Stadtführung

Unterwegs in Wiens dunklen Kellergewölben

Reisen & Urlaub
31.05.2018 09:00

Tief hinab schraubt sich die enge Wendeltreppe. Fast 12 Meter unter der Erde taucht man ein in ein uriges Gewölbe. „Der Keller wurde vor ungefähr 40 Jahren wieder freigelegt. Davor war er wegen des Schutts aus dem 2. Weltkrieg unbegehbar“, erzählt Karin Artner. Sie ist Chefin vom „Ofenloch“, einer der ältesten Gastwirtschaften Wiens im Herzen des 1. Bezirks. Bereits im 13. Jahrhundert stand hier ein Lokal, bekannt als „Judenbadstube“ oder „Judenzeche“.

Die Gäste der „Culinary Sightseeing“-Tour werden von der Chefin aber nicht in die gute Stube gebeten, sondern gleich in den Untergrund. Denn auf dieser Tour erfährt man zwar auch einiges über die großen Klassiker am Wegesrand, aber eigentlich geht es darum, eine ganz andere Seite von Wien zu entdecken. „Wien besitzt noch eine zweite Stadt - fünf bis sechs Stockwerke unter uns“, erklärt Fremdenführer Wolfgang Horak, der durch die Tour „Versteckte Weinkeller“ führt. „Wir wollen Touren für alle Sinne bieten, exklusive, kulinarische Stadttouren, die ein bisschen anders sind“, so die beiden „Culinary Sightseeing“-Veranstalter Raimund Novotny und Marco Pollandt.

Der Abstieg mit ihnen lohnt sich auf jeden Fall
In den aufregenden Kellern, die wir besuchen, lagert auch ein ganz besonderer Schatz: Wiener Wein. Nirgendwo auf der Welt wird im Stadtgebiet so viel Wein kultiviert wie in Wien - und längst haben die edlen Tropfen ihren Siegeszug rund um die Welt angetreten. Von New York bis Sydney wird „Gruner Veltliner“ geschlürft, aber wohl nirgends so ursprünglich und gemütlich wie direkt an der Quelle.

Das „Schwarze Kameel“ z. B. ist eine Wiener Institution, in der gerne und viel getrunken wird - und das seit 400 Jahren. Selten ist aber der Blick in den wunderschönen Keller, den wir auf dieser Tour erhaschen dürfen. Vor drei Jahren wurde er renoviert - und strahlt nun im warmen Kerzenschein. „Hier lagern 13.500 Flaschen, im Wert von sieben bis 1700 Euro“, erklärt Sommelier Pascal, während er den Gästen einen knackigen Gemischten Satz und die berühmten „Kameel“-Brötchen kredenzt.

Die letzte Station der beschwingten Tour führt uns hinab in die „Winebank“ im ehemaligen „Kipferlhaus“. Hier wurde einst, einer schönen Legende nach, das Kipferl als Trotzreaktion gegen die türkische Belagerung erfunden. Heute lagert feinster Wein im Keller. Normalerweise haben nur Mitglieder der „Winebank“ Zutritt, doch uns öffnet der Chef der Vinothek St. Stephan die geheimen Pforten. Seit zwei Jahren kann man sich in der „Bank“ seinen eigenen Weinsafe mieten - und im prächtig hergerichteten Keller, in dem modernes Design auf uraltes Gewölbe trifft, gleich genießen. Hier heben wir unser letztes Glaserl auf - und unter - Wien.

Franziska Trost, Kronen Zeitung

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