"Krone"-Interview

Christoph & Lollo: "Leute haben Mitleid mit uns"

Musik
08.12.2014 17:00
Mit den "Schispringerliedern" wurden sie bekannt - die Polit- und Gesellschaftssatire rückte Christoph & Lollo schließlich in die erste Liga der Musikkabarettisten. Unlängst wurde den beiden gar der "Salzburger Stier" verliehen, einer der wichtigsten österreichischen Preise für die Kabarett- und Kleinkunstszene. Im "Krone"-Interview zeigte sich das Wiener Duo gewohnt sarkastisch, doppelbödig und humoristisch und beantwortete auch reihenweise Fragen. Etwa warum das neue Album "Rock'n'Roll" ist, weshalb der Wiener immer Probleme in Restösterreich hat, was das Strafrecht mit Kunst zu tun hat und warum die politische Debatte in Österreich unbefriedigend ist.
(Bild: kmm)

"Krone": Christoph, Lollo, unlängst hab ihr euer neues Album "Das ist Rock'n'Roll" veröffentlicht. Als Erstes fällt auf, dass da eigentlich kein Rock 'n' Roll drinsteckt.
Christoph Drexler: Ich erhebe entrüstet Einspruch. (lacht) Das gleichnamige Lied auf der CD ist doch total Rock 'n' Roll – zumindest haben wir uns bemüht, den Song so klingen zu lassen, wie den Rock 'n' Roll der alten Tage.
Lorenz "Lollo" Pichler: Außerdem wird der Begriff stark in übertragener Weise verwendet. Wir sind der Meinung, einen erstklassigen Rock-'n'-Roll-Lebensstil zu führen.
Christoph: Wir haben bei unseren Auftritten immer ein Hotelzimmer gebucht, in dem wir schlafen können. Der ernsthafte Rock 'n' Roller macht das wohl anders. Er fährt wohin, sucht sich eine Frau und schaut, was passiert. So weit wollen wir nicht gehen.
Lollo: Aber der braucht doch auch ein Hotelzimmer zum Zertrümmern.
Christoph: Stimmt auch, vielleicht hat diese Freundin ein Hotelzimmer, das er zertrümmern kann. Unsere Musik ist tatsächlich nicht so Rock 'n' Roll. (lacht) Das Wichtigste sind doch Sänger und Gitarrist – und das erfüllen wir.

"Krone": Der Song ist eine schöne Abhandlung darüber, wie weit die Realität des Rock 'n' Roll oft vom Klischee entfernt ist. Welche Erfahrungen habt ihr schon damit gemacht?
Lollo: Bei uns verändert sich recht wenig, aber wir kennen halt Bands und wissen genau, wie die Diskrepanz zwischen Vorstellung und Wirklichkeit aussieht. Wir fahren ja nur herum und unterhalten die Leute. Wir treten auch oft unter dem Label "Kabarett" auf, aber "Das ist Kabarett" wäre ein saublöder Albumtitel. (lacht)

"Krone": Augenzwinkernd betont ihr immer wieder gerne, dass ihr wenig Talent hättet, habt in den Charts aber sogar Tokio Hotel hinter euch gelassen. Wie lange zieht so ein Schmäh?
Lollo: Das wir in den Charts sind zeigt ja nur, wie sehr das Musikbusiness am Boden ist. So viele verkaufte Stück waren das nicht, mit denen wir auf Platz 17 der Austria-Top-40 gelandet sind.
Christoph: Das hat auch nicht vorrangig mit Talent zu tun. Paris Hilton war doch auch mal in den Charts und ich halte sie nicht für sehr talentiert. Zumindest was das Musikalische betrifft. Wir sind jetzt 19 Jahre unterwegs und Bands, die mit uns älter wurden, waren damals auch jung. Was sich schon herauskristallisiert hat, ist, dass es nicht mehr so leicht ist, sich nix zu scheißen, wenn man älter wird. Geld verdienen fällt besonders schwer, wenn man mehr als zwei Personen in einer Band sind.

"Krone": Verspürt ihr nach 19 Jahren auf der Bühne noch Nervosität?
Lollo: Ich eigentlich kaum.
Christoph: Es geht in Wellen dahin, aber es wird tendenziell nicht weniger. Die Gediegenheit des Publikums gibt den Ausschlag dafür. Im Wiener Stadtsaal haut einen die Atmosphäre um. Da sind viele Leute und die machen sich schick – der Saal ist es auch. Das haut mich dann schon immer wieder um.
Lollo: Es macht einen Riesenunterschied, wenn wir im schönen Theater vor älterem und reicherem Sitzpublikum spielen. Sie warten darauf, unterhalten zu werden, und das kann einen schon einschüchtern. Da sind wir schon dankbarer über Studenten, die über alles glücklich sind, was sie aus ihrem miserablen Leben rausreißt. (lacht) Ich bin auch nervös, wenn wir länger keinen Auftritt hatten.

"Krone": Was bleibt nach 19 langen Jahren besonders hängen?
Christoph: Ich vergesse bis heute gelegentlich den Text. Eigentlich ist es selten, dass ich bei einem Konzert den Text nie vergesse. (lacht)
Lollo: Im Nachhinein ist es nie so schlimm, wie es einem auf der Bühne vorkommt, oder?
Christoph: Ich finde es schon peinlich und die Leute finden das auch. Es ist nur Mitleid, dass sie uns nicht von der Bühne prügeln. Frank Sinatra musste bis an sein Lebensende kiefeln, weil er einmal den Text von "New York, New York" vergessen hat. Eigentlich darf das nicht passieren.
Lollo: Wir haben auch keine Setlist und keinen festgelegten Ablauf. Wenn das Publikum dann schwieriger ist und wir auch nicht gut drauf sind, wird es hart, einen funktionierenden Abend zu erzeugen. Manchmal würde ich mir einen fixen Ablauf wünschen. Die Schattenseite der Spontanität ist, dass die Auftritte dadurch scheitern können. Manchmal macht man Witze über heikle Themen und kommt zu spät drauf, dass das vielleicht nicht so gut ankommt. (lacht) Oft sage ich was, wo ich denke, es wäre lustig, aber es lacht niemand. Vielleicht sind die Leute auch nur empört oder angeekelt.

"Krone": Zumindest war für euch niemals der Holzhammer-Humor von Interesse, der einem aus dem Fernsehen mittlerweile förmlich entgegenspringt.
Lollo: Ich glaube schon. Auf der Bühne ist die Verführung da, den naheliegendsten Scherz zu machen. Wir haben aber die Angewohnheit, jeden Witz im Nachhinein noch kaputt zu machen. Deshalb wirkt es vielleicht nicht ganz so primitiv.

"Krone": Bekannt geworden seid ihr ursprünglich mit den "Skispringerliedern", seid dann aber recht schnell in die politik- und gesellschaftskritische Richtung gewechselt. Was war ausschlaggebend dafür?
Lollo: Prämisse war damals, den Name eines Skispringers zu finden und daraus ein Lied machen. Dann ging das über zu den Feiertagen. FM4 wollte einen Weihnachtssong und wir haben dann gleich mit Pfingsten und Co. weitergemacht. Unsere Lieder hatten also immer Themen und dann kommt man schnell ins Politische. Wenn man kein Thema hat, dann ist es halt Rock 'n' Roll.
Christoph: Liebe ist das normale Thema – ist auch politisch.
Lollo: Seien wir ehrlich – viele Bands schreiben einen Song und der Gitarrist sagt zum Sänger: "Geh, schreib mir einfach irgendeinen Text dazu." Bei uns aber ist der Text eher wichtig, deshalb ist das Thema wichtig.

"Krone": Ihr habt auch für jede einzelne Partei einen satirischen Wahlkampfsong gemacht. Wie viel Schelte gab es da?
Lollo: Beleidigte Reaktionen im Internet natürlich. Es war bei allen Liedern so, dass die Anhänger der Parteien den jeweiligen Song nicht lustig fanden – alle anderen aber schon. Wir haben es also halbwegs richtig gemacht.
Christoph: Als Besungener darf man sich über Satire auch nicht aufregen. Das gehört sich ja nicht. Man muss mitlachen oder zumindest sich nicht laut darüber ärgern.

"Krone": Es ist bei unseren Politikern besonders einfach, Satire auszuüben?
Lollo: Schwer zu sagen. Ich glaube, Satire ist in Deutschland generell einfacher auszuüben als bei uns. Alleine deshalb, weil es dort Fernseh- und Radiosender dafür gibt. Das gibt es bei uns alles nicht.
Christoph: Ich habe schon das Gefühl, dass in der österreichischen Politik viel mehr Skurrilität herrscht als in der deutschen.
Lollo: Bei uns ist es üblich, sich über Aussehen oder Stimme der Politiker lustig zu machen. Das ist oft unbefriedigend, denn in Deutschland geht es schon mehr um das Inhaltliche. Das liegt auch daran, dass dort die Medien viel mehr über Inhalte berichten als bei uns.

"Krone": Welcher österreichische Politiker bietet euch die beste Angriffsfläche?
Christoph: Das hat mit der Stellung und der Hierarchie zu tun. Der Bundeskanzler ist Angriffsfläche Nummer eins. Der Bundespräsident praktisch nicht, denn der hat auch keine Macht.
Lollo: Über den Fischer macht man sich aber schon oft lustig, weil er lustig ausschaut und sich lustig bewegt. Stronach war sehr dankbar. Auch über Matthias Strolz kann man sich gut lustig machs sagen, obwohl die Frau total unwichtig ist. Aber sie hat ein scharfkantiges Auftreten.

"Krone": Wird es bedenklich, wenn eine Debatte über eine Cannabis-Legalisierung wichtiger wird als die Bildungsreform?
Christoph: Es gibt kein entweder/oder. Die Debatte bezüglich Cannabis ist okay, darüber kann man ja reden. Aber deshalb wird wohl nicht nicht über die Bildungsreform geredet – so klug sind die alle nicht, dass sie sich diesen Plan zurechtgelegt hätten.
Lollo: Das liegt auch an den Medien. Wie einer der unwichtigsten Beschlüsse der NEOS in den Medien auf Gedeih und Verderb aufgeblasen wurde, ist doch völlig absurd. Schreiben die Zeitungen mal über echte Themen, beschäftigen sich vielleicht auch die Politiker einmal damit. Mit dem Niveau der politischen Debatte sind wir bei uns nicht zufrieden. Wenn wir in Deutschland oder der Schweiz Zeitung lesen oder Radio hören, beneiden wir die Leute dort.

"Krone": Bei uns sehen sich einer Umfrage zufolge etwa ein Drittel der Österreicher nach einem "starken Führer". Ist die von euch im gleichnamigen Song besungene "Demokratie" gefährdet?
Christoph: Ich glaube nicht. Als Nationalratspräsidentin Prammer starb, war die Anteilnahme sehr hoch. Sie stand auch für den Diskurs und ernsthafte Debatten. Weniger für Populismus.
Lollo: Ich sehe sie schon gefährdet, aber nicht, weil wir in naher Zukunft ein totalitäres Regime haben werden, sondern weil in vielen Bereichen eine stabile Stimme des Volkes herrscht, diese Bereiche aber nicht durchgesetzt werden - und umgekehrt Sachen durchgesetzt werden, die das Volk mehrheitlich nicht goutiert. Dieser Eindruck ist sicher nicht ganz falsch. Zum Beispiel Bildungsdebatte oder Glühbirnenverordnung. Da ist das Volk klüger als der Politiker und das frustriert dann, wenn nichts weitergeht.
Christoph: Die Leute nehmen ihre Wählerstimme oft nicht ernst, weil sich die Politiker teilweise auch gebärden, als wäre alles nur ein Spiel.

"Krone": Ein weiterer interessanter Song ist "Kunstscheiße". Wo liegt für euch die Grenze? Wo endet Kunst?
Lollo: Die Grenze ist das Strafrecht oder?
Christoph: Nur weil sich jemand aufregt oder dadurch verletzt fühlt, kann man Kunst nicht stoppen. Diese Skulptur, die sich in Salzburg in den Mund brunzt, hat viele Leute verletzt, aber sie deshalb nicht hinzustellen, geht nicht. Andere finden das auch lustig.
Lollo: Es muss ja nicht schlecht sein, dass sich die Leute aufregen – das sollen sie ruhig machen.

"Krone": Wie wichtig ist eure Art von Satire für den gesellschaftlichen Kontext. Wie weit könnt ihr da eingreifen?
Lollo: Völlig unwichtig. Manche freuen sich, manche ärgern sich, manche diskutieren darüber.
Christoph: Wir erfüllen ein bisschen die Rolle des Trostspenders. Vielleicht besingen wir das, was sich die Leute denken, aber nicht aussprechen. Dann fühlen sie sich getröstet und sind nicht mehr ganz so verbittert.
Lollo: Insbesondere dann, wenn es keine mehrheitsfähige Meinung ist, zum Beispiel beim Karl-Heinz-Grasser-Lied. Das ist ziemlich alt und damals war die öffentliche Meinung die, dass der Typ völlig in Ordnung und sowieso der beste Finanzminister ist. Speziell in den Medien. Da haben sich manche schon sehr gefreut, dass es was auf YouTube gab, das auch die andere Seite repräsentiert.

"Krone": Gibt es Themenbereiche, die ihr aus gewissen Gründen nicht angreifen wollt?
Lollo: Generell sollte alles möglich sein. Wir versuchen, Sachen zu machen, die nicht schon viele andere Leute auch machen. Wenn das ganze Lied derb ist, passt das schon. Wenn nur eine Stelle so ist, dann würde sie das Lied ruinieren, dann streichen wir sie raus. Beim "Kunstscheiße"-Lied gibt es auch ein paar sensible, konservative Künstlerseelen, die das nicht so toll finden. Aber da müssen wir durch. (lacht)

"Krone": Kommt euer Schmäh in Deutschland und der Schweiz gleich an wie in Österreich?
Christoph: In der Schweiz merkt man schon einen Unterschied. Die verstehen nicht alles gleich, was wir selber nicht immer so merken. Sie sind einfach zurückhaltender.
Lollo: Das Doppelbödige, Sarkastische, Trockene ist vielleicht auch mehr eine Wiener Eigenart als eine Gesamtösterreichische.
Christoph: Als Wiener haben wir dort aber meistens Vorschusslorbeeren – in Rest von Österreich ist es eher umgekehrt.  Für die Deutschen ist alles Schmäh. Egal, ob der Kellner unfreundlich ist, wir derb daherreden oder grantig sind. (lacht) Zu Österreich: Auf der Bühne ist es egal, aber wenn jemand aus Oberösterreich, Kärnten oder Tirol im normalen Gespräch merkt, dass man aus Wien ist, ist das sicher kein Vorteil.
Lollo: Das hat wahrscheinlich alles historische Gründe. Tirol gegen Wien liegt wohl am Krieg mit Napoleon – die fühlen sich verraten. Die Kärntner haben überhaupt viele historische Gründe, die ganze Welt zu hassen.
Christoph: Wien ist halt die einzige Stadt, wo man als Firma oder Organisation seinen Hauptsitz hinstellen kann, deshalb findet auch alles, was irgendwie passiert, hier statt. Eben nicht nur das Gute, sondern auch das Schlechte, und das ist in den Medien besonders laut zu hören. Wenn im nationalen Fernsehen etwas über die Mariahilfer Straße berichtet wird, interessiert das natürlich nicht viele Österreicher. Lustig ist aber – bei Gewinnspielen rufen immer Leute an und sagen zum Beispiel: "Jo, Grüß Gott, i bin da Franz aus dem schönen Kärnten" – niemand sagt "schönes Wien". (lacht)
Lollo: Wien ist eh super. Anderswo ist es auch gut, aber Wien ist eine gute Mischung.

"Krone": Mit dem Song "Das Internet hat mein Leben zerstört" habt ihr durchaus den Zeitgeist getroffen.
Lollo: Ich ertappe mich selbst, wie ich mir Lesezeichen mache und keinen langen Geschichten lese, was ich eben nur bei Printprodukten mache. Ich finde, die Jugendlichen verlieren die Fähigkeit, sich auf lange und informative Geschichten zu konzentrieren. Alles, was mehr als 140 Zeichen hat, ist böse. Wir haben den Vorteil, uns im Internet selbst darstellen zu können, ohne von Plattenfirmen oder willfährigen Medien abhängig zu sein. Der Niedergang des Musikbusiness hat natürlich mit dem Internet zu tun.
Christoph: In Österreich hat man ja keine Chance, im Radio gespielt zu werden – zumindest nicht mit unserer Musik. Da ist das Internet die einzige Chance. Wenn du dann kein Video machst, kennt das niemand, weil keiner mehr die CD kauft. Waren Videos früher auch so populär?
Lollo: Na ja, früher gab es noch MTV, aber das wurde auch vom Internet zerstört. (lacht)

"Krone": Ist das auch ein Grund, warum ihr das neue Album erstmals auf eurem eigenen Label Kazuyoshi Records veröffentlicht habt?
Lollo: Wir machen sonst auch schon so viel selber, warum nicht auch das? Wir sitzen schon seit jeher zwischen den Stühlen – konkret zwischen Musik und Kabarett. Das hat den Vorteil, dass sich vielleicht aus beiden Bereichen Leute für uns zuständig fühlen, und den Nachteil, dass sich vielleicht niemand zuständig fühlt. Es gibt auch kein Label, das zu uns passen würde.

"Krone": Fühlt ihr euch wohl, wenn ihr die komplette Kontrolle über alles habt?
Christoph: Beim letzten Mal dachten wir, das Label macht ja ohnehin nicht so viel. Dann nehmen wir uns das Geld selber und machen das alleine.
Lollo: Mittlerweile machen wir das hauptberuflich und sind stark daran interessiert, dass alles funktioniert. Bei den kleinen Labels sind meist Selbstausbeuter oder Hobby-Berufene am Werk – das ist für die Bands o investiert. Es kann nur mehr mit den wenigsten Sachen viel Geld verdient werden. Wir wissen am besten, was gut zu uns passt. Auch wenn uns in vielen Bereichen vielleicht die Professionalität noch fehlt. Wir würden jeder Band empfehlen, das selber zu machen.

"Krone": Wie fühlt sich das an, knapp 20 Jahre zusammenzuarbeiten?
Lollo: Wir haben mehr selber in der Hand und müssen mehr selber tun, aber das passt schon so.
Christoph: Wir machen nicht so viel direkt zu zweit – dank dem Internet. Es gibt dort praktische Wege, die Kommunikation zu vereinfachen. Früher haben wir für die Homepage bei den Zugfahrten nach Hause gemeinsam Tagebuch geschrieben. Aber erstens fahren wir nicht mehr Zug und zweitens nicht mehr gemeinsam – deshalb gibt es das Tagebuch nicht mehr.
Lollo: Zum Thema Gemeinsamkeit: Wir hatten schon so viele Anfragen für Werbung und haben das immer abgelehnt. Das ist auch nicht so wahnsinnig gut bezahlt, aber jetzt überlegen wir gerade. Wir haben eine sehr attraktive Anfrage bekommen, die wohl sehr gut bezahlt wäre. Aber wir wollen keinen Scheiß machen, der kurzfristig viel Geld bringt. Wir wollen nicht die zwei Trottel aus der Werbung sein, sondern lieber die zwei Trottel auf der Bühne.
Christoph: Ich würde am ehesten für ein Produkt Werbung machen, das ich gut finde.
Lollo: Was wäre das dann? Der Merkur. (lacht) Du wirst der neue Mr. Anonym.
Christoph:(lacht) Das wäre voll super, bezahlt bekommen und nicht wissen, dass man das ist. Manner Schnitten find ich gut.
Lollo: Die haben sicher auch eine Nazi-Vergangenheit. (lacht)

"Krone": Helene Fischer wurde für ihre VW-Werbung so stark kritisiert, dass sie sich in einem Shitstorm wiederfand.
Lollo: Die wollte doch auch nie Schlagersängerin werden, sondern macht das nur wegen dem Geld – warum dann eben nicht auch die Werbung nutzen? (lacht) Ich glaube, sie wollte doch Popstar werden? Jedenfalls – es macht uns Spaß, auf die Bühne zu gehen, Blödsinn zu reden und lustige Lieder zu singen. Fangen wir jetzt an, irgendeinen Scheiß zu machen, dann hätten wir gleich Buchhalter werden können.
Christoph: Wir haben ja damals diese Puls4-Nachrichten gemacht und das war auch eine gute Erfahrung, mal im Fernsehen zu sein.

"Krone": Seid ihr rückblickend mit all euren Entscheidungen im Reinen?
Lollo: Es gab schon Auftritte, wo man ahnen könnte, dass niemand kommt.
Christoph: Wir haben einmal ein Lied über Snowboarder gemacht und der Snowboard-Sampler, der anfragte, wurde damals von Red Bull gesponsert und die wollten, dass ihr Produkt im Song vorkommt. Da kam dann die Zeile "Red-Bull-Gestank" vor. Da es ihnen nicht gefallen hat, haben wir es auf "Gummibären-Gestank" geändert. Das war für uns im Rahmen des Erträglichen. Auf unserer CD war aber eh die Red-Bull-Version zu hören.
Lollo: Da muss ich noch mal zur Werbeschiene kommen. So ein Handynetz wollte uns mal haben mit einem total bescheuerten Text. Das hätten wir nicht einmal für viel Geld gemacht.

"Krone": Ihr müsst euch also mit dem Produkt identifizieren können?
Lollo: Nein, das Image kannst du sowieso nicht steuern. Da draußen gelten wir wahrscheinlich ohnehin schon als die größten Kommerzler. Wir haben wahrscheinlich mit diesen Werbedeals auch ein größeres Problem als unsere Zuhörer.

"Krone": Ihr habt auch die lieb gewonnene Tradition, immer am Neujahrstag im Wiener Kabarett Niedermair aufzutreten. Kämpft ihr da mit Konditionsproblemen von Silvesterfeierlichkeiten?
Christoph: Die Fenster sind so gut schallisoliert, es ist nicht mehr so schwierig, früher schlafen zu gehen. In meiner Familie existieren diese Feierlichkeiten gar nicht. Die Leute sind froh, dass an dem Tag überhaupt irgendwas ist. Am 2. Jänner waren die Veranstaltungen immer schlechter als am ersten – die zehren noch von der Euphorie von Silvester. Danach sind sie extrem desillusioniert. (lacht)

Christoph & Lollo sind 2014 und 2015 sehr oft live zu sehen. Etwa am 16. und 17. Dezember im Wiener Chelsea, am 1. Jänner traditionell im Wiener Kabarett Niedermair, am 3. Jänner im Innsbrucker pmk oder im August bei Picture On-Festival. Alle Tourdaten sehen Sie auf der Homepage der beiden Künstler, Tickets erhalten Sie unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.

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