US-Polizeigewalt

Schwarze gestorben: Neues Video von Festnahme

Ausland
22.07.2015 17:30
Nach dem Tod einer Schwarzen in einer Gefängniszelle in Texas sind erneut Rassismus-Vorwürfe gegen die US-Polizei laut geworden. Die 28-jährige Sandra Bland war am 10. Juli von einem weißen Polizisten bei einer Verkehrskontrolle festgenommen worden. Ein nun von den Behörden veröffentlichtes Video zeigt die Festnahme der Frau, die drei Tage später in ihrer Zelle starb, in vermeintlich voller Länge. Laut US-Medien besteht der Verdacht, dass das Video vor der Veröffentlichung bearbeitet wurde.

Ein von der Polizei veröffentlichtes Video aus der Bordkamera des Streifenwagens zeigt, wie sich der Streit zwischen der selbstbewussten Fahrerin und dem Polizisten hochschaukelt. Der Polizist hatte sie in der Nähe der Metropole Houston gestoppt, weil sie beim Wechseln der Fahrspur nicht geblinkt habe. Er fordert sie auf, ihre Zigarette auszumachen. Bland verweigert das, weil sie in ihrem eigenen Autos sitze. Bland beschimpft den Polizisten laut Video - unter anderem als "Weichei". Kurz darauf fordert der Beamte Bland auf, aus dem Auto zu steigen, und kündigt ihre Festnahme an.

Das Video der Festnahme (ca. ab Minute 1:40) in voller Länge:

Polizist droht mit Elektroschocker: "Ich zünde dich an"
Bland fragt mehrfach nach dem Grund der Festnahme. Der Polizist versucht, sie aus dem Auto zu zerren, und droht schließlich mit einem Elektroschocker. Er sagt: "Ich zünde dich an!" ("I will light you up"). Nachdem sie unter Zwang ausgestiegen ist, verschwinden beide für einige Zeit aus dem Sichtfeld der Kamera. Noch bei der Festnahme fragt die Frau: "Und das alles, weil ich keinen Blinker gesetzt habe? Du kommst dir wohl ganz toll vor."

Das rund 52 Minuten lange neue Video könnte aber laut Medienberichten vor der Veröffentlichung bearbeitet worden sein. So war auf einem zuvor veröffentlichten Video der weitere Verlauf der Festnahme zu sehen. Der Polizist und offenbar auch andere Beamte wenden darin Gewalt an. Ein Augenzeuge sagte, der Polizist habe die Schwarze auch noch zu Boden geworfen.

Familie bezweifelt Suizid-Version der Behörden
Die Polizei geht von einem Suizid aus und beruft sich auf eine medizinische Untersuchung. Den Behörden zufolge habe sich die junge Frau mit einem Abfallsack aus Plastik erhängt. Die Familie und deren Anwalt Cannon Lambert bezweifeln diese Version jedoch. Bland habe gerade eine neue Stelle an der Prairie-View-A&M-Universität antreten wollen. Das spreche gegen Suizid-Absichten. Bei einer Gedenkveranstaltung an der Universität sagte Blands Mutter Geneva Reed-Veal am Dienstag, sie wolle erfahren, was passiert sei. Der Vorfall sei eine Kriegserklärung. "Sobald ich mein Kind beerdigt habe, bin ich bereit", zitierte die Zeitung "Houston Chronicle" Reed-Veal.

Polizeigewalt gegen unbewaffnete Afroamerikaner, die oft tödlich endet, ist seit Längerem ein Thema in den USA. Wiederholt kam es deshalb zu schweren Unruhen. Im Netz wurde der Fall Bland viel kommentiert. Viele sehen darin ein neues Beispiel für Rassismus gegen Afroamerikaner. Weiter angefacht wurde die Debatte, nachdem am vergangenen Sonntag in Cincinnati im Bundesstaat Ohio ein weißer Polizist einen schwarzen Autofahrer per Kopfschuss getötet hatte.

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