Alltags-Rechner

Der “Personal Computer” feiert 30. Geburtstag

Elektronik
11.08.2011 13:26
Eigentlich war das IBM-Modell 5150 alles andere als ein Meilenstein: Der etwa schreibmaschinengroße Kasten bot in der Basisversion lediglich einen 16-Bit-Prozessor mit 4,77 Megahertz sowie 16 Kilobyte Arbeitsspeicher. Die Daten wurden auf Diskette gespeichert, eine Festplatte gab es nicht. Dennoch entwickelte sich der erste kommerzielle "Personal Computer", den der Konzern am 12. August 1981 in New York öffentlich vorstellte, zum Vorbild für jenen Allzweckrechner-Typen, der in den folgenden Jahren seinen Siegeszug durch Büros und Privathaushalte antreten und der Computertechnologie im Alltag zum Durchbruch verhelfen sollte.

Dass der IBM 5150 trotz der – selbst für damalige Verhältnisse - durchschnittlichen Ausstattung stilprägend für die Computerindustrie wurde, lag vor allem daran, dass er zur richtigen Zeit kam und einen Nerv bei Konsumenten und Mitbewerbern traf. Der PC war IBMs Antwort auf einen wachsenden Markt von preisgünstigen Kompaktrechnern, die neu gegründete Computerfirmen wie Commodore oder Apple auf den Markt brachten.

Der Elektronikkonzern, eher bekannt für seine Großrechner, wollte ein eigenes Modell für den Hausgebrauch entwickeln. Die Manager waren nicht darauf aus, ein neues Kapitel der Computergeschichte zu schreiben, vielmehr sollte durch das eher defensive Manöver die Startup-Konkurrenz vom Markt gefegt werden.

Microsoft und Intel an Bord geholt
Innerhalb weniger Monate entwickelte ein Team im IBM-Forschungslabor in Boca Raton im US-Bundesstaat Florida den 5150. Statt den Rechner von Grund auf neu zu konzipieren, kaufte IBM das Knowhow kleinerer Dienstleister ein. Das Betriebssystem für den PC lieferte ein damals noch sehr junges und recht unbekanntes Unternehmen: Microsoft. Dieses hatte zwar auch keine passende Software vorrätig, Bill Gates und Paul Allen erkannten jedoch die Bedeutung des IBM-Auftrags.

Die beiden Microsoft-Gründer kauften Systemsoftware von anderen Entwicklern ein und lizensierten diese als PC-DOS 1.0 an IBM. Den Prozessor für den 5150 lieferte Intel. Die später als "Wintel" bezeichnete Kombination legte den Grundstein für den Erfolg von Microsoft und Intel. Bis heute wird ein Großteil der PCs mit einem Betriebssystem von Microsoft und einem Prozessor von Intel ausgeliefert.

"Persönlicher Rechner" für zu Hause
Der IBM-PC eignete sich für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und auch Telespiele. "Es ist der Computer für jeden, der schon immer einen persönlichen Rechner im Büro, auf dem Campus einer Universität oder zu Hause haben wollte", pries IBM-Vizepräsident C. B. Rogers das Modell in einer Presseerklärung an. In der einfachsten Version kostete der 5150, an den Drucker, Bildschirm und Tastatur angeschlossen werden konnten, 1.565 Dollar. Die Basis-Ausstattung bestand anfangs aus einem 16-Bit-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 4,77 Megahertz sowie 16 Kilobyte Arbeitsspeicher. Heute bringen es PCs auf Taktfrequenzen von fünf Gigahertz, also das 1.000-Fache. Die Arbeitsspeicherkapazität liegt inzwischen bei mindestens zwei Gigabyte, das ist weit mehr als 100.000 Mal so viel.

Binnen kuzer Zeit zum inoffiziellen Industriestandard avanciert
Eine Besonderheit des Rechners war sein modularer Aufbau: Neue Funktionen oder leistungsfähigere Komponenten konnten durch Steckkarten nachgerüstet werden. Zur starken Verbreitung trug auch das offene Konzept bei: Andere Hersteller durften die grundlegende Architektur ohne Lizenzabgaben nachbauen. Durch das Zusammenspiel von zentralen Rechner-Komponenten sowie Microsofts Betriebssystem MS DOS wurde der PC schnell weltweit zu einer Art inoffiziellem Industriestandard.

Das aber hatte nichts mit Strategie zu tun - sondern mit Nachahmern, die den nach dem Baukastenprinzip konstruierten 5150 kopierten. Microsoft kam dabei die Schlüsselrolle zu: Bill Gates hatte die Lizenz für sein Betriebssystem behalten und belieferte damit ganz legal auch jene, die mit den gleichen Bauteilen wie IBM eigene "Heim-Computer" zusammenschraubten. Firmen wie Compaq brachten bis Anfang der 1990er-Jahre die ersten billigen, wirklich massentauglichen PCs auf den Markt. IBM verlor den Kampf um Marktanteile - und die Konkurrenz hatte in Sachen PC am Ende den längeren Atem. Bill Gates wurde zum Milliardär.

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