„Neue Seidenstraße“

Wer ist früher in Belgrad: Die EU oder China?

Ausland
03.02.2018 07:20

Die EU weiß viel zu oft nicht, was sie tut. China weiß es - und handelt nachhaltig. Die Strategen Chinas sind auf dem Sprung nach Europa: vom Osten her über die "neue Seidenstraße" und vom Süden her über Griechenland nach Serbien. Den Hafen von Piräus haben China-Firmen schon gepachtet. Seither funktioniert er. Nun folgt der Hafen von Saloniki. Chinas Staatschef Xi Jinping nannte Griechenland "das Tor nach Europa".

Das geht einher mit dem Ausbau der maroden Infrastruktur Richtung Belgrad und dann Budapest. Hinter dem Plan für einen neuen Donauhafen der serbischen Hauptstadt stecken chinesische Investoren.

Den großen Masterplan zur Erschließung neuer Märkte lässt sich das Reich der Mitte viel kosten und greift tief in seine von den westlichen Importeuren reichlich gefüllte Devisenschatzkiste. China ist heute schon Serbiens viertgrößter Handelspartner.

China bot sich schon in Serbiens Nachkriegs-Krise als Partner an, als die neue und erfolgreiche Marktwirtschaftspolitik in Belgrad noch gar nicht angesagt war. In Serbien wurden schon 2,5 Milliarden Euro investiert.

Verschläft die EU die Entwicklung?
Der Präsident der serbischen Handelskammer, Marko Cadez, warnt: "Es gibt heute keine dynamischere und nachhaltiger planende Nation als China. Unsere europäischen Partner müssen aufpassen, dass sie die Chancen hier nicht verschlafen."

Die EU überlegt und überlegt, wie man dem chinesischen Vormarsch auf dem Balkan begegnen könnte. In den zähen EU-Beitrittsverhandlungen mit Serbien wurden bisher zwölf der 35 Kapitel eröffnet und zwei abgeschlossen. "Es liegt an Belgrad", heißt es in Brüssel. "Es liegt an der EU", heißt es in Belgrad. Österreichs Präsident Alexander Van der Bellen erklärte am Freitag nach einem Gespräch mit Serbiens Präsident Aleksandar Vucic jedenfalls: "Serbien ist auf gutem Weg."

Streit mit dem Kosovo dauert an
Auf Serbiens Weg in die EU liegen aber einige Stolpersteine. Etwa die logische Bedingung der EU, Serbien müssen sich von seiner verloren gegangenen Herzensprovinz Kosovo, heute zu 95 Prozent von Albanern bewohnt, nun endgültig abnabeln. Eine Anerkennung der Unabhängigkeit kommt für Serbien auf absehbare Zeit nicht infrage und man verweist in Belgrad darauf, dass auch fünf EU-Staaten den Kosovo nicht als Staat anerkennen.

Vucic hat im Juli einen Plan angekündigt, mit dem Kosovo ein geregeltes Nebeneinander zu finden. Das Resultat müsste dann aber durch ein Referendum in Serbien abgesegnet werden. Am Donnerstag hatte Vucic im Interview mit der "Krone" erklärt, Serbien wolle Friedensstifter auf dem Balkan werden.

"Wir wollen in der ersten Liga spielen"
Ob China, ob EU: Keine Alternative für Serbien ist Russland, obwohl man sich emotionell mit den orthodoxen Glaubensbrüdern innig verbunden fühlt. Die russische Wirtschaft hat einfach zu wenig zu bieten. "Wir wollen in der ersten Liga spielen", sagen zumindest die Menschen der neuen Generation. Serbien hat den alten Spruch: Das Herz schlägt für die Brüder im Osten, die Brieftasche zieht es nach Westen.

Kurt Seinitz, Kronen Zeitung

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