Die Oscars 2009

“Slumdog Millionär” ist der große Abräumer

Kino
23.02.2009 14:07
In Hollywood sind am 23. Februar zum 81. Mal die Oscars vergeben worden. "Slumdog Millionär", der Film von Danny Boyle, der auch als bester Regisseur ausgezeichnet wurde, avancierte zum großen Abräumer des Abends und ließ den großen Favoriten "Der seltsame Fall des Benjamin Button" klar hinter sich. Kate Winslet ist für "Der Vorleser" als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet worden, bester Hauptdarsteller ist Sean Penn. Penelope Cruz holte ihren ersten Oscar, auch Heath Ledger wurde geehrt - posthum für seine Darstellung des wahnsinnigen "Jokers" in "Dark Knight". Österreich ist leider leer ausgegangen: Für Götz Spielmanns "Revanche" war die Konkurrenz zu stark.

Nach der Regie-Auszeichnung für Danny Boyle war es nur logisch: Das fulminante, im indischen Mumbai spielende Sozialdrama "Slumdog Millionär" über einen armen indischen Buben, der in einer TV-Show den Millionentreffer landet, ist auch der beste Film der 81. Oscar-Gala. Damit hat der zehnfach nominierte Streifen acht Oscars gewonnen und "Der seltsame Fall des Benjamin Button" weit hinter sich gelassen: Der 13-fach nominierte Streifen von David Fincher mit Brad Pitt in der Titelrolle konnte nur drei Oscars realisieren - und auch nur in Nebenkategorien: für das beste Make-up, die beste Ausstattung sowie die besten visuellen Effekte.

An "Slumdog Millionär" gingen dafür die Oscars für das beste adaptierte Drehbuch, die beste Kamera, das beste Sound-Mixing, den besten Schnitt, die beste Filmmusik (Score) sowie den besten Song ("Jai Ho"). Boyle wurde zudem als bester Regisseur mit dem Oscar geehrt, der Film selbst als bester des vergangenen Filmjahres ausgezeichnet.

Von den weiteren Streifen der Big Five holte "Milk" zwei Oscars (bester Hauptdarsteller und bestes Original-Drehbuch) und "Der Vorleser" mit dem Hauptrollen-Triumph von Kate Winslet eine Auszeichnung. Gänzlich leer ging dagegen der ebenfalls in beiden Königskategorien nominiert gewesene Film "Frost/Nixon" aus.

Edel gingen die Präsentationen der Darsteller-Preise über die Bühne, für die Schauspieler-Größen von Sophia Loren bis Shirley McLaine, von Anthony Hopkins bis Robert de Niro, jeweils persönliche Worte an jeden Nominierten richteten.

Sean Penn ist bester Hauptdarsteller
Den Oscar für die beste männliche Hauptrolle holte sich Sean Penn für seine Darstellung des homosexuellen Bürgerrechtlers Harvey Milk in "Milk" von Gus Van Sant. Er setzte sich damit gegen Richard Jenkins ("The Visitor"), Frank Langella ("Frost/Nixon"), Brad Pitt ("Der seltsame Fall des Benjamin Button") und Mickey Rourke ("The Wrestler") durch. Es ist der zweite Oscar des 48-Jährigen, der im Jahr 2003 für "Mystic River" ausgezeichnet worden war. Seine Rede nutzte Penn für ein Plädoyer für Gleichstellung.

Kate Winslet ist die beste Hauptdarstellerin
Für ihre Rolle als NS-Wärterin Hanna Schmitz in der Bernhard-Schlink-Verfilmung "Der Vorleser" wurde Kate Winslet als beste Hauptdarstellerin mit dem Oscar ausgezeichnet. Ihre sechste Nominierung konnte die 33-jährige Britin in ihren ersten Sieg ummünzen. Winslet gab sich auf der Bühne gerührt. "Ich habe diese Rede geübt, mit acht Jahren, vor dem Badezimmer-Spiegel. Ich bin froh, dass das diesmal keine Shampoo-Flasche ist", freute sich die 33-jährige über die Goldstatue. Sie setzte sich damit gegen Anne Hathaway ("Rachel Getting Married"), Angelina Jolie ("Der fremde Sohn"), die bereits zum 15. Mal nominierte Meryl Streep ("Glaubensfrage") und Melissa Leo ("Frozen River") durch.

Posthumer Oscar für den "Joker"
Heath Ledger wurde posthum mit dem Oscar als "Bester Nebendarsteller" ausgezeichnet. Im Batman-Sequel "The Dark Knight" spielte der Australier die Rolle des völlig wahnsinnigen "Jokers". Kurz nach Beendigung der Dreharbeiten starb der 28-Jährige im Jänner 2008 an einer tödlichen Medikamenten-Überdosis. Die Auszeichnung nahmen seine aus Australien angereisten Eltern sowie seine Schwester entgegen - die Dankesrede der Familienmitglieder sorgte für eine wahre Tränenflut im Publikum. Ledgers Vater sagte, Heaths "stille Entschlossenheit, von euch allen hier akzeptiert zu werden", habe sich nun erfüllt. Bei aller Trauer wolle man jetzt "feiern und uns freuen, für das was er erreicht hat", so Ledgers Schwester. "Heath, wir wünschten wirklich, du wärest hier." Kevin Klines würdigte den verstorbenen Ledger, der "uns ein bleibendes Erbe hinterlassen hat".

Ledger ist nach Peter Finch 1976 der zweite Darsteller, dem der Oscar postum zugesprochen wurde. Neben Ledger waren Josh Brolin ("Milk"), Robert Downey Jr. ("Tropic Thunder"), Philip Seymour Hoffman ("Glaubensfrage") und Michael Shannon ("Zeiten des Aufruhrs") nominiert. In der Kategorie "Tonschnitt" erhielt der achtfach nominierte Batman-Film außerdem seinen zweiten Oscar.

Erster Oscar für Penelope Cruz
Den ersten Oscar des Abends gewann Penélope Cruz. Sie setzte sich für ihre Darstellung der eifersüchtigen und heißblütigen Maria Elena in Woody Allens "Vicky Cristina Barcelona" in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin" gegen Amy Adams ("Glaubensfrage"), Viola Davis ("Glaubensfrage"), Marisa Tomei ("The Wrestler") und Taraji P. Henson ("Benjamin Button") durch. Es ist nach einer Hauptrollen-Nominierung für "Volver" ihr erster Oscar. Und sie hat damit einen neuen Rekord für Regisseur Woody Allen aufgestellt: Es ist bereits das fünfte Mal, dass eine Mitwirkende in einem seiner Filme in dieser Kategorie ausgezeichnet wurde.

"Departures" gewinnt Auslands-Oscar
Österreich ist bei den Oscars leider leer ausgegangen. Zur großen Überraschung gewann der japanische Streifen "Departures" den Auslands-Oscar. Damit blieben auch der favorisierte israelische Animationsfilm "Waltz with Bashir", der deutsche "Baader Meinhof Komplex" und "Die Klasse" des Franzosen Laurent Cantet unberücksichtigt. Im Vorjahr hatten Stefan Ruzowitzkys "Die Fälscher" den Auslands-Oscar gewonnen.

"Departures" ("Okuribito") war als Außenseiter im Kreis der letzten Fünf vertreten. Der 53-jährige Regisseur Yojiro Takita erzählt in seinem Film die Geschichte des arbeitslosen Cellisten Daigo Kobayashi, der mit seiner Frau in seinen Heimatort zurückkehrt. Der in einer Stellenanzeige versprochene Job, der ihn zur Rückkehr bewogen hat, ist jedoch nicht in einem Reisebüro, sondern in einem Bestattungsunternehmen: Der Musiker findet sich als Leichenwäscher wieder.

Von Enttäuschung kann beim österreichischen Regisseur Götz Spielmann und seinem Team keine Rede sein. "Wir sind alle sehr vergnügt", sagte der Produzent Mathias Forberg in einer ersten Reaktion. Und Spielmann ergänzte: "Mir geht es gut, ich bin überhaupt nicht enttäuscht." Er habe so viele Begegnungen gehabt, die gezeigt haben, "was für eine starke Wirkung unser Film gehabt hat". "Wir waren dabei, wir waren gut im Rennen - aber ob man den Oscar gewinnt oder nicht, das ist für mich persönlich nicht wichtig."

"Wall-E" ist bester Animationsfilm
Bester Animationsfilm wurde erwartungsgemäß "Wall-E - Der Letzte räumt die Erde auf". Er setzte sich gegen "Bolt - Ein Hund für alle Fälle" und "Kung Fu Panda" durch. Als bester animierter Kurzfilm ging Kunio Katos "La Maison en Petits Cubes" aus der heurigen Oscar-Verleihung hervor.

Der Kostüm-Oscar ging an "The Duchess" ("Die Herzogin"), ein im 18. Jahrhundert spielendes Historiendrama von Saul Dibb mit Keira Knightley und Ralph Fiennes.

Der Oscar für den besten Kurzfilm ging nach Deutschland - für "Spielzeugland". Jochen Alexander Freydank, Regisseur und Produzent, nahm die Trophäe entgegen. Der Film dreht sich um einen deutschen Buben, der glaubt, dass seine jüdischen Nachbarn ins Spielzeugland fahren.

Bester Dokumentarfilm wurde "Man on Wire", bester dokumentarischer Kurzfilm wurde "Smile Pinkie".

Ehrenoscar für Jerry Lewis
Der Ehrenoscar ging an Jerry Lewis, der für sein Lebenswerk vom gesamten Publikum Standing Ovations und tosenden Applaus erhielt. "Diese Auszeichnung berührt mein Herz", so der Comedy-Altstar.

Hugh Jackman als spritziger Moderator
Der australische Schauspieler Hugh Jackman führt als Moderator durch die Oscar-Gala im Kodak Theater in Hollywood. Eröffnet hat er den Abend mit einem Revue-Lied in wechselnden Bühnenbildern, mit dem er den fünf für den besten Film nominierten Streifen seine Reverenz erwies. Und auch in einem Musical-Medley begeisterte der Schauspieler und Musical-Darsteller das Publikum. Unterstützt wurde er dabei von Stars wie Anne Hathaway, Beyonce Knowles oder den Disney-Stars Zac Efron und Vanessa Hudgens. "The Musical is back", rief der Mime am Ende der Vorführung.

Vor der großen Zeremonie defilierten Stars und Superstars des internationalen Kinos über den roten Teppich. Dabei wter den Gästen im Saal zitterte auch der österreichische Regisseur Götz Spielmann, der mit "Revanche" für den Auslands-Oscar nominiert war.

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