Trend-Micro-Report

Fake News: Das Geschäft mit der Online-Propaganda

Web
18.06.2017 06:00

Noch nie war die Angst vor der Manipulation von Wahlen so groß wie jetzt. In Deutschland warnt man im Vorfeld der Bundestagswahl im Herbst vor Propaganda mit Fake News, in den USA sollen russische Hacker und Desinformationskampagnen Donald Trumps Wahlsieg erst ermöglicht haben. Doch woher kommen die Fake News? Der IT-Sicherheitsanbieter Trend Micro ist dieser Frage auf den Grund gegangen und hat im Netz einen florierenden Markt für Fake-News-Kampagnen entdeckt.

Eine zwölfmonatige Kampagne zur Beeinflussung einer Wahl gibt es im Netz für 400.000 US-Dollar. Einen Journalisten zu diskreditieren kostet 55.000 US-Dollar. Eine Kampagne, die öffentliche Proteste auslösen soll, kostet 200.000 US-Dollar. Und das Erschaffen einer fiktiven Figur mit 300.000 Followern, um die Meinung auf Twitter zu manipulieren, schlägt mit 2600 Dollar zu Buche.

Hunderttausende Fake-Profile im Einsatz
Trend Micro hat für seinen umfangreichen Fake-News-Report die Marktplätze im Darknet analysiert, über die Hacker und Propagandaspezialisten aus Russland, China und dem Nahen Osten ihre Dienste anbieten. Dort wird ganz unverhohlen damit geworben, dass man mithilfe Hunderttausender Fake-Profile in sozialen Netzwerken und einem ganzen Netz falsche Nachrichtenseiten die öffentliche Meinung effektiv manipulieren könne.

Fake News werden von Profis verbreitet
Wenn es um Fake News geht, sind Profis am Werk, sind sich die Trend-Micro-Experten sicher. Ihre Kampagnen beginnen mit dem Auskundschaften der Zielgruppe, deren Meinung man manipulieren will. Anschließend werden gezielt Falschmeldungen in Umlauf gebracht, um dieses Ziel zu erreichen. Die Fake News werden über zigtausende gefälschte Profile in den sozialen Medien verteilt, anschließend versucht man sie durch "Nachzieher" möglichst lang überleben zu lassen. Am Ende einer Kampagne, wenn kaum mehr jemand die Falschmeldung liest, haben die Hintermänner meist schon die nächste Manipulationskampagne am Start.

Fake News können sich auch finanziell auszahlen
Die Motivation für solche Kampagnen muss gar nicht unbedingt politischer Natur sein. Klar liegt es nahe, dass bei der Beeinflussung einer Wahl politische Akteure profitieren oder draufzahlen. Die Verbreitung von Fake News kann aber auch schlicht finanzielle Motive haben: Auch auf gefälschten Websites wird Werbung eingeblendet, die - entsprechend hohe Aufrufzahlen vorausgesetzt - viel Geld abwerfen kann. Und dann gibt es auch noch indirekte finanzielle Motive - etwa, wenn eine Twitter-Desinformationskampagne genutzt wird, um den Aktienkurs eines Unternehmens zu manipulieren.

Meinungsmanipulation war noch nie so einfach
Bharat Mistry von Trend Micro: "Seitdem Fake News als Dienstleistung angeboten werden ist es einfacher als je zuvor, soziale Netzwerke und andere Online-Plattformen zu manipulieren und darüber die öffentliche Meinung zu beeinflussen." Die Intensität der Desinformation führe aber auch zu einem neuen Bewusstsein. "Die Menschen fangen an, sich zu fragen, inwieweit ihre Entscheidungen und Einstellungen zu politischen Kampagnen wie Wahlen unterschwellig beeinflusst wurden."

Medienkompetenz schützt vor Propaganda
Die beste Verteidigung gegen solche Beeinflussung sei Medienkompetenz, heißt es im Report. Dazu gehört etwa die Überprüfung von Schlagzeilen und Nachrichten durch Gegenkontrolle bei renommierten Medienhäusern, die Recherche der genannten Autoren sowie das Lesen von Artikeln über die Schlagzeile hinaus. Allzu dubiose Meldungen werden so recht schnell als Propaganda entlarvt. Bei Trend Micro hofft man, dass der Fake-News-Report ein Beitrag dazu ist, die Internetnutzer für diesen neuen Kampf um die Meinungshoheit zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, wie man sich vor Manipulation schützt.

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