Österreich betroffen

Super-Trojaner spähte Behörden und Firmen aus

Web
24.11.2014 12:42
Eine neu entdeckte Spionage-Software hat über Jahre Unternehmen und Behörden vor allem in Russland und Saudi-Arabien ausgespäht. Das Programm namens "Regin" sei so komplex und aufwendig, dass nur Staaten als Auftraggeber infrage kämen, erklärte am späten Sonntag die IT-Sicherheitsfirma Symantec, die die Software entdeckt hatte. Österreich zählt demnach zu den zehn am stärksten betroffenen Ländern.

Rund die Hälfte der bisher entdeckten "Regin"-Infektionen entfalle auf Privatpersonen und kleinere Unternehmen. Außerdem seien Fluggesellschaften, Forschungseinrichtungen sowie die Energiebranche und das Hotelgewerbe betroffen gewesen.

Gut jede vierte Infektion habe Betreiber von Telekom-Netzen getroffen. Dabei hätten die Angreifer zum Teil auch Zugriff auf Verbindungsdaten bekommen. Die gestohlenen Informationen würden verschlüsselt gespeichert und übermittelt. Der dabei entstehende Datenverkehr sei einer der wenigen Hinweise, um das Spionage-Programm aufzuspüren.

"Regin" setzt sich laut Symantec auf infizierten Computern in mehreren Stufen fest und ist darauf getrimmt, lange unentdeckt zu bleiben. "Selbst wenn man es entdeckt, ist es sehr schwer, festzustellen, was es macht", erläuterte Symantec. Inzwischen sei die Firma in der Lage, "Regin" auf Computern ausfindig zu machen, hieß es. Zugleich geht Symantec davon aus, dass es noch unentdeckte Funktionen und Varianten der Software gibt.

Vielfältig einsetzbar
Der verdeckt agierende Trojaner kann den Sicherheitsforschern zufolge unter anderem Aufnahmen vom Bildschirm machen, Passwörter stehlen, den Datenverkehr überwachen und für die Angreifer gelöschte Dateien wiederherstellen. Die Aufgaben der Software können an das Angriffsziel angepasst werden.

Russland sei mit 28 Prozent der Fälle am schwersten betroffen, gefolgt von Saudi-Arabien mit 24 Prozent, erklärte Symantec. Danach folgen Irland und Mexiko mit jeweils neun Prozent sowie Indien, Afghanistan, der Iran, Belgien, Österreich und Pakistan mit jeweils fünf Prozent.

Geheimdienste als Urheber des Schädlings?
Symantec habe bisher keine direkten Hinweise auf die Urheber von "Regin" gefunden, sagte Symantec-Experte Candid Wüest. Vom Niveau der Entwicklung und den Zielen her kämen Geheimdienste etwa der USA, Israels oder Chinas in Frage. Die Software sei von 2008 bis 2011 aktiv gewesen, dann sei 2013 eine neue Version aufgetaucht.

"Regin" spiele technisch in einer Liga mit dem Sabotage-Programm "Stuxnet", das einst das iranische Atomprogramm untergrub, erklärte Symantec. Hinter "Stuxnet" werden israelische und amerikanische Geheimdienst vermutet. Die Entwicklung von "Regin" dürfte Monate, wenn nicht Jahre gedauert haben, schätzten die IT-Sicherheitsexperten.

Verfassungsschutz prüft Berichte
Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung kündigte an, dem Bericht nachzugehen. Man sei informiert und überprüfe das, hieß es am Montag aus dem Innenministerium. Gegebenenfalls würden Ermittlungen eingeleitet. Österreich sei vermutlich wegen der hierzulande vertretenen internationalen Organisationen im Visier der "Regin"-Entwickler.

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