„Black Panther“

Afrikas Superheld ist Marvels neuer Meilenstein

Kino
14.02.2018 18:19

18 Filme und kein bisschen müde: Mit "Black Panther" (Kinostart 15.2.) hat Comic-Filmstudio Marvel erneut unter Beweis gestellt, warum es "das Haus der Ideen" genannt wird - und zugleich ein völlig neues Kapitel in seiner 2008 begonnenen Erfolgsgeschichte aufgeschlagen. Regisseur Ryan Coogler ("Creed") beschert der Welt von Iron Man, Spider-Man und Captain America seinen ersten schwarzen Superhelden. Ein action-geladenes Science-Fiction-Abenteuer aus afrikanischer Sicht, wie man es so noch nie auf die große Leinwand gesehen hat.

"Black Panther" setzt unmittelbar nach den Ereignissen von "Captain America: Civil War" ein: Nach dem folgenreichen Konflikt zwischen den Mitgliedern der Avengers kehrt T'Challa alias Black Panther in seine Heimat Wakanda zurück. Nach dem Tod seines Vaters muss der Thronfolger seinen rechtmäßigen Platz als König des isolierten, technisch weit fortgeschrittenen afrikanischen Staates einnehmen. Doch ein alter, verhasster Feind des Landes, der plötzlich wieder auf der Bildfläche erscheint, stürzt das Land in eine noch nie dagewesene Krise.

"Black Panther" erfüllt die hohen Erwartungen an einen afrikanischen Superhelden gleich in mehrerlei Hinsicht. Nach dem gelungenen ersten Auftritt des schwarzen Panthers in "Captain America: Civil War" stellt Chadwick Boseman ("Gods of Egypt") hier als T'Challa sein ganzes Können unter Beweis. Sein T'Challa, Thronfolger und Beschützer von Wakanda, ist eine sympathisch am Boden gebliebene und doch königliche Figur zugleich – die ganz nebenbei auch noch als eine Art afrikanischer Super-Agent leichtfüßig James Bond Konkurrenz macht. Dennoch bleibt Boseman neben den anderen Darstellern etwas blass, ja fast schon zu handzahm für einen Helden mit dem Namen "Black Panther".

Denn das weitere Cast des Films kann sich sehen lassen: Darunter etwa Oscar-Gewinnerin Lupita Nyong'o ("Stars Wars: Das Erwachen der Macht", "12 Years A Slave"), Oscar-Preisträger Forest Whitaker ("Star Wars: Rogue One", "Arrival") und die Oscar-nominierte Angela Bassett ("London Has Fallen"). In weiteren Rollen sind Michael B. Jordan ("Creed: Rockys Legacy"), Daniel Kaluuya ("Sicario", "Get Out") zu sehen, während Martin Freeman ("Sherlock", "Der Hobbit"-Trilogie) und Andy Serkis ("Avengers: Age of Ultron") in ihren bereits bekannten Rollen als Everett Ross und Ulysses Klaue zurückkehren.

Power-Frauen als Geheimwaffe
Ein Highlight des Films sind definitiv die vielen starken Frauen, darunter die königliche Leibgarde Dora Milaje, mit denen man sich besser nicht anlegen sollte sowie die Ex-Geliebte von T'Challa, Nakia (gespielt von Lupita Nyong'o), und die jüngere Schwester des jungen Königs Shuri (Newcomerin Letitia Wright) - die als königliche Wissenschaftlerin wohl sogar Bonds' Cheftüftler Q mit ihren Erfindungen neidisch machen dürfte.

Der "unsichtbare Superstar Hollywoods" Andy Serkis (er hauchte unter anderem Gollum in "Herr der Ringe", Cäsar in "Planet der Affen" und zuletzt Supreme Leader Snoke in "Star Wars" Leben ein) darf in "Black Panther" zur Abwechslung mal sein wahres Gesicht zeigen - und ist als durchgeknallter Waffenhändler Ulysses Klaue einfach herrlich. Fast wünscht man sich Serkis als Joker im nächsten Batman, so wunderbar wahnsinnig ist seine Performance in "Black Panther".


Jedem Helden sein Bösewicht
Als Bösewicht Eric Killmonger brilliert Michael B. Jordan, der für Regisseur Coogler zuletzt in der Rocky-Fortsetzung "Creed" erfolgreich in den Ring steigen durfte. Killmonger zählt ohne Zweifel zu den interessantesten Bösen, die man bislang im Marvel-Universum zu sehen bekam - und wirklich "gute" Böse sind in den mittlerweile 18 Filmen mit Ausnahme von Thors Halbbruder Loki eher Mangelware gewesen. So ist Eric Killmonger ein Antagonist, der trotz seiner mörderischen Natur durchaus sympathisch rüberkommt; dessen Motivation verständlich und nachvollziehbar ist.

T'Challa als neuer König von Wakanda und Killmonger stellen zwei Seiten eines Konflikts um die Zukunft des fiktiven Staats dar. Wakanda konnte sich dank des immensen Vorkommens des wertvollen Metalls Vibranium (aus dem etwa Captain Americas Schild gemacht ist) zur fortschrittlichsten Nation der Welt entwickeln. Allerdings wurde Wakanda unter strengster Geheimhaltung zur High-Tech-Nation - aus Sorge vor Einmischung von außen. Ein Land mitten in Afrika, isoliert und mit eigener Philosophie.

Doch wie soll es weitergehen: Soll sich das Land öffnen und seinen Fortschritt künftigen der gesamten Menschheit zu Gute kommen lassen, wie es T'Challa andenkt? Oder soll Wakanda den lange unterdrückten Schwarzen dieser Welt Technik und Waffen zur Verfügung stellen, um ihnen endlich den Aufstieg an die Weltspitze ermöglichen, wie es sich Herausforderer Killmonger erträumt. Thematisch spricht der Film dabei auch an, was die westliche Welt derzeit bewegt: Die Flüchtlingskrise. "Lasse Flüchtlinge ins Land und sie bringen all ihre Probleme mit", wird T'Challa von einem seiner engsten Vertrauen gewarnt.

Willkommen im Afrofuturismus
Fest steht: Mit "Black Panther" hat der Afrofuturismus das Marvel-Universum erreicht. Der politisch aufgeladene Science-Fiction-Begriff umfasst den Widerstand gegen die Bilder von einer weißen Zukunft, einer weißen Geschichte. Wenn in der Popkultur die starken und mächtigen Menschen, die Retter, die Helden, die großen Genies und Wissenschaftler, die waghalsigen Astronauten und Sternfahrer, selbst Supermänner von anderen weitaus höher entwickelten Zivilisationen und anderen Planeten, im Mainstream von Comics, Science-Fiction Romanen und Filmen fast ausschließlich weiß sind.

"Black Panther" macht mit all dem Schluss: Hier sind die Schwarzen nicht in üblichen Rollen von Sklaven, Drogenabhängigen oder Kriminellen zu sehen. Hier gibt es einen mächtigen schwarzen Helden, der seine Kräfte auch nicht etwa von einem weißen Wissenschaftler erhalten hat. Hier ist ein Land in Afrika zur fortschrittlichsten Nation der Welt aufgestiegen. Hier gibt es große Genies wie die jüngere Schwester von T'Challa. Dennoch werden Schwarze jetzt nicht plötzlich als die besseren Menschen dargestellt. Wakanda wurde zu einer weit fortgeschrittenen - und isolationistischen - Nation - aber bestimmt nicht, weil sie immer nur nett zu Menschen waren. Es liegt jetzt an T'Challas Generation den richtigen Weg einzuschlagen und das Land endlich zu öffnen.

Marvel muss man jedenfalls für ihr neuestes Meisterstück gratulieren. Leichte Enttäuschung über die insgesamt etwas unspektakuläre Action wird durch den Charme der Schauspieler und die spannende Story wieder wettgemacht. "Black Panther" ist ein wahres Fest für die Augen und liefert opulente Bilder, die man so sicher noch nicht auf der Leinwand gesehen hat.

Das Produktionsdesign hätte für die Erschaffung dieser einzigartigen Mischung aus afrikanischer Folklore und Science-Fiction eine Oscar-Nominierung mehr als nur verdient. Hochkarätig auch der Soundtrack, der - für Marvel-Filme immer noch eher ungewöhnlich - mit neuen, für den Film produzierten Songs von Rap-Ausnahmetalent Kendrick Lamar aufwartet.

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