Nach US-Protest
Karzai bildet nun lagerübergreifende Regierung
"Wir sind jetzt entschlossen, mit allen Mitteln den Schandfleck der Korruption von unserem Boden zu tilgen", sagte Karzai. Ob der Regierung auch sein politischer Rivale, der frühere Außenminister Abdullah Abdullah, angehören wird, ließ Karzai allerdings offen. Er erwähnte Abdullah in seiner Rede nicht einmal. Jedoch sei jeder, der mit ihm zusammenarbeiten wolle, herzlich willkommen.
Nach Abdullahs Wahlboykott hatte die Unabhängige Wahlkommission die für Samstag geplante Stichwahl abgesagt und Karzai zum neuen Präsidenten ernannt. Es war nach den massiven Betrugsvorwürfen im Zusammenhang mit der ersten Wahlrunde ein weiterer Rückschlag für die Bemühungen des Westens, in Afghanistan eine demokratisch legitimierte Regierung zu installieren.
Obama fordert "Taten und nicht Worte"
Dementsprechend wurde Karzai sofort von allen Seiten aufgefordert, die verfeindeten Lager wieder zusammenzuführen und die ausufernde Korruption im ganzen Land zu bekämpfen. Für die notwendigen Veränderungen in Afghanistan seien nun "Taten und nicht Worte erforderlich", sagte US-Präsident Obama. Karzai müsse "klar machen, dass er sofort etwas gegen die Korruption unternimmt", forderte der britische Premier Gordon Brown während eines Treffens mit UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon in London. Ban selbst betonte, Karzai müsse alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Erwartungen der Menschen in Afghanistan und die der internationalen Gemeinschaft zu erfüllen. Das bedeute, gegen den Drogenhandel und die Korruption vorzugehen, sowie eine Regierung zu bilden, die alle ethnischen und religiösen Gruppen erreiche.
Zweite Amtszeit Karzais wurde vielerorts gefeiert
Während der Westen Karzai inzwischen skeptisch gegenübersteht, hat der afghanische Präsident im eigenen Land vor allem in den Paschtunen-Gebieten im Süden und Osten weiter großen Rückhalt. Auch in der Stadt Herat im Westen feierten die Menschen seine Bestätigung auf den Straßen. Manche Afghanen sind allerdings auch enttäuscht von Karzai, der Afghanistan regiert, seit die USA die Taliban 2001 von der Macht vertrieben haben.
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