Uhrenindustrie

Edelmarken suchen Antwort auf Smartwatch-Rivalen

Elektronik
21.03.2017 09:47

Nach anfänglicher Zurückhaltung wagen sich die traditionellen Uhrenhersteller nun doch tiefer ins Smartwatch-Geschäft vor: Zur wichtigsten Branchenmesse Baselworld (23. bis 30. März) präsentiert die Edel-Marke Montblanc ihre erste Computer-Uhr, von TAG Heuer gibt es die zweite Generation seines Modells "Connected" und der Gigant Swatch mit Marken wie Tissot will sogar eine eigene Technologie-Plattform als Gegengewicht zu Apple und Google entwickeln.

Die erste Reaktion aus der Schweiz auf die tragbaren Mini-Computer an ihrem angestammten Platz am Handgelenk war eher frostig. Er glaube nicht an eine Revolution, sagte Swatch-Chef Nick Hayek in einer oft zitierten Bemerkung vor vier Jahren. Es sei eben schwer, ein iPhone durch ein Terminal am Handgelenk zu ersetzen, allein schon wegen der Größe des Displays. Knapp zwei Jahre nach dem Start der Apple Watch, die aus dem Stand zum Marktführer wurde und es auch bleibt, ist klar: Die Computer-Uhren schafften es zwar nicht, "das nächste große Ding" nach dem Smartphone zu werden. Aber sie werden nicht mehr weggehen.

Nach Schätzungen des Marktforschers IDC wurden im vergangenen Jahr gut 49 Millionen smarte Uhren verkauft. Bis 2021 rechnen die Experten mit einem Anstieg auf über 150 Millionen Geräte. Die Berechnungen sind schwierig: Von den Unternehmen selber gibt es bestenfalls vage Hinweise auf Absatzzahlen. Zudem schwanken auch die Schätzungen allein schon wegen der Definition, was eine Smartwatch ist. Geht es wie beim Smartphone darum, dass auf ihr Apps laufen können? Oder zählt schon, wenn sie Schrittzähler und andere Chips integriert hat?

So kam ein weiterer IT-Marktforscher, Strategy Analytics, für das vergangene Jahr auf die deutlich geringere Absatzzahl von rund 21 Millionen Smartwatches - mit einem Marktanteil von 55 Prozent für Apple. Vor allem mit der zweiten Version der Apple Watch, die stärker auf Fitness und Sport ausgerichtet wurde, zogen die Verkäufe im Weihnachtsgeschäft an.

Viel Geld durch wenige teure Uhren
Für die traditionellen Hersteller sind Computer-Uhren eine Herausforderung allein schon wegen einer Besonderheit ihres Geschäfts: Den absoluten Großteil der verkauften Uhren machen günstige Modelle aus. Der Löwenanteil des Geldes wird aber mit den wenigen teuren Luxus-Uhren verdient. Alles, was in diesen Hochpreis-Bereich schneidet, trifft die Hersteller direkt ins Mark.

Die Zahlen sprechen für sich: Von den im vergangenen Jahr exportierten 25,4 Millionen Schweizer Uhren kosteten knapp zwei Drittel weniger als 200 Franken (186 Euro). Aber bei den Erlösen war das Bild genau umgekehrt: Fast zwei Drittel der Erlöse von insgesamt 18,2 Milliarden Franken (17 Milliarden Euro) wurden mit den nur 1,4 Millionen Uhren gemacht, die über 3000 Franken (rund 2800 Euro) kosteten.

So war die Erleichterung in der Schweizer Industrie kaum zu überhören, als Apple mit seiner über 10.000 Euro teuren goldenen Luxus-Version der Watch grandios scheiterte und sie nach gut einem Jahr leise vom Markt nahm. Doch der vergebliche Vorstoß von Apple in das Highend-Segment kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei den Uhrenherstellern gerade nicht rund läuft. Eine Erhöhung der Luxus-Steuer in China, weniger kauffreudige Touristen in europäischen Metropolen und der starke Franken ließen die Erlöse der Schweizer Hersteller im vergangenen Jahr um fast zehn Prozent fallen.

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