Chefredakteur Rusbridger schrieb weiter, zwei Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes GCHQ hätten im Gebäude der Zeitung die Zerstörung von Festplatten überwacht. Dies sei "einer der bizarrsten Augenblicke" in der langen Geschichte des "Guardian" gewesen.
Rusbridger wurde nach eigenen Angaben zunächst vor etwas mehr als zwei Monaten von einem sehr hohen Beamten der Regierung von Premierminister David Cameron kontaktiert. Bei zwei darauffolgenden Treffen sei die Rückgabe oder Zerstörung allen Materials, an dem das Blatt arbeite, gefordert worden.
Regierung: "Jetzt wollen wir das Zeug zurückhaben"
Vor gut einem Monat habe er einen Anruf der Regierung erhalten, in dem es geheißen habe: "Ihr hattet euren Spaß: Jetzt wollen wir das Zeug zurückhaben." Bei weiteren Treffen sei die Forderung dieselbe geblieben: zerstören oder zurückgeben.
Rusbridger habe erklärt, der "Guardian" könne nicht weiter an dem Thema arbeiten, wenn die Forderung erfüllt werde. Der Regierungsmitarbeiter habe gemeint: "Ihr hattet eure Debatte. Es gibt keinen Grund, noch mehr zu schreiben."
Behörden auf der Jagd nach Kopien
Trotz aller Einschüchterungsversuche und der Zerstörung der Festplatten - verloren sind die dem "Guardian" von Snowden überlassenen Informationen wohl nicht: Es existieren weitere Kopien. Snowden selbst antwortete Mitte Juni ausweichend auf die Frage, wie viele verschiedene Menschen Kopien der brisanten Unterlagen hätten.
"Alles, was ich dazu sagen kann, ist, dass die US-Regierung das nicht verdecken kann, indem sie mich einsperrt oder umbringt", schrieb er in einer Fragerunde des "Guardian". Beobachter werteten das als Hinweis, dass weitere Versionen der Dokumente existieren.
WikiLeaks veröffentlicht "Versicherungsdateien"
Die Enthüllungsplattform WikiLeaks verbreitete indes am Dienstag mehrere Links zu verschlüsselten Dateien, die sie als "Versicherung" bezeichnete. "Die Zerstörung von Festplatten mit Snowden-Material beim 'Guardian' zeigt, warum es für WikiLeaks nötig ist, Versicherungsdateien zu verbreiten", hieß es auf dem Twitter-Profil der Plattform. Die zur Entschlüsselung der Daten nötigen Informationen veröffentlichte WikiLeaks nicht.
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