Bürgerkarte gefloppt

Regierung setzt jetzt auf Handysignatur

Web
11.05.2015 12:25
Die bereits 2003 eingeführte Bürgerkarte als digitaler Ausweis ist laut Staatssekretärin Sonja Steßl "flächendeckend gescheitert" - nur 150.000 Anwender konnten sich bislang dafür begeistern. Die Regierung setzt nun auf die Handysignatur und arbeitet dabei mit der Privatwirtschaft zusammen, wie Steßl am Montag sagte: Kunden der Bank Austria können sich die Unterschrift fürs Mobiltelefon ab sofort via Online-Banking freischalten lassen. In das elektronische Postfach können dann sowohl Behörden als auch Firmen Briefe schicken.

Bis dato musste man sich entweder physisch zum Beispiel aufs Finanzamt begeben oder auf einen Brief warten, um den "digitalen Pass" freizuschalten. Ab Montag geht es für die 760.000 Online-Kunden der Bank Austria auch rein elektronisch, und zwar mit dem sogenannten Bankident-Verfahren. Die Identifikation erfolgt dabei mittels der Zugangsdaten fürs Internet-Banking. Das Bankident-Verfahren ist für alle Geldhäuser offen. Bank-Austria-Chef Willibald Cernko geht davon aus, dass andere Banken bald nachziehen werden.

Voraussetzung für die Freischaltung der Handysignatur per Online-Banking ist ein elektronisches Postfach bei der Firma Postserver. Das ist einer von vier digitalen Zustelldiensten, die vom Bundeskanzleramt zertifiziert sind. In den Postserver-Korb können sowohl Behörden als auch private Unternehmen senden. "Da krieg' ich die wichtige Post hinein, keinen Spam", so Robert Macho von der Bank Austria. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Brief oder einer E-Mail seien Sender und Empfänger klar authentifiziert, das Briefgeheimnis werde durch eine End-2-End-Verschlüsselung gewahrt. "Das ist absolut sicher", sagte Cernko.

Elektronische Zustellung soll Portospesen einsparen
Die Bank Austria bietet die E-Zustellung als erstes Unternehmen an und will sich damit jährlich zwei Millionen Euro ersparen. "Wir geben derzeit 3,5 Millionen Euro im Jahr an Portospesen aus", so Cernko. Die Kosten für die Sendung übernimmt der Absender - eine einfache E-Zustellung kostet bei Postserver derzeit 50 Cent. Das Wiener Unternehmen, das im Eigentum von drei Privatpersonen steht, ist nach Angaben von Geschäftsführer und Mehrheitsgesellschafter Alexander Mittag-Lenkheym mit mehr als 20 großen Unternehmen im Gespräch, die sukzessive auf elektronische Post umstellen wollen. Kürzlich sei eine große Versicherung dazugekommen.

Firmen können ihren Kunden via Postserver zum Beispiel Rechnungen oder, im Falle von Banken, Informationen über Zinsänderungen schicken. Sie müssen sich dabei an Regeln halten und kategorisieren, um welche Art von Sendung es sich handelt, erklärte Macho. Reklamepost ist theoretisch möglich, aber nur, wenn der Empfänger die Checkbox "bitte keine Werbung" nicht angeklickt hat. Die Empfänger werden sofort per E-Mail verständigt, wenn sie elektronische Post bekommen haben. Automatische Abwesenheitsmeldungen zum Beispiel bei Urlauben sind möglich.

Bislang 500.000 Nutzer in Österreich
Die Handysignatur ist eine rechtsgültige Unterschrift, die ab 2016 auch EU-weit eingesetzt werden kann. Derzeit wird sie - bei mehr als 13 Millionen SIM-Karten hierzulande - von rund 500.000 Österreichern genutzt. Die für gescheitert erklärte Bürgerkarte will die Regierung vorerst übrigens nicht einstellen: "Wir lassen derzeit beides offen, aber das Erfolgsmodell ist die Handysignatur", sagte Steßl.

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