"Immens versagt"

Brunnenmarkt-Mord: Witwer (65) trauert am Tatort

Österreich
11.05.2016 10:26

Die Blumen verwelken, nur noch wenige Kerzen brennen vor dem Wettbüro am Wiener Brunnenmarkt - die meisten Grablichter sind erloschen. Franz E. kniet nieder, an jener Stelle, an der seine Frau vor einer Woche mit einer Eisenstange zu Tode geprügelt wurde. Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort. Der mutmaßliche Täter, ein amtsbekannter Kenianer (21), nahm ihr das Leben. Wer hat hier versagt?

"Offenbar niemand." Franz E., der 65-jährige Mann des Opfers, starrt ins Nichts, wenn er diese Worte sagt. Der Wind bläst über den Brunnenmarkt, die Sonne ist längst hinter den Wolken verschwunden an diesem Dienstagvormittag.

Am Weg zur Arbeit mit Eisenstange erschlagen
Seine 54-jährige Ehefrau war in der Nacht auf vergangenen Mittwoch gegen 2.30 Uhr in Ottakring auf dem Weg zur Arbeit, als das schier Unglaubliche passierte: Der 21-jährige Kenianer Francis N. ging im Marktgebiet in der Brunnengasse mit einer Eisenstange auf die Reinigungskraft los. Wie von Sinnen schlug der Mann auf sein Opfer ein. Maria E. hatte keine Chance - sie erlag ihren schweren Verletzungen. Francis N. wurde festgenommen und sitzt seither in U-Haft.

"Irgendjemand hat immens versagt"
Der Frühpensionist sagt nicht viel, er weint, wiederholt immer wieder: "Ich wünsche mir nur, dass sie wieder lebt." Seine Anwälte Alfred Boran und Dietmar Heck aber geben "Vollgas": Auf der Suche nach den Verantwortlichen der Tragödie wollen sie keine juristischen Mittel auslassen. "Wir haben Ansprüche gegen die Republik angemeldet", so Boran. Klagen gegen Österreich, aber auch den Staat Kenia sind in Vorbereitung. Denn eines ist ein trauriges Faktum: "Irgendjemand hat hier immens versagt", so Heck.

Anwalt zu krone.at: "Es geht ums Prinzip"
Mittwochfrüh betonte Jurist Boran auch gegenüber krone.at: Es gehe dem Kläger nicht primär ums Geld, sondern ums Prinzip. Die Summe, um die es gehe, liege demnach lediglich zwischen 10.000 und 20.000 Euro.

Brisanter Polizeiakt
Francis N. war - gelinde ausgedrückt - "kein Guter". Anrainer drücken es anders aus. Zigmal hatten sie bei der Polizei interveniert, vor dem auch mit Steinen bewaffneten Afrikaner gewarnt. Passiert ist nichts. In einem brisanten Polizeiakt ist zu lesen, dass die Staatsanwaltschaft bereits Ende März dazu aufgefordert wurde, "endlich zu handeln".

18-mal wurde der Kenianer straffällig, vier Verfahren liefen gegen ihn, 26-mal wurde er dazu aufgefordert, beim Staatsanwalt vorzusprechen. Haftbefehl gab es jedoch nie einen gegen den 21-Jährigen, obwohl er bereits im Juni 2015 einen Passanten mit einer Eisenstange attackierte. Ein anschließendes Abschiebeersuchen soll seitens der kenianischen Botschaft bis heute ignoriert worden sein. Die Wienerin Maria E. kostete das ihr Leben.

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