AC/DC 2.0

Airbourne: “Runnin’ Wild”

Musik
25.06.2008 23:31
"High Voltage" im Blut, nichts als Hardrock in der Birne. Da werden Songs über "Billigen Wein und billigere Weiber" gedroschen, das abgestandene Bier fließt förmlich aus dem Booklet und einmal durchhören fühlt sich an wie 14 Tage nicht duschen - zugedröhnt von brettharten Gitarrenriffs und gekreischten Vocals, wie sie der selige Bon Scott nicht besser hätte aufführen können, blickt man noch einmal ungläubig auf die CD-Hülle. Nope, das sind wirklich nicht AC/DC: Airbourne, "Runnin' Wild".
(Bild: kmm)

Die Ähnlichkeiten der vierköpfigen Truppe mit AC/DC sind eklatant: Wie beim "Original" befindet sich mit Ryan und Joel O'Keffee nicht nur auch ein Brüderpaar in der Band, die beiden lenken ähnlich wie die Young-Brothers das Geschehen in der Truppe, haben auch annäherend dieselben Frisuren. Auch kein Zufall wird es sein, dass der erst 20 Jahre junge Frontmann von Airbourne live stets eine Gibson SG in "Aged Cherry Red" spielt, das Markenzeichen von Angus Young.

Richtig arg wird's aber bei den musikalischen Gemeinsamkeiten. Der Sound - gestrickt von US-Produzent Bob Marlette - ist 1:1 AC/DC. Von den staubtrockenen, punchigen Drums, über den mittenbetonten Bass bis hin zum fetten Gitarrensound. Die Krone setzte dem Ganzen die Stimme von Ryan O'Keffee auf, der sich alle Mühe gibt, wie Bon Scott und Brian Johnson gemeinsam zu klingen.

Beer, Sex & Rock 'n' Roll
Man könnte nun sagen, das Ganze sei ja bloß eine faule Kopie von AC/DC - doch dagegen sprechen die Songs von Airbourne, die untergriffig und frauenfeindlich, zudem rotzfrech und unverblümt direkt sind und mit reichlich "Hau drauf, was kost' die Welt?"-Pathos daherstampfen. Frei nach dem Motto: Beer, Sex & Rock 'n' Roll, was bei AC/DC ähnlich ist, jedoch aufgrund einer gewissen Poetik in den Lyrics und dank eines Funkens Anstand halt nicht so offensichtlich. Airbourne ist da in gewisser Weise die verschärfte AC/DC-Version.

In Australien wissen die Radio-DJs wahrscheinlich deswegen nicht so recht, ob sie es bei der jungen Band mit sich selbst überzeichnenden Nachahmern oder mit einer genialen Newcomer-Rockband zu tun haben. Airplay gibt's für Airbourne in ihrer Heimat nämlich so gut wie keines. In den USA und in Europa ist die Truppe hingegen mit offenen Armen und Ohren empfangen worden. Das sah man zuletzt auch im burgenländischen Nickelsdorf am Novarock, wo die energiereiche Show der Australier die Besucher regelrecht umwarf.

Vorschlag für Hardcore-AC/DC-Fans: Airbourne-CD kaufen und damit die Zeit bis zum nächsten AC/DC-Album, das übrigens noch heuer im Herbst bzw. Ende 2008 erscheinen soll, überbrücken. In Sachen Feeling ist "Runnin' Wild" nämlich das derzeit beste "AC/DC-Substi".

7,5 von 10 dahergerannten Wilden

Von Christoph Andert

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