Netzausbau

Netflix: Kein Geld für Internetprovider

Web
15.05.2015 07:49
Netflix hat Forderungen der Telekomkonzerne nach einer Beteiligung an den Infrastrukturkosten eine klare Absage erteilt. "Deren Kunden wollen Netflix nutzen, deswegen holen sie sich auch teurere Verträge mit höherer Internetgeschwindigkeit", sagte Firmenchef Reed Hastings.

"Die Telekomfirmen wollen als gute Kapitalisten diese Erlöse behalten und uns gleichzeitig zur Kasse bitten." Aus seiner Sicht müsse es eine klare Trennung geben: "Die Telekombetreiber zahlen für das Netz, wir zahlen für die Inhalte - und der Kunde entscheidet, zu welchem Dienst er geht. Das ist Netzneutralität, wenn der Kunde entscheidet", so Hastings.

Telekomkonzerne kritisieren schon lange, dass Internetfirmen in ihren Netzen Geld verdienen, ohne zum Aufbau der Infrastruktur beizutragen. In den USA, wo Netflix bisher den Großteil seiner Kunden hat, machen Übertragungen des Videodienstes mittlerweile rund ein Drittel des gesamten Downloadvolumens aus. Und bis Ende 2016 will Netflix praktisch weltweit verfügbar sein.

Lineares Fernsehen hat ausgedient
Hastings wiederholte seine Erwartung, dass Videodienste aus dem Internet in einem Zeitraum von 15 bis 20 Jahren klassisches lineares Fernsehen verdrängen werden. Das konventionelle Fernsehen werde auf dem Rückzug sein wie die Festnetztelefonie nach der Ausbreitung von Handys. "Die heutigen Sender werden sich zu Internetnetzwerken wandeln. Auch ein Sender wie das ZDF wird in der Zukunft über das Internet übertragen."

Sport werde ein wichtiger Treiber sein, etwa weil die nächste Fußball-WM nur über das Internet mit schärferen Ultra-HD-Bildern zu empfangen sein werde. Netflix wolle jedoch nach wie vor dem teuren Geschäft mit Sportrechten fernbleiben.

Drei Milliarden Dollar für neue Serien und Filme
Dafür investiert Netflix in diesem Jahr drei Milliarden Dollar (rund 2,7 Milliarden Euro) - zu einem großen Teil geliehenes Geld - in die Produktion eigener Filme und TV-Serien. Es sei ein kalkulierbares Risiko, argumentierte Hastings. "Wenn wir alles auf eine Karte setzen würden - etwa 500 Millionen Dollar in einen 'Titanic'-Film stecken -, das könnte eng werden." Aber Netflix gehe viele kleinere Wetten ein. "Wenn überhaupt, sollten wir mehr Risiken wagen und auch mal groß scheitern, weil das bedeuten würde, dass wir die Grenzen austesten."

Neben der Fortsetzung des Serienhits "House of Cards" verpflichtete Netflix auch den Komödianten Adam Sandler für vier Filme. Bei den Dreharbeiten zu seinem Netflix-Debüt kam es jüngst zu einem Eklat: Mehrere Schauspieler verließen das Set, weil sie die Scherze über Indianer im Film geschmacklos fanden. Die Situation habe Netflix unvorbereitet getroffen, räumte Hastings ein. "Als Produzent von Inhalten müssen wir uns Gedanken darüber machen, was akzeptabler Humor ist oder vertretbarer Umgang mit Sex und Religion und wo die Grenzen liegen."

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