Hannes F. wuchs im Burgenland auf. Er ging zum Bundesheer und blieb dort einige Jahre, war unter anderem im Kosovo und in Afghanistan im Einsatz. Danach wollte er sich bei der Polizei versuchen, musste die Karriere allerdings aufgrund eines Knalltraumas beenden, schilderte seine Frau. Er war immer im Sicherheitsbereich tätig. Vergangenes Jahr wollte er sich selbstständig machen.
Der erste Auftrag kam Mitte Oktober von einer Sicherheitsfirma. Es ging um einen bewaffneten Schiffstransport für eine italienische Sicherheitsfirma. Weil es der erste große Auftrag war und er "schauen wollte, ob alles funktioniert und seine Arbeit ordentlich machen wollte", beschloss der 32-Jährige, seinen Kollegen, einen Sub-Contractor mit einer eigenen Sicherheitsfirma, zu begleiten.
Frau betont: "Waffen bei Abflug deklariert"
Mit vier Waffen, Weltkriegskarabiner bzw. Repetiergewehre und 200 Schuss Munition im Gepäck setzte sich der 32-Jährige am 2. November in einen Flieger nach Kairo. Die Waffen, betonte seine Frau, wurden beim Abflug deklariert, die Fluglinie habe dies später schriftlich bestätigt. Der zuvor von der Polizei überprüfte Koffer wurde eingecheckt und flog mit nach Ägypten.
Doch bei seiner Ankunft am Kairoer Flughafen wurden die Pläne des Nordburgenländers dann gehörig durcheinander gebracht. "In dem Moment, als er den Koffer nimmt, ist schon der Zoll vor ihm gestanden", schilderte Lisa F. die Situation. Dann habe man ihren Mann und den deutschen Kollegen 30 Stunden lang verhört. "Es hat dann immer geheißen: Eine Stunde noch und dann kannst du gehen, es passt eh alles. Und irgendwann hat er dann Handschellen drauf gehabt", so die Frau des Untersuchungshäftlings.
Mit 66 Personen in einer Zelle "noch gut erwischt"
Seit Monaten sitzt der 32-Jährige mit seinem deutschen Kollegen nun mit 66 weiteren Personen in einer Zelle in einem Gefängnis am Stadtrand von Kairo. "Hannes hat es noch gut erwischt", erklärte sie überzeugt. Denn einen Stock tiefer würden sich gar 250 Menschen eine Zelle teilen.
In Briefen an seine Frau schilderte er, dass es zum Essen einen Kübel Reis und einen Kübel "braun-graue Soße" gebe. Darin würden Steine und Zigarettenstummel schwimmen. Für die 250 Häftlinge unter ihnen würde es exakt dieselbe Menge geben, erzählte F. Auch die körperliche Hygiene bleibe für viele in der Zelle auf der Strecke. "Das Wasser fürs Duschen reicht circa eine halbe Stunde. Das ist halt ein Glücksspiel."
"Hat mittlerweile 14 Kilo abgenommen"
Psychisch dürfte es dem Nordburgenländer mittlerweile wieder besser gehen, glaubt seine Frau. "Körperlich war es zwischendurch ganz arg. Er hat ja mittlerweile 14 Kilo abgenommen." Schmerzen im Bereich der Niere seien anfangs ignoriert worden, keiner hätte sich darum gekümmert. In einem Brief berichtete der 32-Jährige seiner Frau von solchen Schmerzen, "dass er schon die Tränen in den Augen stehen hat".
"Das war der Grund, warum ich dann über Facebook geschaut habe, dass das öffentlich wird, damit was passiert." Mit dem öffentlichen Druck als Unterstützung wurde dann der Vertrauensarzt der Botschaft kontaktiert, der ihn untersucht hat. Eine Blutabnahme verweigerte Hannes F. aus Angst vor Krankheiten wie Hepatitis C oder einer HIV-Ansteckung, denn "das Besteck ist total verdreckt". Der Vertrauensarzt vermutete Nierensteine.
Muss Hannes F. ins Arbeitslager?
Nun wartet der 32-Jährige auf den 27. Februar. An diesem Tag soll ihm in Kairo vor dem Staatssicherheitsgericht der Prozess gemacht werden. Gerüchten zufolge drohen dem Nordburgenländer bis zu 45 Jahre Gefängnis, auch von drei Jahren Arbeitslager war bereits die Rede, teilte seine Frau mit. Der Prozess könne den Anwälten zufolge sechs, sieben Monate dauern. Dass er nach der ersten Hauptverhandlung rauskommt, schließen die Verteidiger aus - auch auf Kaution nicht.
Für seine Ehefrau heißt es bis zum Prozessbeginn warten, hoffen, beten und einen möglichst erschwinglichen Anwalt aufzutreiben. Der erste Verteidiger hätte zwar nur 5.000 Euro verlangt, war aber drei Wochen weder für sie noch die Botschaft oder das Außenministerium erreichbar. Die nun empfohlene Kanzlei will 125.000 Euro - Geld, das die Frau und Mutter einer siebenjährigen Tochter nicht hat. Die Botschaft versucht nun, einen neuen Anwalt zu finden.
"Haftpakete": Bücher, Cabanossi und Comics für Hannes F.
In der Zwischenzeit verschickt Lisa F. "Haftpakete" an ihren Mann und versucht ihn, damit ein bisschen aufzuheitern. Das nächste geht am Montag Richtung Kairo. Darin enthalten: Bücher, Cabanossi, Wärmeflasche, Vollkornbrot, Süßigkeiten und Schokolade sowie ein i-Pod, Spiele, Fotos und selbstgemalte Bilder seiner Tochter. Bei einem der letzten Pakete legte sie auch etwas zum Schmunzeln dazu: "Ich habe ihm Panzerknacker-Comics geschickt. Wir haben beide einen sarkastischen Humor. Er weiß ganz genau, wie ich das meine."
Seine leibliche Tochter denkt derzeit, dass ihr Papa arbeiten ist. Seine Stieftochter dachte das zunächst auch, musste aber in der Schule erfahren, was wirklich los ist. "Ich versuche jetzt, ihr alles kindgerecht zu erklären", so Lisa F. Wann die beiden Kinder ihren Vater bzw. Stiefvater wieder in die Arme schließen können, ist unklar. Ob Lisa F. ihren Mann am 27. Februar an Ort und Stelle beistehen wird, ebenfalls. Durch die Distanz sei alles etwas erträglicher.
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