Sagte noch "Grazie"

Er starb mit 86: Trauer um Kultstar Bud Spencer

Kino
28.06.2016 00:58

Kultschauspieler Bud Spencer ist tot. Er verstarb am Montagabend in einem Krankenhaus in Rom im Kreise seiner Familie. Der 86-jährige gebürtige Neapolitaner, der vor allem mit seinen Prügelkomödien internationalen Ruhm erlangte, habe "nicht gelitten", sei um 18.15 Uhr "sanft eingeschlafen", berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Sein letztes Wort war seinem Sohn Giuseppe Pedersoli zufolge "Grazie" (Danke).

Der durch seinen Western-Klamauk bekannt gewordene Bud Spencer hatte ein so ereignisreiches Leben wie wenige andere. Auch als Leistungsschwimmer, Jurist, Unternehmer, Erfinder und Musikproduzent war der als Carlo Pedersoli im Jahr 1929 in Neapel geborene Schauspieler bekannt. Erst im März hatte er sein neues Buch "Was ich euch noch sagen wollte" im deutschen Verlag "Schwarzkopf & Schwarzkopf" veröffentlicht. Das Werk enthält Lebensweisheiten mit autobiografischen Bezügen.

Als Schwimmer bei den Olympischen Spielen
Als Sohn einer wohlhabenden Industriellenfamilie in der süditalienischen Metropole geboren, machte sich der junge Pedersoli in den 1950er-Jahren zunächst als mehrfacher italienischer Schwimmmeister einen Namen. Sogar bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki und 1956 in Melbourne war er mit von der Partie. Eigentlich wollte er Chemiker werden, brach sein früh begonnenes Studium aber ab, weil die Familie nach Südamerika ging. Zurück in Rom studierte er einige Semester Jus und kehrte wenig später erneut nach Südamerika - diesmal nach Venezuela - zurück, wo er dann als Automanager arbeitete.

56 Jahre verheiratet
Nachdem er wieder in Italien angekommen war, brachte ihn unter anderem sein Schwiegervater, ein Filmproduzent, mit dem Showbusiness in Kontakt. 1960 heiratete er seine Frau Maria, mit der er bis an sein Lebensende zusammen sein sollte. Es war der Beginn der Italo-Western-Zeit, und die Kunstfigur Bud Spencer wurde geboren. Wieso eigentlich Bud Spencer? "Spencer, weil Spencer Tracy mein Lieblingsschauspieler war. Und Bud, tja, wie das Bier Bud", erklärte der Schauspieler einmal das Geheimnis seines Künstlernamens.

Jahrzehntelange Film-Partnerschaft mit Terence Hill
Das Erfolgsrezept wäre aber unvollständig ohne seinen Filmpartner: Terence Hill - gertenschlank und eisblaue Augen. Der eine - Hill - chic, clever und schlagkräftig, der andere - Spencer - bärenstark, gutherzig und immer etwas dickköpfig. Die Erfolge der beiden kamen reihenweise: "Vier Fäuste für ein Halleluja", "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" oder "Die rechte und die linke Hand des Teufels" füllten nicht nur im deutschsprachigen Raum die Kinos. Über Jahrzehnte feierte das ungleiche Duo vor der Kamera internationale Erfolge und prägte das Genre des Italo-Westerns in den 60er-Jahren.

Bud Spencer: Die besten Szenen seiner Kultfilme

Tiefe Freundschaft bis zuletzt
Auch 50 Jahre nach ihrem ersten gemeinsamen Film "Gott vergibt... Django nie!" verband beide bis zuletzt eine tiefe Freundschaft. "Wir telefonieren oft miteinander", hatte Spencer noch vor einigen Monaten im Gespräch der dpa gesagt. Wenn Hill in Italien sei, komme er stets zum Essen vorbei. "Wir beide lieben die Spaghetti al pomodoro von meiner Frau Maria."

Bud Spencer und Terence Hill 1995 in der "ZIB 2":

"Warmherzig ohne jegliche Starallüren"
"Ich bin kein Schauspieler, ich bin ein Charakter. In diesem Buch steht nur ein Viertel meines Lebens", sagte Spencer bei der Vorstellung seiner Autobiografie vor gut drei Jahren. Verleger Oliver Schwarzkopf hält große Stücke auf ihn: Er habe Bud Spencer "als besonders warmherzigen und sehr offenen Familienmenschen ohne jegliche Starallüren kennengelernt".

Besonderes Verhältnis zu schwäbischer Gemeinde
Zu Deutschland hatte der Schauspieler eine besondere Beziehung - im Besonderen mit Schwäbisch Gmünd, wo seit einigen Jahren ein Freibad seinen Namen trägt. Die Geschichte ist einigermaßen skurril: Die schwäbische Kommune suchte für den Tunnel einer Ortsumgehung per Online-Abstimmung einen Namen. Das Votum der Internetgemeinde: "Bud-Spencer-Tunnel".

Die Kleinstadt war auf einmal bundesweit in den Medien, ein besseres Stadtmarketing hätte sie sich kaum wünschen können. Am Ende wurde das Bauwerk zwar Einhorn-Tunnel genannt, denn im Gemeinderat konnte nicht jeder über die Spaß-Aktion lachen. Doch Bud Spencer wurde trotzdem in Schwäbisch Gmünd verewigt. Die Lösung war das örtliche Freibad, zu dem der Schauspieler tatsächlich eine Beziehung hat: Als Schwimmer stieg er hier im Sommer 1951 für die 100 Meter Freistil ins Wasser und blieb nach Angaben der Stadt unter einer Minute - sehr zur Freude des damaligen Publikums, das zu dem Länderkampf gekommen war.

Rasch Tausende Beileidsbekundungen
Die Nachricht über den Tod des beliebten Schauspielers verbreitete sich schnell. Italiens Regierungschef Matteo Renzi twitterte: "Ciao, Bud Spencer. Wir haben dich geliebt."

"Als ob ein Stück des eigenen Lebens geht"
"Es ist, als ob ein Stück des eigenen Lebens geht, erst Götz George, jetzt auch noch Bud Spencer", beklagte die Vizepräsidentin des deutschen Bundestages, Kathrin Göring-Eckardt. "Harte Faust, weiches Herz, toller Mensch. Ein Held meiner Kindheit. Ruhe in Frieden, Carlo Pedersoli", schrieb auch der deutsche Justizminister Heiko Maas. Der deutsche Nationalspieler Mesut Özil hielt fest: "Thank you for everything! R.I.P., Bud Spencer."

Auf Twitter kursierten am Montagabend Tausende weitere Medienmeldungen und Beileidsbekundungen - hier noch einige Auszüge.

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