Werbung vs Realität

AK-Test: Große Unterschiede bei mobiler Bandbreite

Web
29.03.2018 11:33

Superschnelles mobiles Internet übers Smartphone? Werbesprüche und tatsächlich verfügbare Bandbreite klaffen in der Realität oft weit auseinander, wie ein exemplarischer Test der Arbeiterkammer zeigt. Denn: Die Anbieter vereinbaren bei Stau im Netz oft Vorrangregeln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen.

Handy-Anbieter werben mit maximalen Bandbreiten bis zu 150 Mbit/s oder sogar 300 Mbit/s. Doch der mobile Internetzugang ist für Nutzer nicht exklusiv – sie teilen sich ihn mit anderen. Vor allem in Ballungsräumen kann es daher in der Funkzelle eng werden und die Verbindung lahm.

Die AK ist der Frage auf den Grund gegangen, mit welchen stabilen Bandbreiten Nutzer unter halbwegs guten Bedingungen (guter Netzstandort, geringe Zellenauslastung, passendes Handy) rechnen können und was bei Kapazitätsengpässen passiert. Für den exemplarischen Test (241 Messungen) in Wien Floridsdorf mit LTE-Netzabdeckung wurden acht Wertkarten-Tarife von sechs Handy-Anbietern – A1, T-Mobile, Drei, yesss, HoT und Media Markt – herangezogen.

Viel Bandbreite bei der Bandbreite
Ergebnis:
Bei acht getesteten Wertkarten lag die tatsächlich erzielte Bandbreite bei zwölf bis 148 Prozent der beworbenen maximalen Bandbreite. Bei einem Tarif mit bis zu 21 Mbit/s Geschwindigkeit wurden etwa durchschnittlich 31 Mbit/s gemessen (fast 50 Prozent mehr), bei einem anderen durchschnittlich nur zwölf Prozent des beworbenen Maximalwertes von 150 Mbits/s.

Je höher die beworbene Bandbreite, umso seltener decken sich Theorie und Praxis
Als Faustregel gilt: Beworbene maximale Bandbreiten sind Werte unter Idealbedingungen. Anders gesagt: Sie sind eher selten erreichbar. Je niedriger das beworbene Maximaltempo, desto wahrscheinlicher erreicht man dieses auch. Maximalraten von 50 Mbit/s wurden im AK-Test (an einem guten Wiener Standort) noch relativ regelmäßig gemessen, „bis zu“ 100 oder 150 Mbit/s Werbeversprechen nur selten (bei sechs von 88 Messungen). Die drei Test-Wertkarten, die bis zu 100 Mbit/s oder 150 Mbit/s erreichen sollten, erreichten tatsächlich durchschnittlich zwölf, 29 oder 70 Prozent des beworbenen Maximalwertes.

Vorrangregeln bei Auslastung beeinflussen Tempo
Mit ein Grund dafür:
Bei Engpässen entscheiden die Anbieter, wie sie die Bandbreiten auf ihre Nutzer verteilen. Bei A1, T-Mobile und Drei erhalten mobile Kunden gegenüber jenen mit Stand-PC bei Netzauslastung doppelt so viel Bandbreite. Bei Drei werden die Bandbreiten innerhalb der beiden Nutzungsklassen proportional reduziert. T-Mobile reduziert bei Kunden mit den größeren maximalen Bandbreiten zuerst.

„Superschnelles mobiles Internet oft leeres Versprechen“
Der exemplarische Test zeige, „dass superschnelles mobiles Internet oft ein leeres Versprechen bleibt“, resümiert die AK in einer Mitteilung. „Derzeit gibt es oft ein Missverhältnis zwischen beworbenen Maximalwerten und den niedrigen Werten, die in den Verträgen vereinbart werden“, kritisiert Konsumentenschützerin Daniela Zimmer.

AK fordert offizielles Beweis-Tool
Die AK fordert den Telekomregulator RTR daher auf, gemäß der EU-Telekom-Binnenmarkt-Verordnung per Telekomgesetz das Verhältnis zwischen den Werten im Vertrag und der Werbung zu verankern sowie ein zertifiziertes Tool als Beweishilfe anzubieten, mit dem Betroffene nicht vertragskonforme Leistung außer Streit stellen können.

Machen Sie den Speed-Test
Bis ein solches Beweis-Tool verfügbar ist, empfiehlt Zimmer: „Messen Sie vor Vertragsabschluss oder bei unbefriedigenden Übertragungsraten selbst nach.“ Etwa mit dem RTR-Netztest unter netztest.at.

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