Wissbegierige Geräte

AK warnt vor Überwachung durch smarte Technik

Elektronik
05.11.2014 12:09
Intelligente Zahnbürsten, Fernseher & Co liefern Firmen Kundendaten über Vorlieben und Abneigungen "frei Haus", warnt die Arbeiterkammer in einer aktuellen Studie über die kommerzielle digitale Überwachung im Alltag und fordert deshalb einen strengeren Datenschutz. Aktuell klaffe eine Lücke zwischen Datenschutzrecht und Praxis, bemängelte die AK am Mittwoch.

Intelligente Geräte erlaubten den Firmen noch tiefere Einblicke in unser Leben - das Erstellen von Persönlichkeitsprofilen oder Prognosen über künftiges Verhalten inbegriffen, hieß es in der Aussendung. "Mit dem 'Internet der Dinge' tut sich gerade eine Vision auf, die für Datenschützer ein Albtraum ist", warnte AK-Konsumentenschützerin Daniela Zimmer.

Smartphones und mobile Apps gelten der AK-Studie nach momentan als Einfallstor für Datensammler, aber es komme "noch dicker". Immer mehr Firmen böten bereits Geräte an, die uns durchleuchten, so die AK. Hunderte Angebote zur Vermessung der eigenen Körperfunktionen und zur "Optimierung des Selbst" seien bereits auf dem Markt. Für 2018 werden laut AK 80 Millionen verkaufte Geräte und 30 Milliarden Dollar Umsatz in diesem Bereich vorhergesagt.

Wissbegierige E-Book-Reader, Zahnbürsten und Co.
Die Zahl der Daten, die Konsumenten den Datensammlern selbst bereitstellen, nehme dabei zu. So übertragen E-Book-Reader zum Beispiel Daten zum Leseverhalten, vernetzte Fernseher über gesehene Filme und mit sogenannten Fitness-Trackern überwachen sich Konsumenten im Dienst ihrer Gesundheit nicht nur selbst, sondern liefern auch gleich Facebook-Freunden und Firmen Daten über etwa Puls, Schlaf oder Gewicht.

Aber es gehe noch wilder, so die AK: Biometrische Kopfhörer, T-Shirts und Büstenhalter messen den Puls. Intelligente Zahnbürsten melden Zahnputzaktivitäten via Bluetooth auf das Smartphone. Mit einer App können Putzprogramme eingestellt und das -verhalten ausgewertet werden. Ein US-Forscherteam hat Gesundheitssensoren entwickelt, die sich wie entfernbare Tattoos auf die Haut drucken lassen. Sie messen Temperatur und ausgeübte Kräfte.

Überwachung auch am Arbeitsplatz
Entwickler hätten auch die Arbeitswelt im Auge. Als Beispiel führte die AK das US-System Theatro an: Es ermöglicht die Ortung von Angestellten und bietet die Auswertung von deren Verhalten, Produktivität und Bewegungsmuster an. Überwachungsboxen im Auto zeichnen das Fahrverhalten auf und übertragen etwa Beschleunigungswerte an Versicherungen, die die Höhe der Prämienzahlung von den Daten abhängig machen. In Spanien, Großbritannien und den USA ist dieses Prinzip schon etabliert.

AK fordert strengeren Datenschutz
"Die Entwicklung wirft zahllose Fragen in Bezug auf Privatsphäre und Überwachungsgelüste auf", erklärte Zimmer. "Informationen über das Privatleben können noch intensiver ausgebeutet werden." Falsche Schlussfolgerungen hätten dann "negative Auswirkungen auf Einzelne", kritisiert die AK und fordert mehr Schutz für und einen verantwortungsbewussteren Umgang mit den Daten der Nutzer. Ein möglicher Ansatz: Heikle neue Trends sollten eine Datenschutz-Zertifizierung durchlaufen müssen, etwa das europäische Datenschutz-Gütesiegel EuroPriSe.

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