Kino aus Österreich

Schuld, Lüge & obsessive Liebe: “Freigesprochen”

Kino
16.01.2008 14:37
Ein - verbotener - Kuss, der die Welt verändert. Zumindest die von Anna (Lavinia Wilson) und Thomas Hudetz (Frank Giering). Denn während sie sich in den Armen liegen, übersieht Fahrdienstleiter Thomas ein Haltesignal. 22 Menschen sterben bei dem dadurch verursachten Zugsunglück. Unter den Toten ist auch sein bester Freund Josef (Alfred Dorfer). Von der schweren Schuld erdrückt, versuchen die beiden trotzdem, ein normales Leben zu führen. Verstrickt in den Strudel schwerer Gewissensbisse gegenüber ihren offiziellen Lebenspartnern Hanni (Corinna Harfouch) und Ferdinand (Robert Stadlober), stürzen sie sich in eine obsessive sexuelle Beziehung.

Mit der Verfilmung des Kinderbuches "Villa Henriette" war der österreichische Regisseur Peter Payer zuletzt in den Kinos präsent. Für sein neues Projekt "Freigesprochen" hat er Ödön von Horvaths Theaterstück "Der jüngste Tag" für die Leinwand adaptiert und ins dritte Jahrtausend versetzt. "Es fasziniert mich, wie Horvath mit einer Härte, aber auch gleichzeitig mit einer Leichtigkeit mit den Charakteren umgeht", analysiert Peter Payer sein Interesse an dem Stoff.

Der deutsche Schauspieler Frank Giering, der die Hauptrolle spielt, hat sich sehr mit seiner Rolle auseinandergesetzt: "Wenn man sagt, ich habe etwas getan, was ich nicht tun wollte, dann hat man ein schlechtes Gewissen. Schuld zu sein daran, dass Menschen gestorben sind, Schuld daran, einer Verführung erlegen zu sein etwa. Meist gibt es Menschen, die sagen, du kannst nichts dafür, aber die hat Hudetz nicht. Er versucht, das mit sich selbst und Verdrängung klar zu machen. Daran scheitert er." Giering ist übrigens auf böse Rollen in österreichischen Filmen, wie in "Opernball" oder "Funny Games", spezialisiert. "Der böse Deutsche in Österreich mal anders rum. Es sind natürlich immer die interessanteren Rollen. Aber ich habe echt nichts gegen die Österreicher!", schmunzelt er.

Keine leichte Kost
Im Film werden zahlreiche Fragen aufgeworfen, leichte Kost ist er nicht. "Die Frage ist ja auch immer: Ist Schuld teilbar? Schuld wird nicht wie Glück kleiner, wenn man es teilt. Eher belastender. Es ist eine Schuld, die nicht mehr delegierbar ist", sagt Payer. Ist Versagen menschlich? Wie aktuell ist ein Theaterstück, das vor mehr als 70 Jahren geschrieben wurde? "Das Unglücksthema ist brandaktuell. Wir haben in Österreich tagtäglich Meldungen von Unfällen an ungesicherten Bahnübergängen, die Bahn spart Personal ein. Dadurch entstehen Dienstzeiten, die auf die Konzentration gehen", meint Alfred Dorfer. "Die Problematik ist übertragbar."

"Allerdings sind heute die Fahrdienstleiter jünger als zu Horvaths Zeiten. Es ist ein Stressjob geworden, vergleichbar mit den Fluglotsen", ergänzt Payer. Ein Stressjob, der immer wieder Menschenleben kostet. Giering: "Als wir die Zugszene gedreht haben, ist ein Tag vorher ein großes Zugunglück in Deutschland passiert..."

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