gunsten von teurem Gas. Bei der "Spitzenkappung" sollen Anlagen bei "zu viel" Stromproduktion abgeschaltet werden, um die Netze zu entlasten. Auch eine weitere Änderung zieht Kritik nach sich. Pro Jahr muss die APG an über 100 Tagen eingreifen, um das Netz zu stabilisieren. Dafür wurden die Erzeuger bisher entschädigt, was sich ändern soll.
Windpark rechnet sich erst nach 35 Jahren
Laut Bernhard Haider, Österreich-Chef von Contour Global, würden sich Investitionen mit dem neuen Gesetz nur noch nach 30 bis 35 Jahren rechnen, dabei sind Windparks meist 25 Jahre in Betrieb. „Das ist wirtschaftlich schlichtweg nicht mehr sinnvoll.“
Derzeit fragen sich ausländische Investoren aber, ob Österreich die richtige Region ist, um zu investieren. Sollte das ElWG so kommen, werden wir unsere Investitionen halbieren oder sogar streichen.
Bernhard Haider, Contour Global
Bild: ContourGlobal
Hinter Contour Global steht der amerikanische Fonds KKR, der bisher plante, 500 Millionen bis eine Milliarde Euro bis 2030 in Österreich zu investieren und seit über zehn Jahren in Österreich aktiv ist. „Derzeit fragen sich ausländische Investoren aber, ob Österreich die richtige Region ist, um zu investieren. Sollte das ElWG so kommen, werden wir unsere Investitionen halbieren oder sogar streichen.“
Verlagerung ins Ausland
Auch bei anderen ist von einer solch drastischen Kürzung die Rede. ImWind plant bis 2030 rund 1,5 Milliarden Euro an Ausgaben. „Doch, kommt das Gesetz wie geplant, müssen wir einen deutlichen Teil davon stark infrage stellen.“ Schon jetzt ist das Unternehmen auch in Italien oder Deutschland tätig. „Sind die Rahmenbedingungen dort besser, werden nicht nur wir mehr in diese Länder verlagern.“
In Italien etwa hat die Regierung Meloni sehr stabile Bedingungen geschaffen, etwa eine geförderte Auktion für stationäre Batteriespeicher ins Leben gerufen, mit 15-jährigen fixen Abnahmeerträgen. In Österreich hingegen kritisiert die Branche die intransparenten Anschlussfristen, das Gegenteil von Rechtssicherheit. Die genauen Netzentgelte werden erst per Verordnung in ein bis zwei Jahren festgelegt. „Solange das unklar ist, wird eine Finanzierung bei der Bank verunmöglicht“, so Zurucker über die Rechtsunsicherheit.
„Ausbauziele hinfällig“
„Die Zugpferde der Energiewende so bewusst gezügelt werden“, das es sei ein „fatales energiepolitisches Signal“, heißt es in der Stellungnahme von ImWind. Laut Haider ist das Kapital zwar da, wird aber anders investiert – „Hierzulande sind die Ausbauziele dann ohnehin hinfällig“, befürchtet der Manager.
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