Galileo ist "Unfug"

Satellitenbauer OHB stolpert über WikiLeaks

Elektronik
18.01.2011 14:28
Der Aufbau des europäischen Satellitensystems Galileo dürfte deutlich teurer werden als bisher kalkuliert. Die Europäische Kommission veranschlagt für den Aufbau der Infrastruktur bis 2020 rund 5,3 Milliarden Euro, wie die "FAZ" am Dienstag berichtete. Bisher war mit 3,4 Milliarden Euro kalkuliert worden. Unterdessen kämpft der Satellitenbauer OHB mit den Folgen einer brisanten WikiLeaks-Veröffentlichung: OHB-Manager Berry Smutny soll Galileo als "Unfug" bezeichnet haben.

Der Manager wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt. Das Unternehmen habe sich dazu gezwungen gesehen, "um einen immensen Reputationsschaden abzuwenden", sagte OHB-Sprecher Steffen Leuthold am Dienstag. Smutny habe zwar dementiert, sich abfällig geäußert zu haben, "aber der Imageschaden war zu groß." Aufsichtsrat und Hauptversammlung hätten zur Entlassung Smutnys keine Alternative gesehen, heißt es in einer Mitteilung vom Montag.

Smutny ist damit der erste deutsche Top-Manager, der wegen Veröffentlichungen der Enthüllungsplattform WikiLeaks gehen muss. Er soll Galileo gegenüber US-Diplomaten als "Verschwendung von Steuergeldern" und "Unfug" bezeichnet haben. Laut WikiLeaks soll das Gespräch Anfang Oktober 2009 stattgefunden haben. Smutny war da erst kurze Zeit bei OHB. Insgesamt war er 18 Monate Vorstandschef der OHB-Systems AG.

Konkurrenz-System zu GPS
Galileo soll das bisherige Monopol der USA mit ihrem Global Positioning System (GPS) bei der Satellitennavigation brechen. OHB hatte unter Smutny im Jänner 2010 den prestigeträchtigen Auftrag für den Bau von 14 Satelliten mit einem Volumen von 566 Millionen Euro bekommen. Der Start der ersten beiden Satelliten ist für 2012 vorgesehen. Im November kamen weitere Millionenaufträge für sechs Meteosat-Wettersatelliten hinzu.

Kosten weiter gestiegen
Laut EU-Berechnungen über Kostensteigerungen bei Galileo sollen jährlich 800 Millionen Euro für den Betrieb und die Instandhaltung anfallen, wie die "FAZ" berichtet. Bisher waren die jetzt mit 5,3 Milliarden veranschlagten Kosten für die Infrastruktur dem Zeitungsbericht zufolge bis 2014 mit 3,4 Milliarden Euro beziffert worden. Bis dahin solle das Satellitensystem zumindest teilweise einsatzbereit sein. Bei den Betriebskosten war bisher von 750 Millionen Euro ausgegangen worden.

Schon im Herbst habe die Behörde eingeräumt, dass bis 2020 weitere Kosten anfallen. Trotz des Kostenanstiegs halte die Kommission an dem Prestigeprojekt fest, schreibt die "FAZ". Der Markt für Satellitennavigation werde bis 2020 auf ein Volumen von 240 Milliarden Euro geschätzt.

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