Gerüchteküche

Anti-Zensur-Tool Tor bald in Firefox integriert?

Web
02.10.2014 11:58
Der Anonymisierungsdienst Tor ist eines der besten Werkzeuge gegen Überwachung und Zensur. Bisher wird er allerdings nur von sehr wenigen Internetnutzern verwendet – unter anderem, weil er derzeit den Download eines speziellen Browsers erfordert. Wie jetzt durchgesickert ist, könnte sich das künftig ändern: Mozilla scheint Tor in eine seiner nächsten Firefox-Versionen integrieren zu wollen.

Das geht einer Meldung des IT-Branchendienstes "Golem" zufolge aus internem Mailverkehr der Tor-Entwickler hervor. Dort heiße es, das Anonymisierungsnetzwerk strebe eine Kooperation mit einem großen Browserhersteller an, der bei den aktuell 2,8 Milliarden Internetnutzern weltweit einen Marktanteil von zehn bis 20 Prozent habe.

Am besten passt diese Beschreibung auf Mozillas Firefox, der auch bereits als Basis für den Tor-Browser dient, über den Internetnutzer ihre Identität schon jetzt verschleiern können. Die Funktionsweise: Während im "normalen" Internet die Kommunikation üblicherweise zwischen dem eigenen PC und dem angesteuerten Server erfolgt, wird sie bei Tor über mehrere Proxyserver umgeleitet, wodurch das Ziel und die Identität des Internetnutzers verschleiert werden.

Tor im Browser würde es der NSA schwer machen
Sollte Tor tatsächlich in Firefox integriert werden, würde das vor allem der Massenüberwachung der Geheimdienste schaden. Während Tor-Nutzer aktuell nachweislich besonderes Interesse von Geheimdiensten auf sich ziehen (siehe Infobox) und von diesen in einer Extremistendatenbank aufgelistet werden, würde eine stärkere Verbreitung des Anonymisierungsdienstes erheblich erschweren, den Generalverdacht gegen alle Tor-Nutzer aufrechtzuerhalten.

In Zahlen: Aktuell nutzen 2,5 Millionen Menschen das Tor-Netzwerk – beispielsweise Bürger von Staaten, in denen das Internet zensiert wird. Oder Journalisten, die Informationen aus Ländern wie China oder dem Iran herausschleusen wollen. Aber auch bei zwielichtigen Gestalten wie Online-Drogendealern und ihrer Kundschaft ist das Anonymisierungsnetzwerk beliebt.

Tor in Firefox könnte Nutzerzahl stark vergrößern
Würde Firefox Tor tatsächlich als Feature in seinen Browser integrieren, würde sich die Zahl der Tor-Nutzer erheblich vergrößern – womöglich auf mehrere Hundert Millionen. Geheimdienste, die Tor-Nutzer pauschal verdächtigen, hätten plötzlich einen so großen Kreis von Verdächtigen, dass sie vermutlich überfordert wären.

Eine offizielle Bestätigung über die Zusammenarbeit gibt es bislang weder von Mozilla noch von den Betreibern des Tor-Projekts. Bei Mozilla hat man allerdings bestätigt, seit geraumer Zeit mit den Tor-Betreibern zusammenzuarbeiten und über gemeinsame Projekte gesprochen zu haben. Genauere Details will der Hersteller des Open-Source-Browsers allerdings nicht nennen.

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