Aus dem Ganges

Indien verkauft dreckigstes Wasser der Welt online

Web
31.05.2016 10:33

In Indien wird der 2600 Kilometer lange Strom Ganges als Heiliger Fluss verehrt. Wer in ihm badet, so heißt es unter Hindus, findet Erlösung. Weil aber nicht jeder gläubige Inder die Möglichkeit hat, für ein heiliges Bad zum Fluss zu reisen, will die Regierung das Nass jetzt auch über das Internet verkaufen. Das Problem: Das Wasser des Ganges ist zwar heilig, aber auch das wohl dreckigste auf der ganzen Welt.

"Ich habe meine Behörde angewiesen, eine netzwerkgestützte E-Commerce-Plattform bereitzustellen, damit die Menschen von Indien reines Ganges-Wasser aus Haridwar/Rishikesh kaufen können", erklärte der indische Telekom-Minister Shankar Prasad. Man werde alle nötigen Schritte unternehmen, um die kulturellen Bedürfnisse der Inder zu erfüllen, zitiert ihn die Nachrichten-Website "Quartz".

Ganges-Wasser gesundheitlich äußerst bedenklich
Das Problem dabei: Das Wasser, das der Politiker dem Ganges entnehmen und online verkaufen will, ist alles andere als rein - zumindest nach medizinischen Maßstäben. Alljährlich ergießen sich aus den Siedlungen am Fluss Millionen Liter ungefiltertes Abwasser in die Fluten, außerdem landen Industrieabwässer und die Überreste unzähliger Verstorbener im Ganges.

Die Folge: Der Ganges gehört zu den dreckigsten Flüssen der Erde und enthält eine bedenklich hohe Konzentration von Kolibakterien, die eine Vielzahl von Krankheiten verursachen können. Eine Studie aus dem Jahr 2013 besagt, dass das Wasser des Ganges selbst dann noch bedenklich wäre, wenn man die hineingeleiteten Abwässer zu hundert Prozent durch Kläranlagen schickt.

Ganges-Säuberung scheitert schon seit 30 Jahren
Dabei versucht Indien seit Jahrzehnten, seinen heiligen Fluss wieder zu säubern. Schon 1985 hat man ein rund 500 Millionen Euro schweres Projekt gestartet, das die Verschmutzung des Flusses eindämmen sollte - ohne Erfolg. Der jüngste Vorstoß kommt von Indiens Premierminister Narendra Modi. Er will rund 2,6 Milliarden Euro in die Hand nehmen, um den Ganges über den Zeitraum von fünf Jahren zu reinigen. Dass es gelingt, bezweifeln Forscher und Umweltschützer.

Und so dürfte Indiens heiliger Fluss auch weiterhin einer der schmutzigsten der Erde bleiben. Auch, wenn Pilger künftig nicht mehr unbedingt im Ganges-Wasser baden müssen, um ihre religiösen Pflichten zu erfüllen. Das mit Kolibakterien belastete Nass wird jetzt schließlich auch online verkauft und per Post verschickt.

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